Essen-Marathon

Komplett in den Sand gesetzt – ein rabenschwarzer Tag !

Mein 29. Marathon und gleichzeitig mein Allerschlechtester. Und das eigentlich fast komplett!

Die Gründe sind so viele – das kann man gar nicht alles aufschreiben

 

 

 

 

 

1)     Zu schnell angegangen! Die letzten Marathons locker angegangen und hier einfach zu schnell. Ich laufe nicht mehr in den Bereich von 3:16 wie vor 2 Jahren. Aber dieses Tempo bin ich angegangen. Von den ersten 10 km fast alle exakt gleichmäßig 4:38 Min. !

2)     Falsches Schuhwerk – die Strecke war gerade auf der gegenüberliegenden See mit nassen Laub überseht. Ständiges Rutschen – wie mit Gleitschuhen

3)     Das Schlimmste: Die CEP-Stulpen schnürten meine Waden von Anfang an so ab, ein grausiges Gefühl über den gesamten Marathon. Keine Ahnung woran lag – es fühlte sich an als ob die Waden wie Luftballons aufgeblasen waren und diese eingeschnürt wurden. So etwas habe ich noch nie erlebt

4)     Die Erkältung von der Vorwoche hat scheinbar etwas gekostet, auch wenn ich seit 1 Woche eigentlich nichts mehr hatte

5)     Ab km 19 eigentlich gar keine Lust mehr! Die Luft war völlig raus bei km 19 – viel zu lang noch zu laufen. Die Zeit war mir hier eigentlich schon völlig egal. Ich hätte auch mit 4 Std. gefinisht.

6)     Zu wenig Schlaf. Eine Woche vorher noch früh ins Bett, waren die letzten Tage einfach zu spät.

7)     Das mit Zaim steckt seit ein paar Wochen im Kopf. Zaim der beim Bochum-Halbmarathon unmittelbar vor mir im Ziel umkippte und reanimiert wurde, geistert weiterhin in meinen Gedanken. So schnell kann so etwa gehen – ohne Vorerkrankung und Symptome. Er ist 5 Sekunden vor dem Ziel noch lachend ins Ziel. Ich habe seitdem noch mehr Respekt vor den langen Distanzen. Umso mehr ärgern mich die ganzen Spinner, die ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit doofspielen und sich Ultras und Tempoläufe in Wochenrythmus reinziehen, abkacken und dann davon reden wie toll alles war

8)     Auch wenn die Temperaturen eigentlich gut waren – die Sonne knallte einen auf dem Kopf, das war nicht mehr schön! Das meinten viele Finisher, nicht nur ich.

9)     Ich hasse bei diesem Marathon das Wendepunkt laufen an der Bundesstrasse. Stetig leicht ansteigend und wieder zurück. Eigentlich war schon hier die Luft raus.

10) Die Vorbereitung war auch völlig durchwachsen - mal klappten die Einheiten ganz gut, andere waren völlig daneben.

 

So – nach diesen Gründen, gibt’s eigentlich nicht mehr viel zu erzählen über den Lauf. Angelika war mit dem MTB am See unterwegs und fuhr verschiedene Punkte an. Das war sogar noch mein Glück, sonst wärs vielleicht sogar eine 4 Stunden-Zeit geworden.  Nach dem Start ging es leicht aufwärts nach Essen-Werden. Hier fühlte ich mich eigentlich ganz gut, meinte sogar ich müsse mich bremsen so locker lief es. Doch irgendwie spürte ich von Anfang an immer einen Druck an meinen Waden. Die 3:15 Std.-Zugläufer ließ ich schnell ziehen, da dies eigentlich ja auch nicht mein Ziel war. Ich konzentrierte mich auf meinen Lauf. Aber das klappte nunmal scheinbar auch nicht. Durch Werden durch ging es auf die andere Seeseite. Vom Regen und vom Nebel am Morgen war die Strecke nass. Dazu der Laub und mit den Mizuno Precision war ich ständig am rutschen. Unangenehmes Laufen!

