Brüder Grimm Lauf
1. Etappe von Hanau nach Rodenbach
Es ist nicht einfach diesen außergewöhnlichen Wettkampf zu beschreiben, wenn man nicht selbst vor Ort war. An diesem Event muss man dran teilgenommen haben. Dieser Lauf ist meine neue absolute Nummer 1 und das aus vielen vielen Gründen.
Nach einer Nacht mit sehr wenig Schlaf fuhren Ciaron und ich am Freitagmorgen in Richtung Hanau. Voll geladen, als ob wir 1 Woche Urlaub machen wollten. Ab nach Hanau in Hessenland. Wer einmal in diese Richtung reisen sollte: Bitte Rastplatz "Pfingstweide" meiden - der Duft dort aus den Toiletten verfolgte uns noch bis Hanau. In Hanau angekommen waren wir zunächst ein wenig irritiert. Irgendwie kamen wir uns vor wie in Duisburg-Meiderich, viele Dönerbuden und das dementsprechende Publikum. Da wir noch ein wenig Zeit hatten, suchten Ciaron und ich noch eine Bäckerei um uns zu stärken für die 1. Etappe am Nachmittag. Um 14:00 Uhr öffnete das Wettkampf-Büro und ruckizucki herrschte dort ein reges Treiben. Wir holten unsere Startunterlagen ab und waren über diesen Starterbeutel sehr überrascht. Voll mit Dingen, die jeder Läufer begehrt: Funktionscappy, Isogetränkepulle, verschiedene Gels, verschiedene Riegel, Müsli und vieles mehr. Da können sich andere Großveranstaltungen eine Scheibe abschneiden. Unseren Wagen durften wir bis Abends direkt unterhalb der Halle in der Tiefgarage parken. Schon jetzt merkte man, dass hier sehr viel erfahrene Ultra-Läufer am Brüder Grimmlauf teilnehmen werden. Dies sah man nicht nur an den vielen verschiedenen Finishershirts, sondern eher an das ganze Miteinander. Ultra-Läufer sind eine Gemeinschaft für sich. Alles ist viel gelassener und ruhiger - auch untereinander ist es eine große Herzlichkeit. Was uns sofort auffiel: Hier liefen keine unerfahrenen Läufer! Keine stark Übergewichtigen oder Läufer, die in ein extrem langsames Tempo laufen. So steht auch als eine der Vorgaben für die Teilnahme, den Marathon zumindest in 4:30 Std. zu finishen. Hier wird schon deutlich, welche Strapazen ein Läufer auf sich nimmt. Irgendwie kamen wir uns schon ein wenig komisch vor unter den vielen athletischen Teilnehmern und Ultras. Ein unwohles Gefühl war auf jeden Fall da. Nachdem ich mir am Vortag noch leicht den rechten Oberschenkel gezerrt hatte war ich sehr skeptisch ob dies 82 Kilometer gut geht.
Da die Etappen grundverschieden sind, von der Distanz und vom Profil, kann man sich nur ungefähr eine Richtzeit setzen. Ich ging von einen Marathon-Renntempo aus und hatte mir zuvor aus dem Internet einen Läufer heraus gesucht, der in etwa mein Tempo läuft. Auf diese Urkunde waren die einzelnen Etappen gesplittet und als Endergebnis eine 6:02 Std. angegeben ! So hatte ich für jede Etappe eine ungefähre Richtzeit.
Es fing an zu regnen, ein Wetter was sie eigentlich nicht vorhergesagt hatten, uns aber nicht wirklich schocken konnte. Auf dem Vorplatz sprach uns ein Läufer aus dem Forum an: Christian ! Schon nach ein paar Sätzen war klar - er war genau auf die gleiche Wellenlänge wie wir. Als ob man sich schon Jahre kannte ! Christian schloss sich uns an und so langsam machten wir uns auf die Socken in Richtung Startbereich. Direkt neben dem Brüder-Grimm-Denkmal war mittlerweile der Start aufgebaut. Die Moderation machte Vanman, der uns auch die folgenden Tage begleitete. Hanau ist die Geburtsstätte der Brüder Grimm und deshalb der Startort der Rotkäppchen-Etappe. 15 Kilometer standen uns bevor. Als Eingewöhnung war diese Etappe noch sehr flach. Trotzdem ein schwieriger Lauf: Nicht zu schnell hieß das Motto, da uns noch 4 weitere, teilweise schwere Etappen bevorstanden. Nicht schon zu Beginn zu sehr verausgaben.
