Rennsteig-Super-Marathon

„Diesen Weg auf den Höhen sind wir oft gegangen….“

Diese Zeile stammt aus dem Rennsteiglied und es trifft wahrlich zu. Das Lied ist in den letzten Wochen zu einen echten Ohrwurm geworden. War auch gut so – schließlich wollten wir auf der After-Race-Party mitschallern mit allen Läufern.

 

72,7 km – irgendwie machte man sich nicht richtig Gedanken über diesen Ausmaß an Kilometern als man sich bereits im vergangenen Oktober anmeldete. Der Rennsteig-Lauf gehört genauso in ein Läuferleben wie der New York Marathon. Doch musste es sofort die Königsdisziplin sein ? Die Vorstellung der Distanz übertraf noch die Vorstellung hierbei 1.489 Höhenmeter zu bewältigen.

Und so war die Nervosität bei mir in den letzten Tagen, genauso wie vor meinen ersten Marathon. Zudem hatte ich erneut Magen-Darmprobleme – wobei ich nicht ausschließen würde, dass hierbei die Nervosität auch einiges dazu beigetragen hat.

 

Bei der Buchung des Marathons, welcher sogar zum Marathon des Jahres gewählt wurde, hatten wir schon das erste Problem: Eine Unterkunft zu finden war jedoch sehr schwierig. Und das im Oktober für ein Lauf im Mai. Wer einmal hier scheinbar gelaufen ist, bucht für Jahre im Voraus. So jedenfalls die Auskunft mehrerer Anbieter von Ferienwohnungen.

Fast hätte sich dieses Vorhaben schon vorzeitig erledigt, wenn wir nicht noch im Nachbar-Ort Stützerbach – rund 7 km entfernt vom Ziel, eine Zusage erhalten hätten.

Für dieses Vorhaben war ,mein Ziel jeden Monat einen Marathon zu laufen, mal flott – mal langsam. So hatte ich bis Mai auch 7 Marathons zusammen bekommen sowie einen Trainingslauf von 51 km.

Das restliche Training war mehr durchwachsen, da es ab Ende Januar, durch Angelikas OP noch nicht sicher war, ob wir überhaupt dorthin fahren würden. Letztlich stieg Angelika noch rechtzeitig ein um am Halbmarathon teilzunehmen und ich lief weiter meinen monatlichen Marathon. Was einen jedoch auf jeden Fall fehlte – waren kräftige Höhenmeter im Training. Da nutzte es auch nichts, den Ibbenbürener Klippenlauf und den Hermannslauf zu laufen. Vorher lag schon einiges im argen.

 

Am Donnerstag ging es dann nach dem Frühstück los in Richtung Thüringen. Rund 420 Kilometer standen uns bevor und in der Nähe von Kassel standen wir in einen dicken Stau. So kamen wir fast 1 ½ Stunden später als geplant in Stützerbach an. Unsere FeWo-Vermieterin war nicht anzutreffen, nur ein Zettel an der Tür wir sollten uns bei ihr melden. Oha ! Ich rief sie an und sie lotste uns durch den Ort, ganz woanders hin. Zu einer anderen Ferienwohnung. Irgendwie scheinte sie unsere Buchung nicht in ihrem Kalender im Vorjahr nicht übertragen zu haben. Aber sie bot uns eine andere – sogar besser FeWo an und wir waren in keinster Weise enttäuscht.

 

Nachdem wir unsere Sachen ausgepackt hatten, ging es erstmal auf die Rennsteig-Strecke. Man wollte schließlich testen, wo man am übernächsten Tag laufen wird. Naja – nach dem Trainingslauf war ich noch nervöse. Das war heftig und nichtmals das, was einen erwarten würde. Die Strecke hingegen – ein Traum! Das ist Laufen und hier kann man wirklich sagen, ein atemberaubener Landschaftslauf.