 

Wie oben geschrieben, die Zeiten waren total gleichmäßig, aber nunmal zu schnell. Bei km 11 stand Angelika und bewusst machte ich hier eine längere Pause, um Tempo rauszunehmen. Gel genommen, anschließend was getrunken und weiter gings. Die Pace lag nun bei 4:45 Min. auf den nächsten Kilometern und es ging die Bundesstraße hoch. Die CEP-Stulpen fühlten sich immer schlimmer an. Wenn mir einer eine Schere gereicht hätte, ich hätte sie mir durchgeschnitten, um sie abzumachen. Kennt Ihr das von früher in der Schule, wenn man bei Jemanden mit beiden Händen entgegengesetzt den Arm dreht? Ein grausiges Gefühl. Angelika stand bei km 19, auch wieder eine Pause und von nun an hatte ich eigentlich keine Lust mehr. Aber sollte ich deshalb aussteigen ? Wegen schweren Beinen ? Ich kam zur Halbmarathon-Marke und hatte eigentlich noch immer eine passable Zeit, trotzdem hatte ich Null Bock mehr. Mir kam der Gedanke auf der anderen Seeseite, wenn Angelika bei km 34 stehen würde, Schuhe auszuziehen und mit ihrer Hilfe mich von diesen Scheiss-Stulpen zu entledigen. Doch gerade ab diesem Streckenpunkt hätte ich sich bei dieser Prozessdur Wadenkrämpfe bekommen. Die Dinger waren so fest angeschnürrt. Ich habe über 10 Minuten gebraucht im Ziel um sie abzubekommen. Es ging weiter in Richtung Haus Scheppen. Mit einem anderen Läufer wechselte ich mich ständig ab, mal war er ein paar Meter vor mir, mal ich. Immer wieder motivierte ich mich weiter zu laufen. War das noch Laufen ?? Ich glaube ich bin von da an, keinen Kilometer komplett durchgelaufen. Immer wieder musste ich Gehpausen machen. Die Waden muckten nun auch noch, die wollten nicht nur aus diesen Dingern raus, sie bollerten langsam. Bei km 34 stand Angelika und machte sich schon Sorgen wo ich blieb, denn mittlerweile waren auch die 3:30 Zugläufer an mir vorbeigezogen. Aber als die vorbeifahren dachte ich auch nur wie im Malle-Lied: Scheiss drauf!

 

Gel genommen, getrunken und irgendwie ins Laufen kommen. Mittlerweile hatten viele Probleme, standen am Streckenrand, waren am Dehnen oder verfielen immer wieder ins Gehen. Mein Lauf-Begleiter war immer bei mir, weiterhin abwechselnd und meinte: „Mann bist Du ein zäher Hund!“. Naja kann man leicht sagen – denn es war einfach nur Wille diesen total verkorksten Marathon zu Ende zu bringen. Bei km 37 bollerten die Waden richtig, Angelika war auf einer Nebenstraße in Sichtweite und gab mir zu meinen Salztabletten etwas zu trinken. Es ging auf die letzten Kilometer und irgendwie biss man sich durch. Die Zeit: 3:42:14 Std. !! Einer meiner langsamten Marathons, aber mit Abstand der schlechteste je gelaufene. So macht Marathon kein Spaß !! Wenn andere vielleicht behaupten, die um 15 oder 20 Minuten ihr Ziel auf der 2. Hälfte verloren zu machen, es hat Spaß gemacht, die heucheln! Das ist ein kräftiger Absturz und so etwas macht kein Spaß.

Mir war dieser Lauf eine absolute Lehre und daran werde ich sehr lange zu knacken haben.

Danke mein Schatz, dass Du mich trotzdem heute so unterstützt hast. Ohne Dich wäre vielleicht der Gedanke auszusteigen Wahrheit geworden. Auch wenn im Grunde alles falsch lief und ich alles falsch gemacht, so finde ich zumindest das Positive gekämpft zu haben, mich durchgebissen zu haben und gefinisht zu haben.

 

217. Wettkampf Datum Distanz Zeit Gesamtplatz AK-Platz
  12.10.2014 Marathon 3:42:14 Std. 322. von 923 51. von 146