Bremen-Marathon

Ein weiterer neuer Marathon in diesem Jahr war der Bremen-Marathon. Innerhalb 6 Wochen war dies nun der 3. Marathon für mich. Bis auf eine Prellung am linken Fuß fühlte ich mich jedoch sehr gut.

Da wir ein verlängertes Wochenende in Bremen planten und wir eigentlich den Mittwochsverkehr aus dem Weg gehen wollten, fuhren wir am Donnerstag nach dem Frühstück in Richtung Norden. Leider dachten viele scheinbar genauso wie wir – Staus ohne Ende – über eine Stunde später als geplant kamen wir schließlich an. An der Weserwehr hatten wir ein kleines Aparthotel gebucht – zirka 5 Kilometer bis zur Innenstadt. Direkt auf der anderen Straßenseite war die Weser und die Marathonstrecke ging hier auch direkt vorbei. Das Zimmer schlicht aber gemütlich ausgestattet hatte eine kleine Küche, wo wir gerade für den Marathon auf unsere Vor-Essen-Zeromonie nicht verzichten brauchten. Frühstück buchten wir für die ersten beiden Nächte, am Marathon-Tag lohnte sich dies nicht wirklich. Und auch vom Frühstück wurden wir nicht enttäuscht – alles was das Herz begehrt. Alles liebevoll hergerichtet und sehr abwechslungsreich. Einfach toll – dieses Bremer Apartmenthotel kann man nur empfehlen.

Nach dem ich Koffer ausgepackt waren ging es für uns sofort an die Weser zu einem kleinen gemütlichen Trainingslauf. Zwischendurch ein kleiner Abstecher ins Schnoorviertel und zurück. Hier herrschte starker Gegenwind und wir hatten schon arge Befürchtungen für den Marathon.

Für Freitag war Sightseeing angesagt – mit einem Tagesticket ging es in Richtung Shopping-Meile im nahegelegenden Einkaufscenter, Neustadt, Altstadt und Schnoorviertel. Neben dem Dom, durften natürlich der „Roland“, Hachez-Schokoladen und die Bremer Stadtmusikanten nicht fehlen.

Gegen Abend ging es zur Startnummernausgabe ins Swissotel, anschließend noch ein wenig in die lange Shopping-Nacht und beim Italiener ließen wir den Abend ausklingen. Einiges auf den Beinen gewesen, aber dafür sollte der Samstag komplett ruhig gestaltet werden.  Nach dem Frühstück wieder ein Tagesticket geholt, mit der Bahn einfach die Gegend gefahren und anschließend gemütlich mit einem Kaffee in der Altstadt den Vormittag abgeschlossen. Am Abend ging es dann zur kleinen Pasta-Party im Pio. Dort trafen wir noch Tanja W., die ebenfalls den Marathon lief und wir quasselten noch einiges bevor es rechtzeitig in die „Heia“ ging.

Alles am Vortag vorbereitet sprangen wir am Sonntagmorgen in unsere Laufklamotten, checkten am Hotel aus und machten uns mit der Bahn in Richtung Innenstadt mit einen sehr kleinen Kleiderbeutel. Läufer von Auswärts haben hier bei miesen Wetter sicher ihre Probleme etwas frisches unterzubringen. Handtuch und ein wenig leichte Wechselwäsche und das Dingen war proppenvoll. Die Flip-Flops mussten schon draußen bleiben.

Gute Bedingungen mit 12 Grad aber eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Nun gehörte die Altstadt den Läufern. Nervöses Rumgetrabe an allen Ecken. Kleiderbeutel aufgegeben und nach einigen Toilettengängen fiel auch schon für uns der Startschuss. Ich hatte mir ein sehr großes Zeitfenster zugelegt – zwischen 3:16 bis 3:29. Letztgenannte solle das Mindeste sein. Aber erstmal schauen. Nach einigen Abschnitten mit Kopfsteinpflaster ging es auch leicht hoch einmal um die Altstadt rum und über die Stephanibrücke in die alte Neustadt. Gleichmäßig wie ein Uhrwerk lief ich – erstaunlich. So bin ich bisher kaum bei einen Marathon gestartet. Hier passte jeder Kilometer. Mit der Wilhelm-Kaisenbrücke ließ auch die nächste Brücke nicht lange auf sich warten. Und von nun an konnte man einfach die Natur genießen. Es ging den Deich hoch zum Werdersee, wo man auf der anderen Seite schon die Topläufer erblicken konnte. Immer zwischendurch kleine fiese Rampen. Ein kleiner Eventpoint mit Musik und Moderation. Auch wenn man bisher wenig in der City lief – immer standen einige Zuschauer an den Deichen oder Vororten und klatschen Beifall. Nun ging für einige Kilometer entlang des Habenhausener Deich. Einfach wunderschön ! Wer hier trainiert kann wirklich die Seele baumeln lassen. An der Staustraße geht es nochmal eine Rampe hoch bevor über die Wehrstraße entlang des Naturschutzgebietes Neue Weser über die Weserwehr über einen guten Brückenanstieg wieder über die Weser laufen. Diese Brücke hatte wirklich das erste Mal einem richtig zum Schnaufen gebracht. Weiterhin super gleichmäßig – ich war erstaunt. Es lief besser als gedacht. Ich rechnete hoch und wenn es so weiter laufen würde, wäre ein 3:17 bis 3:20 drin. Naja – wenn ich die Münster-Zeit knacken würde, wäre ich König. Am Osterdeich vorbei an unserem Hotel lief man nun unterhalb der Karl-Carstens-Brücke.

