Luxemburg-Marathon
Eine Erfahrung der anderen Art…..
Schon seit Jahren wollten wir beim Luxemburg-Marathon starten, doch meist lief man woanders. In diesem Jahr planten wir ihn endlich einmal ein. Auch das Hotel im Zentrum war schnell und problemlos gebucht. Super gelegen, toll ausgestattet und auch nicht so weit bis zum Start. Einzig das Parkplatzproblem machte uns ein wenig Sorgen. Reservierung nicht möglich und in Nähe hieße es 25,00 Euro pro Tag – wenn frei.
Unser Lauffreund Hubert aus Mannheim war ebenfalls sofort „Feuer und Flamme“ und buchte ebenfalls dieses tolle Event. Nach Angelikas OP stand dieser Marathon erst sehr stark auf der Kippe, aber nachdem sie den Rennsteig-Halbmarathon und mehrere lange Läufe von 28 bis 30 km absolviert hatte, war es zumindest schon mal vom Training her diesen Marathon zu schaffen. Hauptsächlich sollte der Spaß im Vordergrund stehen, die Zeit eher nicht – klar, man wollte nicht ganz hinten einlaufen, wo – wie man gehört hatte, in der Nacht, nicht mehr viel los sein sollte. Eine Zeit um die 4:30 bis 4:40 Std., war auf jeden Fall drin.
Wie nicht selten, wurde bei uns alles wieder kurzfristig durcheinander gebracht. Am frühen Freitagmorgen musste ich erst zum Zahnarzt, weil mir eine Krone abgebrochen war. Nicht nur das, mein Zahnarzt hatte genau an diesem Tag mehrere längere Behandlungen auf dem Plan. So saß ich über 1 ½ Stunden und wartete…..Eigentlich wollten wir bereits unterwegs sein.
Irgendwann musste dann alles sehr flott gehen. Alles schnell im Auto geladen und los.
Mittags trafen wir uns in der Nähe der Grenze im kleinen Ort Igel (leider konnte man die bekannte Igeler Säule nicht sehen, diese war mit Baustellenzäunen völlig verdeckt), mit Hubert, damit wir, um Parkplatzgebühren zu sparen, ein Auto dort stehen lassen. Gepäck umgeladen, wieder auf die Autobahn und schon konnte das gemeinsame Marathon-Wochenende beginnen. Mit dem Navi hatten wir auch ruckizucki das Best Western Hotel Victor Hugo gefunden und erfuhren dort, dass man in rund 300 m ab Freitagabend übers Wochenende, wenn frei, kostenlos parken konnte.
Nachdem wir uns ein wenig frisch gemacht hatten, ging es sofort in Richtung
Haltestelle, wo der Bus zur Luxexpo fuhr. In der Messehalle war neben der
Startnummernausgabe und einer kleinen Messe auch die Pasta-Party, welche im Preis eingeschlossen war. Schon jetzt eine schöne Atmosphäre, sich vorzustellen hier durch die Halle ins Ziel zu
laufen.
Da der Tag noch lang war, machten wir gegen Abend noch einen kleinen Abstecher ins Zentrum, wo einige Samba-Bands schon ein Vorab-Programm brachten. Bevor wir uns auf den Rückweg machten, durfte
natürlich nicht ein Blick über die Promenade Chemin de la Corniche fehlen, den man auch "Balkon Europas" nennt. Durch dieses Tal sollte uns am kommenden Tag der Marathon führen und schon da
wussten wir - es wird sehr profiliert.
Wer ein paar Tage in Luxemburg einplant, muss eins bedenken: Luxemburg ist nicht billig. Für das Frühstück im Hotel zahlten wir 15 Euro pro Person, was wirklich noch o.k. war. In der Innenstadt hat man da ganz andere Preise gesehen. Eine ganz einfache Pizza Margerita kostet da schon mal zwischen 11 und 12 Euro. Und selbst im Supermarkt sind viele Dinge sehr viel teurer als bei uns. Ausnahme wieder mal das Busfahren - hier scheinen die Deutschen einfach in einer anderen Liga zu spielen, denn auch hier wie in Spanien, ist es preiswert. Für die Fahrt zur Luxexpo vom Zentrum, zahlten wir lediglich 2,00 Euro. Benzin und Kaffee lohnt sich ebenfalls.
Der Marathontag: Da der Start erst um 19.00 Uhr war, konnten wir auch noch ganz normal frühstücken im Hotel. Ein kleines, aber völlig ausreichendes Büffet. Die Marmelade war der Hammer !! Superlecker ! Nicht zuviel Stress bis Abends, aber am Hotel rumlungern wollten wir auch nicht. Sightseeinng-Tour sollte man auch vor einen Spaß-Marathon nicht machen. So machten wir nur einen kleinen Abstecher in die City und setzten uns draußen in einen Straßencafe, wo auf einen Platz ein weiterer Event-Point des Marathons aufgebaut wurde. Überall sah man hier Marathonis, die sich irgendwo hinsaßen mit einem Buch oder Zeitung, um es ruhig angehen zu lassen.
