Essen-Marathon Baldeneysee

Nach bösem Absturz noch einigermaßen gefangen!
Die vergangenen Tage waren weniger eine ideale Vorbereitung auf einen Marathon. Montag gar nicht geschlafen, Dienstag kaum. Die anderen Tage waren auch nicht die Wohltat. Trotzdem dachte ich, dass dies mich nicht so viel umhaut. Müde und ein wenig schlapp, aber so war ich trotzdem zuversichtlich. Samstagnachmittag holten Angelika und ich die Unterlagen ab und schnupperten schon Marathonluft. Wortwörtlich: Es schüttete ohne Ende!
Wenn es Sonntag so regnen sollte, na dann Prost Mahlzeit! Für unser "Newbie" Michi schossen wir noch ein paar Fotos und schickten Ihr diese per Email abends noch zu.
Abends alles noch schön vorbereitet, aber morgens entstand doch ein wenig Hektik. Um 7.10 Uhr ging es dann in Richtung Essen, denn um nach der Parkplatzsuche wollten wir Michi entgegen gehen, die um 8:05 Uhr an der S-Bahn-Station mit ihrer Schwester ankommen wollte. Parkplatzsuche ? Gab es nicht, ruckizucki sind wir durchgekommen und konnten auch noch einen idealen Parkplatz finden.
Michi und Angela kamen auch pünktlich und so ging die Zeit bis zum Start wie im Flug vorbei. Meine Renntaktik nach dem Stress der letzten Wochen, war es eigentlich zunächst hinter den 3:15er Zugläufern zu starten und nach ein paar Kilometern zu entscheiden was geht. Klar spekuliert man manchmal mit mehr, aber das ist auch oft die Euphorie.

Das Wetter war ideal, gute Temperaturen und der Regen blieb erstmal fern. Nachdem Michi und ich uns noch viel Glück gewünscht hatten, ging es in den jeweiligen Startbereich. Der Zugläufer 3:15 meinte noch zu anderen Läufern, dass er so um die 4:38 angehen will. Logisch, denn das ist ja auch eigentlich die Zeit für eine Sub 3:15. Was mich wunderte war: Es war lediglich ein Zugläufer anwesend. Darüber war ich eigentlich sehr skeptisch. Auch waren es diesmal nicht die bekannten Zugläufer aus Steinfurt. Warten wir mal ab was passiert.
Nach dem Start hielt ich mich zunächst wie geplant einige Meter hinter der Gruppe. Der 1. Kilometer passte dann auch dann noch mit 4:35 Min. (aber das trotz Anstieges vom Start aus ??!). Ich traf noch Torsten, der eine 3:15 avisierte und wir quasselten noch ein wenig. Beim 2. Kilometer merkte man, dass der Zugläufer irgendwie was falsch machte: 4:20 Min. !!! Kilometer 3 in 4:18 Min., Kilometer 4 in 4:23 Min. ! Das waren schon 3 Kilometer die mehr als kräftig über das Soll gingen. Ich ließ zunächst abreißen. Bei Kilometer 5 standen Angelika und Angela. Ich rief ihnen zu: Das der Zugläufer viel zu schnell angeht. Nach 5 Kilometern lag er bereits 1 ganze Minute unter der Sollzeit. Katastrophe ! Das ist mehr als als viel. Entweder wies irgendjemand den Zugläufer daraufhin, oder er selbst merkte es irgendwann. Es wurde deutlich Tempo herausgenommen und ich schloss wieder auf die Gruppe auf. Makabererweise erzählte noch ein anderer Läufer in der Gruppe, das die Zugläufer in Stockholm so schnell angingen und nachher Tempo raus nahmen, als die Gruppe auseinander gebrochen war, weil viele das hohe Anfangstempo mit angegangen sind. Das Tempo wurde immer langsamer und irgendwie musste ich aus der Gruppe raus, denn man musste völlig konzentriert laufen, um nicht andere in die Hacken zu treten. Ich setzte mich ein paar Meter vor ihnen. In Sichtweite Torsten! Halt Dich mal einigermaßen an ihm dachte ich mir. Mein Tempo hatte sich nun ideal eingependelt: Genau 4:38 Min! Doch die ersten schnellen Kilometer machten mir Angst und ich dachte, hauptsache das bringt mich nachher aus dem Tritt.

Irgendwie verspürte ich Hunger ! Toll und das nach 6 Kilometern! Noch gar nicht richtig angefangen und schon den Hungerast ? Eigentlich sagt man, wenn man Hunger verspürt ist es schon zu spät. Dabei hatte ich heute morgen doch 2 Weißbrötchen und kurz vor dem Start meine Banane gegessen. An der Verpflegungsstation Bahnhof Kupferdreh gönnte ich mir eine Banane. Der Hunger war zunächst weg. Es lief alles weiterhin gleichmäßig, 4:37-4:38 Min.! Ich blickte mich herum und stellte fest, trotz des Soll-Tempos war der Zugläufer weit hinter mir. Da lief wohl einiges schief ! Es ging die Bundesstraße hoch, feierte mit den Kids am Straßenrand und es lief richtig rund. Die Wendemarke bei Kilometer 15, der Zugläufer nun rund 30 Sekunden hinter mir. Mit gleichmäßig laufen hatte das von Anfang an nichts zu tun. Bei km 17,5 kam mir Michi entgegen und wir grüssten uns. Jeder Kilometer weiterhin 4:38 ! Ich lief genau im Soll und war richtig stolz auf mich, dies so gut hinzubekommen. Irgendwie brach hier ein wenig Euphorie aus: "Die 3:15 packst Du heute, garantiert ! Kilometer 22 höre ich hinter mir ein lautes marschieren - das kann es doch nicht sein, wie kann die Gruppe auf mich aufschließen ?? Ich laufe nicht langsamer ! Die 3:15 zieht bei mir bei Kilometer 23 an mir in einen Wahnsinnstempo vorbei. Ich laufe Kilometer 24 erneut in 4:38 Min. und die Gruppe ist schon einige hundert Meter vor mir. Ich möchte nicht das Tempo wissen, was da angezogen wurde. Das Tempo und das Entfernen der Gruppe zieht mich runter. Meine Renntaktik war nun völlig im Eimer, denn so früh sollte die 3:15er Gruppe nicht an mir vorbeiziehen. Mein Gedanke war vor diesem Marathon: Naja, wenn das ab 35 oder 36 wäre - dann egal! Aber nicht schon bei 24 !!! Der Gedanke so früh von denen so weit entfernt zu sein, brachte mich völlig aus dem Tritt.

