Speller Sommernachtslauf
"Ein langer Freitag..."
Bei einer Startplatzverlosung gewannen wir beide einen Startplatz
für den Speller Sommernachtslauf. Spelle ? Wo liegt eigentlich Spelle. Anhand der 4er Postleitzahl dürfte es ja nicht so weit sein, dachten wir beide. Letztlich waren es rund 100 km entfernt kurz
hinter Rheine, aber bereits in Niedersachsen. Der kleine Ort im Emsland richtete diese Veranstaltung bereits zum 29. Mal aus. Ein Freitagabendlauf mit längerer Anfahrtszeit ist immer eine
Herausforderung. Gegen 4 Uhr begann mein Tag und durch das frühe Aufstehen war man eigentlich bereits am Nachmittag schon k.o. und hatte eigentlich keine Lust für irgendwelche Aktivitäten, zumal
es ja ein Wettkampf ist. So fuhren wir gegen 15:30 Uhr über die A 31 ins Emsland.
Lust hatten wir beide eigentlich nicht. Aber meist dann werden es die besten Wettkämpfe. Da ich für den Münster-Marathon trainiere, sollte dies auch ein schöner Test sein, wie weit ich bin. Angekommen in Spelle waren auch schon die Kinder- und Schüler-Läufe zugange. Rund um einige originelle Fachwerkhäuser war alles aufgebaut was das Läuferherz begehrt. Viele schöne Sitzgelegenheiten wie in einen Biergarten mit vorliegender Bühne für die Siegerehrung. Kuchenzelt, Fotoservice, eingezäunte Zielverpflegung bzw. Getränke für Läufer. In der nahegelegenen Sporthalle waren die Duschen. Alles sehr schön organisiert und da macht es als Läufer Spaß zu starten. Bevor wir gegen 18.40 Uhr starteten drehten Angelika und ich noch unsere Einlaufrunde. Die müden Beine hatten eigentlich keine Lust, zumal uns heftiger Gegenwind entgegen pustete. Toll, das wird spaßig ! Die DLV amtlich vermessene Halbmarathon-Strecke starteten rund 300 m vom Ziel entfernt oberhalb einer Straße. Das hieß zwar zunächst Abwärtslaufen, was aber bei zwei zu laufenden Runden auch Aufwärtspassagen hatte.
Für diesen Lauf entschied ich mich wieder für den Saucony Kinvara. Ein Schuh, der sich gerade bei schnellen Asphaltstrecken gut anfühlt. Die Lebensdauer von diesem Schuh ist zwar nie lang, aber ich laufe ihn eigentlich auch nur bei schnellen Trainingseinheiten oder Wettlämpfen. Mein Ziel war ungefähr um die 4:30 Min. je Kilometer zu laufen, um eine Zeit zwischen 1:35 bis 1:39 zu laufen. Bei den Windgegebenheiten und doch rund 24 Grad vermutete ich eher das letztgenannte. Der 1. Kilometer mit 4:25 Min. passte ganz gut und da das kleine Läuferfeld schnell auseinander gezogen wurde, bildeten sich kleine Grüppchen. Vor mir setzte sich eine kleine Gruppe mit 3 Läufern ab, hinter mir verlorene einige den Anschluss. Wir liefen durch den kleinen Ortsteil Vennhus und da war auch schon die 2. Getränkestelle bei ca. km 5. Einige vereinzelte Anwohner und Kinder feuerten die Läufer an, aber mehr oder weniger lief man einsam. Trotzdem sehr schön über die Wirtschaftswege von Spelle. Auch wenn die Strecke gut zu laufen ist, so kam es einen vor, als ob man ständig nur leicht ansteigend lief. Der Gegenwind war bisher sehr störend gewesen. Bei km 5,4 kam dann überraschend ein Traktor mit 2 (!!) großen Anhänger von rechts rausgeschossen und stand mitten auf der Wettkampfstrecke, da er mit beiden Anhänger nicht so einfach einbiegen konnte. Das hatte zufolge, das die 3 Läufer vor mir und ich abrupt abstoppen musste und über die holprige Wegbegrenzung laufen musste. Das Tempo bei mir war recht gleichmässig. Meist um die 4:28 Min., an den Getränkestationen kamen dann ein paar Sekunden drauf. Es lief erstaunlich gut. Kilometer 10 erreichte ich mit einer Durchgangszeit von 44:56 Min., bevor es in die 2. Runde ging. Vor mir ein älterer Läufer, der an Tempo