Immer wieder in es einen durch den Kopf – 72,7 km – das heißt 2 mal einen langen Trainingslauf von 36 km hintereinander, die Berge noch einzuschließen. Ich bin ehrlich, auf Grund der Magenprobleme dachte ich sogar für einen Moment nach, auf eine andere Distanz umzumelden. Aber ich tat es nicht.

Geplant war mit Rucksack zu laufen. Mehrere Riegel, Gels und anderes Proviant sollte dabei sein. Denn die Masse an Verpflegungsstellen gab es nicht.

In der Ausschreibung des Rennsteiglaufes wurde auf den Shuttle-Service hingewiesen. Dieser fuhr auch über unseren Ort, aber mit unterschiedlichen Angaben. Einmal hie0 es alle Haltestellen, einmal hieß es die Haltestelle mit dem Namen „Erholung“. Doch diese war sehr weit von uns entfernt. So hatte man Schiss mitten in der Nacht an einer Haltestelle zu stehen und  nicht zum Lauf zu kommen. Es konnte uns auch keiner was dazu sagen, denn dieser Shuttle-Service wurde das erste Mal angeboten. Viele Ungewissheiten, aber wie man nachher von anderen Läufern hörte – erging es denen genauso.

Am Freitag fuhren wir dann nach dem Frühstück in Richtung Eisenach, schließlich Strassenmässig über 90 km entfernt war. Wir konnten ja nicht querfeldein wie die Läufer über den Rennsteig fahren J Hier wollten wir zunächst meine Startunterlagen abholen und uns ein Bild vom Startort machen. Für die Rennsteigläufer wurde in der nahen Umgebung ein extra Parkplatz reserviert und so waren wir auch schnell in der City, wo schon das Festzelt für die Kloßparty aufgebaut war.

Gegen 14.00 Uhr wurde dann die Ausgabe der Starterbeutel eröffnet und innerhalb von Sekunden, ging die Schlange hierzu bis außerhalb des Verwaltungsgebäudes. Und was hörte man beim Betreten des Raumes? Natürlich das Rennsteig-Lied. Irgendwie bekam man richtig Gänsehaut – die ganze Region lebt für dieses Event und man im Mitten dieses Geschehens. Noch ein paar Laufandenken geholt, Chip getestet und ab nach Oberhof zur Startunterlagenausgabe der Halbmarathonis.

Hier war bei 7.500 Teilnehmern „der Bär los“! Eine Messe war aufgebaut und im Festzelt war die „Klosparty“ im vollem Gange. Mit 2 Klößen mit Gulasch war zunächst auch Rolli gestärkt. Ein Abstecher zu den Wintersportanlagen von Oberhof mit einem wunderschönen Ausblick über den Thüringer Wald bevor es auch  noch zum Zielort Schmiedefeld ging. Auch hier hielten wir uns noch ein Stündchen auf, besorgten uns noch Bananen. Anschließend fuhren wir zur Ferienwohnung. Eigentlich schon zuviel auf den Beinen für so einen Lauf.

Die Temperaturen schienen für den morgigen Tag passabel zu sein und so ließ ich Langarmpullover, Mütze u.a. in der FeWo.

Der Nervosität stieg von Minute zu Minute. Früh in die „Falle“, mit Schlafen war aber nicht viel. Um 1:45 Uhr stand ich auf, stelle für Angelika den Wecker auf 4:00 Uhr und machte mich fertig. Kleines Frühstück, noch ein Brot für unterwegs und los ging es in Richtung Haltestelle. Von Beleuchtung auf unserer Strasse war nicht viel zu sehen. So tastete man sich durch die Dunkelheit. Hoffentlich hält auch der Bus an dieser Haltestelle – ansonsten hast Du ein Problem, dachte ich mir immer wieder.

 

Gegen 3:15 Uhr gesellten sich noch 2 weitere Läufer zu mir, sie hofften ebenso wie ich, das der Bus auch hier halten würde.

