Rennsteig-Marathon
Dieses Laufjahr ist eine reine Katastrophe…
Es sollte ein letzter schöner Abschluss vom Marathon-Laufen sein. Aber genau wie alle Wettkämpfe zuvor, war es ein Alptraum.
Am frühen Donnerstagmorgen ging es in Richtung Thüringen. Oder besser gesagt, gegen 7.00 Uhr sollte es dort hin gehen. Geplant war eigentlich schon gegen Mittag um 12.00 Uhr da zu sein, um noch einiges vom Tag zu haben. Naja – momentan scheint jeden Entscheidung von mir die falsche zu sein. Das Navi zeigte mir vor Herten, Unfall – abfahren Herten. Ich denke mir – Herten ? Du fährst doch nicht jetzt durch Herten durch, wenn Du über diese Autobahn musst. Eine zweite Info ignorierte ich ebenfalls und schon standen wir in einer Totalsperrung vor Recklinghausen, auf Grund eines schweren Unfalls. Rund 3:30 Stunden brauchten wir bis wir über Castrop-Rauxel und Dortmund endlich auf die Autobahn kamen. So kamen wir letztlich um 15:30 Uhr in Scheibe-Alsbach an und waren von der Fahrt eigentlich schon platt. Nichts destotrotz packten wir unsere Klamotten schnell aus und machten uns auf Erkundungstour.
Es sollte eine kleine gemütliche Runde um die Talsperre werden – rund 6 km – bei strahlenden Sonnenschein. Geworden sind es letztlich 10 km plus weitere Wanderung zum Rennsteig hoch. Viel zu viel so kurz vor dem Marathon. Aber dieser Marathon sollte ja auch eigentlich nur noch ein Fun-Marathon werden. Die Umgebung rund um Scheibe-Alsbach ist einfach so schön – da wollte man noch mehr in sich einwirken lassen.
So war auch der nächste Tag: Aus einen gemütlichen Spaziergang hoch zum Rennsteig bei Limbach, wollten wir eine „Abkürzung“ über einen kleinen Weg steil bergab nehmen. Letztlich endete der Weg und wir wanderten durchs Nadelgehölz und Böschungen eine gefühlte Ewigkeit um auf einen Weg zu kommen. Da war die Schmerzgrenze schon überschritten, auch wenn wir darüber lachten. Nachdem wir in die Ferienwohnung zurück waren, hieß es erstmal umziehen, da alle Sachen durch und durch „versaut“ waren. Am frühen Nachmittag ging es dann in Richtung Neuhaus, wo wir die Startunterlagen abholten und uns auf der Kloßparty satt futterten.
Nicht allzu waren wir wieder in unserer Ferienwohnung und bereiteten alles vor. Gegen 4.00 Uhr ging bereits der Wecker und um 4:45 Uhr machten wir uns schon auf den Weg in Richtung Schmiedefeld. Dort war geplant unser Wagen zu parken um nicht nach dem Marathon extra noch einmal zurück zufahren. Guter Zeitpunkt, denn als wir in Schmiedefeld ankamen, war alles schon überfüllt und ein Parkplatz nach dem anderen schloss bereits. Ab in Richtung Haltestelle wo pünktlich gegen 6:30 Uhr der Shuttlebus losfuhr. Es hieß wieder durch die Berge nach Neuhaus zum Start. Umgezogen, Kleiderbeutel aufgegeben und schon schunkelten etliche tausend gemeinsam den „Schneewalzer“ und sangen das Rennsteiglied. Der Schneewalzer hier zur Veranstaltung entstand, so erzähle mir eine Läuferin, dass vor etlichen Jahren – und das gegen Ende Mai – es hier zum Start zum schneien anfing.
Um 9.00 Uhr fiel der Startschuss und Angelika und ich verabschiedeten uns. Zunächst ansteigend auf den ersten Kilometer. Es lief sehr gut. Ich lief gleichmäßig und ließ mich nicht hetzen. Nach dem Abwärtslaufen bei km 4 hatte ich den Schnitt als es bei km 5,5 im Wald ging auf 5:16 Min./km gebracht. Was auf eine 3:45 Std. deuten würde. Mir war aber bewusst, das ja noch nichts schwieriges bisher zu laufen war und dies deutlich langsamer werden würde. Auf den unebenen Waldboden waren nun die ersten Stürze, einer davon fiel mir direkt in den Hacken. Knackiger Anstieg dann bei km 9 bei Limbach. Hier ging es richtig hoch und die ersten hatten schon Probleme. An jeder Getränkestation stehen geblieben, lief es weiterhin gut. Der Schnitt mit nun fast 5:30 Min./km war deutlich runter gegangen, aber das war bei dem Profil und Untergrund normal zu erwarten gewesen.
Es ging weiter auf und ab in Richtung Masserberg. Auch diesen bewältigte ich sehr gut, doch nun kam der berüchtigte Hohlweg über großen Wurzeln, Steinen und sonstigen großen Unebenheiten. Hier kamen mehrere zu stolpern, die es zu eilig hatten. Dieser Abschnitt, der rund 1,4 km lang abwärts geht, ist eine große Herausforderung – siehe auch die angefügten Bildern, die wir anschließend von diesem Streckenabschnitt schossen. Ich durchlief den Hohlweg eigentlich sehr gut, aber für die Muskeln war er scheinbar nicht mehr so gut.
So ging es nun auf das große Asphaltstück über eine Hauptstraße, stetig bergauf. Dieser Abschnitt ist in meinen Augen unangenehm. Und hier – bereits bei km 22 hatte ich meine ersten Probleme. Ich kam zwar immer wieder gut ins Laufen, aber als es anschließend bei km 30,5 steil bergauf ging – machte meine rechte komplette Wade dicht. So dicht wie nie zuvor. Ich konnte das Bein gar nicht mehr richtig bewegen, sodass selbst Gehen teilweise nicht möglich war und ich stehenbleiben musste, um die Wade zu massieren. So schleppte ich mich immer weiter. Als ich an der Versorgungsstation bei km 33 ankam, blieb ich stehen und war am überlegen ob ich aussteigen sollte. Aussteigen ? Ausgerechnet bei meinem letzten Marathon ? Ich entschied mich weiter zu traben – die Zeit war mir egal, hauptsache ankommen.
Unterwegs kam mir dann der Gedanke: Warum bist Du nur weitergelaufen ? Es wurde immer schlimmer. Ich konnte den rechten Fuß kaum noch aufsetzen und die Wade war völlig zu. Traben, Gehen, Humpeln, Traben, Gehen, Humpeln – so schleppte ich mich ins Ziel. Mein langsamster Marathon, den ich je gelaufen bin und das ausgerechnet beim Letzten. Das hatte nichts mehr mit Laufen zu tun gehabt. Schwer enttäuscht! So sollte das eigentlich nicht enden. Nach den ganzen katastrophalen Wettkämpfen fehlt einen überhaupt die Lust noch einen Wettkampf zu laufen. Auch keine kürzere Distanz. Momentan ist es leider so….
Ich humpelte durch den Zielbereich und irgendwann kam mir beim
letzten Anstieg mein Schatz entgegen mit Pippi in den Augen. Zumindest ein wenig konnten wir uns über ihre Verbesserung von fast 3 Minuten freuen, als ich mich im Sanitäterwagen versorgen ließ.
Eine Physiotherapeutin legte Hand an, an meiner Wade – aber eine Verbesserung trat zunächst nicht ein. Irgendwie schleppte ich mich danach unter der Dusche und wir genossen noch den Abend auf der
Marathon-Party.
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