Ein schöner Event-Point anschließend als in einer Unterführung ein DJ „Highway to hell“ auflegte und es hier dröhnte ohne Ende. Einfach cool ! Immer noch lief alles prima. Alles im Bereich von 4:40 bis 4:43 Min.! Auch an der Schwachhäuser Heerstraße immer wieder viel Publikum und aufmunternde Zurufe. Das Läuferfeld war nun völlig auseinander gezogen. Ich erblickte vor mir in zirka 100 Metern erst die nächste kleine Läufergruppe. Immer wieder einige Streckenpunkte mit Kopfsteinpflaster oder ähnlichen. In der Nähe der Marcusallee war der Halbmarathon-Punkt, danach direkt die Verpflegungsstation. Hier nahm ich mein nächstes Gel und mit einem Schlag war es, als ob jemand bei mir den Stecker rauszog. Von einem Moment zum anderen kam ich nicht mehr in meinen Schritt und meinen Tempo – der Kilometer war mit 4:58 deutlich langsamer. Von nun an ging mir völlig die Puste aus. Unbegreiflich – es lief nichts mehr. Als man bei Kilometer 25,5 noch auf die Halbmarathonis stieß, war es völlig vorbei. Diese Massen von ein paar tausend Läufern im schnelleren Tempo als ich im Marathon-Tempo überrannte mich im wahrsten Sinne des Wortes. Für „den Kopf“ war das in keinster Weise gut, man lief von „jetzt auf gleich“ in einer riesigen Menschenmasse. Oder besser gesagt, ich versuchte es. Es war wie gesagt, eher ein „überrennen“. Der Akku war nun schon völlig leer. Nun konnte ich auch eine gemütliche Pinkelpause einlegen. Ich schleppte mich am schönen Weidedamm entlang – genießen konnte ich diesen wundervollen Abschnitt aber in keinster Weise. Der Untergrund wechselte zwischendurch auf Waldboden. 

Kurz vor dem Europahafen machte ich eine Pause und hörte auf einmal ein: „Komm Roland, häng Dich an mich“ von hinten. Es war Tanja, sie lag als 5. oder 6. Gesamtfrau und 1. in ihrer Altersklasse noch sehr weit vorne und biss sich ebenfalls durch. Aber im Gegensatz zu mir hatte sie noch mehr Kämpferwillen und mehr Kraft. Alle Achtung ! 1 ½ Kilometer konnte ich noch mit ihr mitlaufen, ließ sie dann aber ziehen. Die Kilometerzeiten waren nun eine reine Katastrophe, ich verlor immer mehr und das an einen Abschnitt, den man eigentlich genießen müsste – an der Weserpromenade. Stimmung ohne Ende – teilweise lief man eng durch Zuschauermassen. Doch ich musste die eine oder andere Pause einlegen. Leider ! Ein toller Event-Point war anschließend das Weserstadion, auf der eine Seite rein – auf der anderen Seite raus und wieder eine empfindliche Rampe. Da kam jetzt selbst der „Bergfloh“ nicht mehr hoch. Insgeheim hatte ich gehofft, nun auch endlich mal einen Becher Cola zu bekommen. Fehlanzeige – überhaupt gab es überwiegend Wasser, kaum Stationen mit Iso (was eher Apfelschorle war). Ob mir dies zum Verhängnis wurde – 42 km nur Wasser zu trinken ?

Es ging nun wieder entlang über den Osterdeich in Richtung Altstadt, ein falsch auf gestelltes Schild ( den Kilometer 40 gab es sofort zweimal) schockte einen noch kurz, aber nun war es nicht mehr weit. Es ging wieder über Kopfsteinpflaster in die Altstadt und auch hier war eine tolle Stimmung. Zumindest das konnte man trotz leeren Akku noch genießen. 3:29:17 Std. exakt die Zeit, die ich in 2007 in Steinfurt lief.

Leider auch im Ziel, keine Cola, dafür aber Krombacher Bier ohne Ende, Apfelschorle, verschiedene Muffins und Körnerbrötchen.

Keine Ahnung was heute los war – lag es an die hohe Luftfeuchtigkeit oder wie oben geschrieben an den Getränken, ich weiß es nicht. Schwamm drüber.

Nachdem Angelika ins Ziel kam, ließen wir den Nachmittag noch gemütlich ausklingen ohne zu ahnen was uns auf der Rückreise erwartete – nämlich von 240 Kilomtern hingen wir rund 160 Km in Stau oder stockenden Verkehr und kamen erst Abends zu Hause an.

Der Bremen-Marathon ist nicht so einfach, wie in der Ausschreibung erwähnt, die kleinen fiesen Rampen sind bis zum Schluss und auch der wechselnde Untergrund ist nicht Jedermannssache. Aber trotzdem gehört er für mich zu den schönsten Marathons, die wir bisher gelaufen sind, auch wenn ich Teil 2 nicht so genießen konnte. Verpflegungsstellen könnte es ein paar mehr geben - ich fand es waren zu wenig, auch wenn sich viele Anwohner mit eigenen Tischen noch an die Strecke stellten.

Und Bremen als Stadt - sollte man auf jeden Fall, auch wenn nicht zum Laufen, einmal gesehen haben.

193. Wettkampf Datum Distanz Zeit Gesamtplatz AK-Platz
  06.10.2013 Marathon 3:29:17 Std. 137. von 890 45 von 184
 
 
 
DJ-Event-Point in Unterführung
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