Gegen Mittag legten wir uns noch wenig aufs Bett im Hotelzimmer, bevor wir in einer Bäckerei was leichtes aßen. Die Spannung stieg, mehr Vorfreude als Aufregung.
Da Hubert in den Vorwochen zwar einige lange Läufe hatte, aber unregelmässig trainierte, boten wir ihm an, das wir alle gemeinsam laufen. Wenn ihn das nicht zu langsam wäre. In der Regel war er immer ein wenig schneller als Angelika. Sein Problem meist bei den Marathons war, dass volles Tempo und nach hinten einbrach. So dachten wir, wäre das für ihn zusätzlich gut, wenn wir ihn mit einem Tempo von 6:30 bis 6:35 Min./km ein wenig bremsen konnten. Fest stand somit aber auch für uns - wir laufen diesen Marathon komplett gemeinsam und nicht das sich jemand nach irgendeiner Distanz verabschiedet und alleine weiterläuft.
Wir fuhren mit dem Shuttlebus unweit von Glacis-Parkplatz wo unser Auto stand in Richtung Luxexpo. Auch wenn es erst 16.30 Uhr war, hier war schon richtig was los. Das Wetter war ideal zum Laufen für Ende Mai, rund 18 Grad, meist wolkig. Irgendwie kam es uns bei Hubert andersrum vor, mehr Nervosität als Vorfreude. Sein letzter Marathon lag schon rund 1 1/2 Jahre zurück, er sah sehr nachdenklich aus. Angelika und ich machten jeden Mist mit, ob mit Samba-Rasseln rumspielen, Bast-Röckchen anziehen oder vom Sponsor Tango ein Stirnband mit blauen Haaren aufsetzen. Eben wie man wollte: Spaß haben und feiern. Eine halbe Stunde vor dem Start begaben wir uns in unseren Startblock, denn es wurde nun mächtig voll. Viele bekannte Läufer und Läuferinnen wuselten hier durch die Gegend und wurden vom Sprecher erwähnt: Jan Fitschen, Mikitenko, Joey Kelly.
Als der Startschuss passierte erstmal für uns nicht viel. Über 10.000 Teilnehmer über die Startlinie laufen zu lassen dauert lange. Nach knapp 10 Minuten hieß es auch für uns: Luxemburg wir kommen, wir feiern. Konfetti-Regen, coole Musik - eine Wahnsinns-Atmosphöäre. Nachdem man das Gelände der Luxexpo verlassen hatte, ging es sofort einen kleinen Anstieg hoch. Wir liefen locker, ein paar Sekunden flotter als das Durchschnittstempo sein sollte, aber nach dem Start mit dem ganzen Gewusel, ganz normal. Nach dem "frei laufen" konnte, nahmen wir ein wenig Tempo raus. Da auch die Halbmarathonis und Team-Run-Läufer gleichzeitig mit uns gestartet waren, war es sehr voll auf der Strecke.
Der erste Kilometer, wo es nach dem Kirchberg meist runter ging, war mit 6:21 Min./km ganz o.k.! Alles locker und gemütlich. Wir umrundeten das Europa-Viertel, bevor man über die langgezogene Hauptstraße in Richtung Oberstadt lief.
Bei km 3 gingen schon Team-Run-Läufer und Halbmarathonis. Verdammt früh, dachte ich mir!
Bis km 5 lag wir genau in unseren Wunschtempo um die 6:30 Min./km! Wir fragten Hubert, ob ihm das Tempo angenehm sei und alles in Ordnung wäre. Er nickte!
Auch wenn hier noch nicht viele Zuschauer waren, die ersten Samba-Bands feierten mit uns. Wir näherten uns km 7,5 nahe unserem Hotel. Und hier war der Bär los ! Menschenmassen über Menschenmassen feuerten uns an, sie standen überall Spalier: Alp d`Huez pur !! Gänsehautfeeling. Genau in den Trubel war auch eine Getränkestation, kurz was getrunken und es ging nun aufsteigend in die Oberstadt. Auch hier wahnsinnig viel Publikum.. Das hörte gar nicht auf. Erst bei km 10 war ein bisschen weniger Publikum. Wir liefen abwärts und Hubert, erwähnte wir sollten ein wenig Tempo rausnehmen. Ich war ein wenig erstaunt, denn mittlerweile war durch Getränkestation und mit dem Publikum feiern unser Schnitt bei rund 6:40 Min./km angelangt. Aber gut !! Er wirkte schon jetzt sehr erschöpft.
Bei km 10,5 musste Angelika kurz austreten, kein Problem - denn die Zeit war ja heute nicht wichtig.
Wir kamen wieder in der Nähe unseres Parkplatzes und eine jugendliche Truppe reichte uns scherzeshalber Bierbecher entgegen. Ich nahm es dankend an und sie gröllten vor Freude. Hubert wirkte irgendwie schon k.o. und wir fragten ob weiterhin alles o.k. wäre, er bejahrte es.