Alle Sorge umsonst, irgendwo in der Dunkelheit tauchte ein Linienbus mit der Aufschrift „Rennsteiglauf“ auf. Im bus war bereits Martin, der im Vorort Manebach dazu stieg. Sicherheitshalber hatte ich ihm noch eine SMS am Abend geschickt, er solle den Busfahrer notfalls darauf hinweisen an der Haltestelle „Eintracht“ zu halten. Naja – fürs nächste Mal brauch man sich auch hier keine Gedanken machen, die Organisation ist einfach top.

Martin und ich plauderten ein wenig, bis in Schmiedefeld weitere Läufer hinzustiegen und auch die 11 Euro Fahrtkosten abkassiert wurden. Nun hieß es rund 1 ½ Stunden Fahrt, größtenteils über Bundesstraße in Richtung Eisenach. Gelegenheit noch ein wenig die Augen zu schließen.

Die Busse hielten nicht weit vom Start und rund um den Marktplatz herrschte schon eine coole Atmosphäre. Eben eine Ultra-Atmosphäre. Irgendwie anders. Hier haben sich die meisten Läufer einen Laufrucksack umgeschnallt und die Gelassenheit vor dem Start ist größer als auf anderen Distanzen. Hier kommt es nunmal nicht unbedingt auf die Zeit an, sondern um die Distanz gut zu meistern.

Martin und ich packten unseren Kleiderbeutel, gaben diesen ab und  trafen uns noch mit anderen Läufern. Der Countdown lief für meinen längsten Traillauf, den ich je gelaufen bin. Rund um den Marktplatz kreiste der Hubschrauber und als die Rathaus um 6 Uhr pünktlich schlug wurde auch herunter gezählt. Auf gings ! Ganz locker ging es zunächst ein paar hundert Meter durch die City, danach am Martin Luther Denkmal vorbei durch das Nikolaitor. Nach 1,4 km ging es dann über 7,4 km lang stetig aufwärts. Bei der ersten Verlängerungsstation nahmen wir sofort was zu trinken und gingen es weiter ruhig an. Bei km 7,4 hatte man bereits eine Höhe von 434 m NN erreicht und so ging es weiter. Wir liefen einen Split von 6:30 Min./km, der bei dem Profil gar nicht so langsam war. Bei km 12 winkte Martin ab und ließ mich ziehen, da er leichte Probleme mit seinen Oberschenkeln hatte. Bei km 17,96 und einer Höhe von 647 m NN erreichte man die erste richtige Verpflegungsstelle. Von Heidelbeersuppe, Schnittlauchbrot bis hin zu den üblichen Obst und Getränken war alles vertreten.

Ich stärkte mich gut, ließ mir dabei Zeit und machte mich weiter auf die Socken. Immer wieder fiese Anstiege, die man teilweise nichtmals trabend hoch kam. Trotzdem hatte ich zwischenzeitlich einen Gesatm-Schnitt von 6:14 Min./km erlaufen. Es kamen Abschnitte, wo man höllisch aufpassen musste nicht zu stürzen. Viele Baumwurzeln, wo man von rechts nach links sprang. Immer wieder geriet der eine oder andere ins straucheln oder stürzte sogar. Lieber langsam, als auf die Nase zu fallen. So klappte es auch eigentlich gut – bis km 23,5. Hier waren zwar nicht so viele Wurzeln auf der Strecke, aber eine Unachtsamkeit reichte um richtig zu stürzen. Hier war nichts mit abrollen oder ähnliches. Von einen Moment zu den anderen flog ich längst nach vorne, riss mir ein Stück am linken Finger offen, knallte mit den rechten Arm auf den Boden und das rechte Knie machte ebenfalls Bekanntschaft mit dem Rennsteig. An allen Ecken blutete es und mehrere Läufer kamen zu mir um mir zu helfen. In diesen Moment geht einen viel durch den Kopf. An der linken Hand lief das Blut und die rechte Seite war von Ellenbogen  bis zum Knie auch an mehreren Stellen abgeschürft. Zudem bin ich so gefallen das ich auch in der rechten Wade einen Krampf bekomme. Was mache ich ? War`s das ? Einen Moment dachte ich auf zugeben. Blieb stehen. Ein Streckenposten kam mir entgegen und meinte in knapp einen Kilometer ist die Bergwacht, da könnte ich mich verarzten lassen.