Gerade noch euphorisch, war mir nun klar: Das wars mit der Topzeit !! Bei Kilometer 25 warteten meine Groupies und ich ließ mir eine ganze Minute Pause. Ich war völlig von der Rolle, gut in der Zeit gelegen und dann eine Minute Pause ? Ich nahm Salztabletten, trank ein wenig, tauschte Getränkepullen aus - irgendwie war die Luft völlig raus. "Du bist bei 25 und hängst jetzt schon über 1:30 Min. hinter der Gruppe - jetzt kannste mit einer 3:25 wohlmöglich noch zufrieden sein". Ich versuchte anzulaufen und war platt ! Was hat mich jetzt aus der Bahn geschmissen ? Das hohe Anfangstempo auf den ersten 5 Kilometern ? Das Überlaufen der Zugläufer ? Die lange Pause bei meinen Groupies ? Der Hunger zu Beginn ? Oder irgendwas mit dem ich unterversorgt war ?
Vielleicht von allem etwas - jedenfalls ein wenig zuviele Dinge.
Dummerweise ging es nun wieder die Straße hoch in Richtung Werden, kein riesiger Anstieg, momentan aber für mich wie die Rocky Mountains. Kilometer 28 treffe ich erneut auf Angelika und Angela. Gemütlich gehe ich ihnen entgegen und mache eine weitere Pause. Sage und schreibe 1:30 Min. halte ich mich erneut bei ihnen auf. Ich bin k.o. oder bilde ich mir das nur ein ? Wie soll ich nur noch 14 Kilometer durchstehen. Trotzdem denke ich nicht ans Aussteigen. Ich nehme ein Gel und starte wieder an. Nach einen weiteren Kilometer denke ich mir einfach: Setze Dir einfach ein anderes Ziel und versuche das zu erreichen. Gerade noch gedacht, Du gehst am besten die restlichen Kilometer, komme ich so langsam wieder in Tritt. Mache aber an jeder Verpflegungsstation eine gute Pause. Es hilft, es überholen mich nicht mehr viele - vielmehr schließe ich auf den einen oder anderen auf. Mein neues Ziel ist nun die 3:25 !!
Mir geht es nicht alleine schlecht ! Hin und her überholt man sich an verschiedenen Punkten immer wieder gegenseitig. Gleichzeitig ist dies aber immer ein gegenseitiges Anziehen. Ich genehmige mir einige Colas und versuche auf den letzten Kilometern das Tempo wieder zu erhöhen. Komisch ! Man ist völlig am Ende und trotzdem geht das noch ? Immer wieder aufmunternder Applaus von Zuschauern. Es baut einen richtig auf ! Nächstes Ziel: Knacke Deine Frankfurt-Zeit, Deinen 3. schnellsten Marathon ! Die Gedanken beflügeln: Kilometer 41 in 4:52 Min., Kilometer 42 in 4:52 Min. ! 3:22:56, fast eine Minute unter Frankfurt ! Neue Ziele braucht der Mensch *grins*grins*

 

Der Lauf ging aus vielen Gründen in die Hose. Es hat mal wieder gezeigt, um eine 3:15 zu knacken, muss wirklich alles passen. Hier passten mehrere Dinge nicht überein. Viele Fehler, die ich mir selbst ankreiden kann ! Egal ! Ich sage mir einfach selber: Kopf hoch !! Alle meine 3 schnellsten Marathons in einem Jahr - das ist doch auch nicht schlecht.

Im Ziel treffe ich Torsten und wir lassen den Marathon noch ein wenig Revue passieren und setzen uns neue Ziele. Für mich zunächst nicht auf die Marathon-Distanz, aber auf die anderen Distanzen. Nicht den Kopf in den Sand stecken, immer wieder neu motivieren.

Nachdem ich mich schnell am Auto umzog, machten wir uns auf den Weg in Richtung km 41 um Michi auf ihren Marathondebüt zu empfangen. Die 4:45 Zugläuferin kam uns entgegen mit sage und schreibe eine Läuferin im Gepäck. Irgendwie lief das heute wohl bei mehreren Zugläufern schief. Dann kam Michi und wir nahmen sie im Empfang ! Toll hat sie das gemacht ! Ein tolles Marathon-Debüt !

Ein großes Lob auch wieder an die Organisatoren des Essen-Marathons: Alles wieder absolut klasse gemacht. Man kommt immer wieder gerne!
Auch die Helfer an den Verpflegungsstationen waren noch besser als in den Vorjahren - einfach genial !

108. Wettkampf Datum Distanz Zeit Gesamtplatz AK-Platz
  11.10.2009 Marathon 3:22:56 Std. 310. von 1.409