Die Leute hier lieben diesen Lauf, das merkt man an jeder Ecke. Da es keine offiziellen Dixi-Toiletten gab, besuchten wir den amerikanische Burger-Spezialisten gegenüberliegend. Als wir merkten, das der Zugang zu den Toiletten per Schranken nur mit Geldmünzen zugänglich war, und wir schon herausgehen wollten, kam sofort eine Bedienstete und gab uns Münzen für den Eingang. Irgendwie werden hier die Teilnehmer an diesem Event wie etwas Besonderes behandelt. Einfach toll !
Knapp über 500 Laufverrückte standen so am Start und wurden von Vanman auf die Reise geschickt. Erst durch Innenstadt geht es dann hinaus entlang der Bundesstraße. Die Strecke ist wirklich flach. Klar den einen oder anderen Hügel in Form einer Autobahnbrücke oder Eisenbahnbrücke muss man überqueren, aber "Killifitt" zu dem, was uns auf den weiteren Etappen erwarten wird. Meine Tempovorgabe war um die 4:20 Min.! Doch schon nach einigen Kilometern merkte ich, dass die schlaflose Nacht und die lange Autoreise sich doch bemerkbar machte. Als es durch den Wald in Richtung Rodenbach ging ließ ich lieber den einen oder anderen neben mir ziehen, anstatt mich zu sehr zu verausgaben. Kurz vor dem Ziel war noch ein makabrer Spruch auf der Straße geschrieben "Nur noch 67 Kilometer" ! Im Ziel hatte ich eine 1:06:50 Std. für die rund 15,6 Kilometer gebraucht, was einen Schnitt von 4:17 Min. entsprach. Direkt neben dem Ziel war auch die Turnhalle, unser erstes Nachtquartier. Ein wenig getrunken und schon hing eine aktualisierte Ergebnisliste an der Wand. Schneller gehts wirklich nicht - absolut Top ! Zuerst wartete ich auf Ciaron und Christian, aber der einsetzende Regen verschlug mich doch in die Turnhalle. Unsere aufgegebenen Kleiderbeutel waren auch schon längst da und so konnte ich uns schon mal eine Ecke aussuchen, wo wir schlafen würden. Isomatte ausgebreitet, trafen auch schon kurze Zeit später Ciaron und Christian ein. Nach dem Duschen wollten wir nunmehr unsere Fahrzeuge abholen. Beim Verlassen der Halle erfuhren wir jedoch, das der große Shuttle-Bus bereits weg sei. Doch nur wenige Momente später tauchten schon weitere kleine Kombis auf, die jeweils einige Gruppen wieder zurück nach Hanau brachten. Auch hier wieder erwähnenswert: Alle freundlich und hilfsbereit - einfach klasse. Ich glaube wenn wir den Fahrer gesagt hätte, ob er auch noch zwischendurch beim Discounter anhält, er hätte das bestimmt auch gemacht :-)
Wir fuhren unsere Fahrzeuge nach Rodenbach und erweiterten unser Nachtquartier mit Getränken, Naschereien und allen was ein Läufer brauch. In der benachbarten Gaststätte wurde zudem ein Nudelgericht für 5 Euro angeboten. Was sollen wir lange in dieser Einöde suchen ? Wir nahmen gerne das Angebot an. Die Portion war groß, die Sauce lecker. Da viele Läufer von diesem Angebot gebraucht machten, waren die Nudeln schnell vergriffen, aber auch hier war es kein Problem - es wurden halt Nudeln nachgemacht. Bei einem gemütlichen Bierchen draußen vor der Halle mit anderen Läufern und schönen Ausblick auf die Landschaft ließen wir den ersten Tag ausklingen. Einige ganz harte Urbayern schliefen draußen unter einen Baum und meinten sogar: "Eh vor einem Jahr waren da aber noch mehr Äste dran!" Richtig Schutz bot der Baum in keinster Weise - Naja wie gesagt, irgendwie alle ein wenig abgedrehte "Ultras" halt :-)
Noch hatten wir eigentlich nichts erreicht! Mein Oberschenkel zwickte zwar noch leicht, aber es hielt sich in Grenzen.
Da ich noch nicht in der Stimmung zum Schlafen war, gab mir Christian noch eine Laufzeitschrift. Ciaron gab mir für die Unruhe in der Halle ein paar Oropax, was auch gut war, denn Christian schlief sehr schnell "hörbar" :-) neben mir ein. Noch 67 Kilometer und wir kriegen dieses "verdammte Finisher-Shirt" :-)
144. Wettkampf | Datum | Distanz | Zeit | Geamtplatz | AK-Platz |
1. Etappe | 10.06.2011 | 15,5 km | 1:06:50 Std. | 61. von 494 |