Und das war dann der Punkt, wo ich dachte: Lauf weiter, hol Dir einen Verband und dann machst Du weiter. Ich wickelte ein Taschentuch über den blutenden Finger und trabte weiter. Wir hatten nunmehr den Inselberg mit einer Höhe von 916 m  erreicht. Ich sah keine Bergwacht, was macht Roland – ich laufe einfach weiter.

Nun ging es Treppen steil runter, die man eigentlich nicht laufen konnte. Mit der Angst im Kopf nochmal zu stürzen ging ich diese lieber runter. Danach über Waldwege enorm steil bergab – auf nur 1,3 km ist man schon wieder auf 746 m angelangt. Immer wieder kreiste es einen in den Kopf: Kann ich so überhaupt noch rund 50 km weiterlaufen ? Jedenfalls ging ich noch vorsichtiger an als zuvor, achtete auf jede Unebenheit. Wenn man meint, nach den ersten 25 km hätte man die dicksten Anstiege hinter sich, sieht sich getäuscht. Immer wieder kommen dicke Anstiege, die eigentlich jeder hoch geht. Mancher versucht es erst, kapituliert dann aber irgendwann um Kräfte zu sparen. Bei der nächsten Getränkestation versorge ich mich gut und setze mir von nun an immer kleine Zwischenziele. Ich will diesen Lauf finishen, ich will dieses Finishershirt, was nur die Supermarathonis bekommen. Zwischendurch wird der eine oder andere Läufer mit einen Gelände-Quad wegtransportiert. Meist wegen Verletzungen durch Stürze. Es geht immer leicht auf und ab. Wir machen Höhenmeter über Höhenmeter. Das Profil merke ich mittlerweile sehr gut, denn meine Waden bollern ab km 33 sehr gut. Gut das ich die Kompressionssocken anhabe, sie verhindern den einen oder anderen Krampf. Diese Dinger haben mir schon oft geholfen und sollen mich auch heute ins Ziel bringen. Bei km 37,47 erreicht man das nächste Verpflegungsdorf. Ein Schild weist einen darauf hin, dass man die „Hälfte“ geschafft hat.
An den Verpflegungsstationen werden auch kleine Salztüten angeboten - auch die sollte man zu sich nehmen, nach den ganzen Mineralien, die man zwischenzeitlich unterwegs verloren hat, tut dies richtig gut.
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Unvorstellbar, nochmal das gleiche zu Laufen. Ich bin nämlich ganz schön k.o.! ich nehme Haferschleim zu mir, esse ein paar Knackwürstchen, trinke Tee und vieles mehr. Ich lasse mir Zeit, Stärken für die nächste Hälfte, denn ich sehe schon vom Verpflegungsdorf den nächsten Anstieg. Noch ein paar Apfelstücke im Mund und los geht’s. Das das Knie und die Hand schmerzt, nehme ich nicht wahr. Die blutende Hand nervt noch ein wenig, aber ich drücke weiter ein Taschentuch drauf. Der Glasberg, die Alte Ausspanne und der Nesselberg sind weitere fiese Anstiege, wo man nicht läuft sondern irgendwie hochkraxelt. Manchmal versucht man zu traben, gibt aber irgendwann auf. Aber so machen es eigentlich alle. Zwischendurch hatte ich meinen Schatz per SMS über meinen Sturz geschrieben und dass sie sich keine Gedanken machen brauchte. Sie antwortete mir zwischenzeitlich mit ihren HM-Zieleinlauf und ihrer Zeit. Kilometer über Kilometer gab ich ihr immer Info, damit sie auf den Laufenden ist, denn mir war klar, ich werde viel später ins Ziel kommen als vorher gedacht. Bei Krämerod und Schmalkalder Loipe sind weitere Anstiege zu bewältigen. So ein Profil bin ich in meinen ganzen Leben noch nie gelaufen. Wobei das zwischenzeitliche Abwärtslaufen mir meist mehr Probleme macht, denn dann bollern die Waden.