Es ging nun in den Stadtpark, immer leicht hügelig, in Richtung Zentrum. Kilometer 13 hatten wir hinter uns und was uns nun erwartete, toppte nochmal alles: Im Zentrum "tobte der Bär"! Das toppte selbst die Oberstadt. Tausende von Menschen feierten uns, und wir feierten mit ihnen. Erst als wir das Zentrum ca. bei km 15 verließen und sich die Halbmarathonis in eine andere Richtung verabschiedete, war es ein wenig leerer auf der Strecke. Wahnsinn !! Durch dieses "Gänsehaut-Laufen" waren wir wieder auf einen Schnitt von 6:35 Min./km angekommen.
Wir liefen nun durch Belair und Hollerich. Hier standen zwar nicht die Zuschauermassen. Aber viele Anwohner hatten hier selber Tische aufgestellt und machten es angenehmer. Von nun an, ging es nur noch bergauf, bergab - kleine Rampen, aber ständig. Und was zudem nicht so schön war: Kurve über Kurve - rechts, links, rechts, links. Irgendwie nicht so schön. Angelika und ich fühlten uns prima, aber nun merkten wir, dass es Hubert nicht so leicht fiel. Wir nahmen immer mehr Tempo raus und statt neben uns, lief er schon immer einen Schritt hinter uns. Aber egal! Wir ziehen das heute hier durch und feiern weiter......
Bei Getränkestationen machten wir immer längere Pausen, versorgten uns gut. Man lief durch verschiedene Parks bevor es in Richtung Bahnhofsviertel ging. Wir versuchten Hubert immer mehr mental aufzubauen, aber er fand keinen Rhtymus mehr. Wieder Kurve über Kurve, man lief immer wieder verwinkelt. Bei km 28 ging es dann Serpentinenlaufen abwärts. Wir dachten das dies Hubert vielleicht ein wenig einfacher viel, aber genau das Gegenteil war der Fall. Die Zugläufer 4:45 hatten uns schon ein paar Kilometer vorher überholt. Wir wussten schon da - jetzt spielt die Zeit überhaupt keine Rolle mehr, wir versuchen Hubert ins Ziel zu bringen.
Nach dem Abwärtslaufen ging es in das Petruss-Tal und das war ein absolutes Highlight. Das ganze Tal war mit leuchtenden Lampions überseht, viele bunte Scheinwerfer leuchteten das Wasser oder die Wände an. Schon allein dafür lohnt es sich hier zu laufen. Auf dem Boden standen Flammenschalen und leuchteten einen den Weg.
Kilometer 30 und wir mussten immer mehr Tempo für Hubert rausnehmen. Angelika lief weiter locker, musste sich aber immer wieder zügeln nicht schneller zu werden.
Es ging wieder aufwärts in die beleuchtete Innenstadt, am gegenüberliegenden Teil wo man zuvor gelaufen ist. Und obwohl wir schon sehr weit hinten waren und es sehr spät war, tobte auch hier wieder die Zuschauermassen. Schade, dass man es nicht so genießen konnte, denn unser Ziel war es nun Hubert ins Ziel zu bringen. Verschiedene Samba-Bands, Folklore-Gruppen, DJ`s - es kamen immer wieder Event-Points, wo man abklatschte und jubelte.
Bei km 35,5 verließen wir das Zentrum, die Zugläufer 5:00 Std., welche sogar 7 Minuten nach uns starteten überholten uns nun. In der Höhe unseres Hotels spielte noch immer die Samba-Bands, auch wenn jetzt nicht mehr viel Zuschauer an der Strecke standen. Wir liefen auf die lange einsame Gerade Richtung Ziel. Und Hubert kämpfte und kämpfte, auch wenn es sehr sehr langsam war. Er ließ sich zumindest von animieren weiter zu traben.
Wir näherten uns der Luxexpo und vom weitem hörten wir schon die Stimmung. Auch wenn wir ganz ganz weit hinten waren und weit über 5 Studen, wir wurden beim gemeinsamen 3er Hand in Hand Einlaufen euphorisch gefeiert. Der Einlauf in die Halle toppt sogar den Einlauf in Frankfurt. Klasse !!!
Es war für Angelika und mich eine ungewohnte Erfahrung - beide hätten wir viel schneller gekonnt, aber viel wichtiger war es heute für uns, Hubert - der sich so lange auf diesen Marathon gefreut hat, zu unterstützen und mit ihm ins Ziel zu laufen.
Am Sonntagmorgen machten wir uns nach dem Frühstück nochmal auf den Weg ins Petruss-Tal, um uns diese Lampions-Park nochmal anzusehen, bevor wir gegen Mittag nach Hause fuhren.
Untere Bilder von Laufreport.de - wo auch noch ein toller Bericht über den
Luxemburg-Marathon steht. Weitere Berichte unter Marathon4you.de