verlor. Ich schloss zu ihn auf und als ich auf seiner Höhe war, gab er Gas - setzte sich erneut vor mir, bevor ich ihn nach 200 m erneut überholte. Vermutlich dachte er wir wären in der gleichen Altersklasse. Ich hörte zwar noch sein Keuchen hinter mir, aber das wurde von mal zu mal leiser. Die 3er Gruppe vor mir ging auseinander. Zum ersten konnte ich aufschließen und die nächsten Kilometer liefen wir gemeinsam. Er machte es sich ein wenig einfacher und lief direkt hinter mir im Windschatten. Bei der Getränkestation ca. bei km 12 setzte er sich sogar zunächst deutlich vor mir, da ich mich zunächst mit Wasser und einen Gel versorgte. Doch so langsam merkte man den einen oder anderen an, dass die ersten Körner verschossen waren. Auch bei mir wurde es leicht schwieriger. Das Tempo bin ich schon lange nicht mehr gelaufen über so eine Distanz und das signalisierte mir auch meine rechte Wade, die leicht anfing zu bollern. Mit Kompressionssocken habe ich da nicht so große Probleme, aber diese trug ich nunmal heute auf Grund der Temperaturen nicht. Den Läufer vor mir kassierte ich dann zwar noch ein, aber ein wenig Tempo musste ich herausnehmen. Jetzt bloß nicht wegen einem Krampf stehen bleiben müssen, dann versaust Dir die ganze Zeit dachte ich mir. Gerne wäre ich an einer Verpflegungsstelle stehen geblieben und hätte erstmal was getrunken. Aber das war mir nun zu riskant. Also im Laufen nur einen kleinen Schluck Wasser und den Rest über den Kopf.
Bei km 18 muss ich einen mir entgegenkommenden Radfahrer ausweichen und diese Bewegung war gar nicht gut. Die Wade bollerte nun noch mehr. Trotzdem lief ich noch um die 4:40 Min. je Kilometer. Es ging nach Spelle rein und nach einem kleinen Anstieg ging es abwärts noch ein paar hundert mit einer Linksschleife Richtung Ziel. Ich versuche noch ein wenig Tempo zu machen, aber für die 1:35 fehlte dann doch noch ein wenig die Kraft. Abgeklatscht mit dem Läufer, der mir in Windschatten lief und zwei leckere Radler getrunken. Toll gelaufen, auch wenn es zum Ende hin muskeläre Probleme gab. Bei besseren Bedinungen wäre vielleicht sogar noch mehr drin gewesen. So freute ich mich über eine 1:36:07 Std.. Ich stellte mich am Ende der Strecke um auf meinen Schatz zu warten, wo ich hoffte, dass sie endlich ihr Ziel erreichen würde: "unter 2 Stunden"! Ich war eigentlich zuversichtlich das sie es trotz heutiger Lustlosigkeit und Müdigkeit schaffen würde. Und so war es auch! Sie beschleunigte noch auf den letzten Metern und kam sogar mit 1:58:54 Std. deutlich unter den 2 Stunden. Gemeinsam im Ziel ein wenig getrunken, ging ich anschließend zur Urkundenausgabe und fragte nach meiner Zeit. Die Dame dahinter sagte: Herzlichen Glückwunsch, sie sind auf dem 3. Platz in der Altersklasse (von 23), da gibts was bei der Siegerehrung. Die Laune wurde immer besser bei uns, schnell umgezogen und ab zum "Biergarten". Ein Mantateller verdrückt und nach einer längeren Wartezeit, gab dann auch ein Weinpräsent für Altersklassenplazierten von 1 bis 3. Angelika verpasste leider ganz knapp den Podestplatz und das nun zum 2. mal in Folge! Schade !! Gegen 22.00 Uhr ging es dann letztlich nach Hause. Bis wir zu Hause waren und uns noch ein fettes Eis sowie ein Glas Wein gönnten, war es dann letztlich 24.00 Uhr. Ein sehr sehr langer Tag ging zu Ende und wir fielen völlig erschöpft in unser Bett. Der kurzfristig für den darauffolgenden Tag geplante Dülmener Wasserlauf fiel nun entgültig für uns aus. Es geht nicht alles ! Dafür war es, trotz Lustlosigkeit am Anfang, ein ganzer toller Läuferabend.
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