Zwischendurch regnet es auch mal, ich weiß aber nicht mehr bei welchen Kilometer. Ich denke nur, dass fehlt jetzt auch noch für den Rest.

Es kommen weitere Verpflegungsstationen, wo ich nur jeden raten kann, der erste Mal diese Distanz dort läuft – versorgt Euch, das zieht sich nachher alles wie Kaugummi und über 8 Stunden laufen, bekommt man zwischendurch immer einen leichten Hungerast.

Wir nähern uns Oberhof – hier bei km 54,7 wäre die Möglichkeit zum Aussteigen und für diese Distanz zumindest gewertet zu werden. An der Verpflegungsstation mache ich nur eine kleine Pause und einen Gedanken ans Aussteigen kommt für mich nunmehr gar nicht mehr in Frage. Zur Info schicke Angelika eine SMS mit dem Hinweis, dass ich das durchziehe und wenn ich notfalls walke.

Natürlich ist es kein Walken, aber auf Grund der dicken Anstiege und den dadurch bedingten Gehen ist das Tempo wirklich mager. Ich unterhalte mich mit einen anderen Läufer neben mir, der aus der Umgebung kommt und meine – das ist nicht meine Vorstellung von Laufen, an jeden Berg hoch zu gehen. Er lächelt mich nur an. An seinem Gesicht sehe ich seine Gedanken gemäß: Genau das ist hier die Herausforderung, dies immer wieder zu schaffen.
Ich frage ihn, wann endlich die Anstiege nachlassen und er meint, hinter „Schmücke“ geht’s nicht mehr hoch.

Immer wieder sind auch Wanderer auf der Strecke, die von woanders zur einen anderen Zeit gestartet sind. Der größte Teil macht gut Platz, manche stört es nicht zu zweit mit Stöckern auf einen schmalen Pfad einen den Weg zu versperren. Der Untergrund ist manchmal eine Katastrophe, von Waldboden wechselt es auf Schotter und das mögen die Waden nun gar nicht mehr. Manchmal durchzuckt ein Krampf die Waden. Irgendwann sehe ich einen Läufer vor mir die Arme hochreißen und nachher sehe ich auch warum. Wir haben den höchsten Punkt der Strecke erreicht, den „großen Beerberg“ mit 982 m Höhe. An den Verpflegungsstellen nehme ich mittlerweile auch die angebotenen Gels und Haferschleim natürlich auch.

Dieser tut wirklich gut – ein Hungergefühl kommt bei mir nie richtig auf.

Nunmehr zähle ich einfach die Kilometer runter, manchmal geht’s auch gut bergab, aber es kommen immer wieder auch Punkte wo es steiler wird. Ich nehme sogar etwas Tempo auf, wenn man das so nennen kann. Alles im Rahmen so wie es die Waden erlauben.

Bei einer Verpflegungsstation ruft ein Sprecher – wir sind bei km 60, ihr habt nur noch 12,7 km vor euch. Ich freue mich für einen kurzen Moment, aber als mir mein Nachbarläufer sagt, der hätte sich vertan – wir sind erst bei km 59, denke ich mir – verdammt, noch ein mehr !!! Über jeden Meter freut man sich. Es geht Abwärts über eine Wiese, ätzend zu laufen, auch wenn es Abwärts geht.

Nun kommt eine weitere Verpflegungsstation. Lange bleibe ich aber nicht stehen, denn die Waden sagen: Bleibst Du stehen, rütteln wir Dich durch.

Wir erreichen „Schmücke“, immer wieder laufe ich auf den einen oder anderen Läufer, der mich zunächst überholt. Wir alle wechseln uns ab, mal eine kleine Pause und dann wieder loslaufen. Das macht jeder so!  Nun geht’s wirklich mehr oder weniger nur noch bergab, kleine Rampen brauch man nicht zu erwähnen.

Als nur noch die Gartenanlage der Gemeinde Schmiedefeld zu durchlaufen ist, freue ich mich schon innerlich und kurz davor kommt wahrhaftig noch eine böse Rampe. Egal ! Du hast das Dingen gefinished. Ich biege auf den Sportplatz von Schmiedefeld ein unter tosenden Applaus. Ich hebe die Arme hoch, so weit es noch geht und lass mich feiern. Gänsehaut, ich hab total Pippi in den Augen, schon Recht als ich Angelika erblicke, die mir auch noch zuruft.  Ich erreiche das Ziel in 8:24:20 Std.! Man kann es sich nicht vorstellen, so lange unterwegs gewesen zu sein.

Im Ziel gut versorgt, mit meinem Schatz geplaudert und ab zu den Sanitätern, die mich versorgen. Immer wieder fällt einen noch eine Stelle ein, wo Jodsalbe drauf muss oder ein Verband. Das rechte Knie ist dick, die rechte Hand auch. Der Schmerz geht, der Stolz bleibt denke ich. Mir ist das alles scheissegal, ich habe dies geschafft. O

Meine Startnummer ist total zerfranst, was die mitmachen musste. Ob ich das alles nochmal brauche ? Ich weiß nicht – eigentlich nein……aber man soll nie nie sagen, die Strecke ist so geil…….wer weiß…

Wir holen mein Finishershirt  ab, lassen meine Urkunde ausdrucken, ich ziehe mich notdürftig um.-Eine dicke Pommestüte ziehe ich mir auch noch rein und irgendwann machen wir uns auf den Heimweg.

Doch Busse fahren nicht  nach Stützerbach zurück. Noch weitere 6 km laufen? Kommt nicht in Frage. Wir nehmen uns ein Taxi und lassen und nach Hause bringen.

Baden, so weit es geht und Umziehen für die Fete. Autofahren fällt sehr schwer, aber es ist egal – die After-Race-Party steht an.

Und als wir wieder in Schmiedefeld zum Festzelt kommen, tönt auch schon wieder das „Rennsteiglied“ und alles tanzt auf den Tischen „Diesen Weg in den Höhen sind wir oft gegeagen…..“

Angelika besorgt uns ein Bier und gemeinsam mit ihr krauche ich auf die Sitzbank und schunkel mit.

Was für ein Erlebnis. Irgendwann bin ich aber doch zu kaputt und schaller lieber im Sitzen weiter.

 

Am Sonntag stehe ich auf und sortiere erstmal meine Körperteile. Angelika geht wieder eine Runde in den Bergen laufen und ich humpel ein wenig durch den Ort. Weil uns der Rennsteig so gefällt, machen wir Nachmittags noch einen Abstecher nach Neuhaus und spazieren ein wenig entlang des Rennsteigs. Kaffee und Kuchen darf nicht fehlen, bevor es Abends ein leckeres Schnitzel mit Bratkartoffeln nach Thüringer Art gibt. Vor der Abreise am Montag geht’s noch die Wartburg hoch, auch wenn im Rolli-Schnecken-Humpel-Tempo. Eine Thüringer Rostbratwurst darf an dem Tag natürlich nicht fehlen. Ich werde zwar entgeistert angeguckt, als ich Ketschup wähle - als ob ich die Bratwurst vergifte....denn eine Thürnger ist man nur mit Senf...... :-)

Es war ein Erlebnis! Wer hier noch nicht gelaufen ist, hat was verpasst – egal ob Halbmarathon, Marathon oder Supermarathon – hier muss man gelaufen sein, auf dieser traumhaft – auch wenn sehr schweren - Strecke
233. Wettkampf Datum Distanz Zeit Gesamtplatz AK-Platz Schuh
 Eisenach/Schmiedefeld 09.05.2015 72,7 km 8:24:20 Std. 688. von 2.080 160. von 406 Nike Pegasus