Die letzte Trainingswoche war bestimmt durch einen regenerativen Lauf in Frankreich an der Schweizer Grenze zu Genf und einem langen
Lauf am Wochenende in Wittringen. Letztgenannten verkürzte ich, da die Probleme in Zehen heftiger wurden. Irgendetwas stimmt mit den Schuhen oder den Einlagen nicht. Ich habe nunmehr die Pelotte
abgeknibbelt und versuche am Montag ohne sie zu Laufen. Sollte das wirklich die Ursache sein, wäre das sicherlich ein "großer Hammer". So wie es seit einem halben Jahr heißt, benötige ich keinen
Stützschuh mehr, wie z.B. den Kayano sondern einen Neutralschuh wie den Nimbus 9. Was einen jedoch von vornherein ein wenig stutzig machte war, das ich aber weiterhin eine Pelotte unter der
Einlage benötige. Ich vermute nunmehr, das ich entweder durch diese Pelotte nach links außen knicke oder besagter Schuh doch nicht der Richtige ist.
Am Montag findet jedenfalls der erste Anti-Pelottenlauf statt. Mal sehen wie es läuft !
So eine Woche ist vergangen und man hat erneut vieles dazugelernt :-) Die Trainingseinheiten zu Beginn der Woche musste ich aufgrund
des starken Windes umstellen. Somit fielen letztlich die Intervalle komplett aus. Das Laufen ohne besagten Pelotten war nur am Montag angenehm, am Mittwoch die gleichen Probleme wie sonst.
Nachdem ich keinen kurzfristigen Termin beim Orthopädie-Meister bekommen habe, ging es Freitag statt Training in Richtung Essen nach Bunert. Einfach mal zur Kontrolle und um eine andere Meinung
zu hören. Also ging es dort aufs Laufband. Bei Bunert dreht sich alles rund ums Laufen. Vielleicht auch ein kleiner Vorteil. Wie die Laufberaterin feststellte: Meine derzeitigen Laufschuhe, die
Nimbus 9, sind die idealen Schuhe für mich. Was aber sehr interessant war: Mit den Kayano, die ich bis vor einem halben Jahr lief, hätte ich nie laufen dürfen. Die Stütze hierbei würde sich
höchstens negativ auf mein Knie auswirken. Das erklärt warum ich vor einem Jahr vor dem Steinfurt-Marathon solche Probleme mit den Knien hatte. Außerdem ist es somit der Grund warum die letzten
Kayano Außen links bereits nach rund 100 Kilometer verschlissen waren. Ist nur traurig, das andere Experten darauf nicht gekommen sind. Aber eigentlich logisch, denn Nimbus 9 und Kayano sind
grundverschiedene Schuhe. Naja, damit war zwar nicht das Problem der Zehen behoben, ich wusste jedoch wo ich demnächst nicht mehr hingehe.
Der lange Lauf am Samstag war zwar nicht laut Trainingsplan, aber zumindest absolvierte ich die Distanz.
Eigenproduktion: Irgendwas muss unter meinen Zehen! Das meinte selbst die Fachverkäuferin bei Bunert. Zunächst schauten wir in der Drogerieabteilung nach Gelpflaster, Gelkissen u.ä.! Nichts davon dabei was man unter der normalen Einlage vorne platzieren könnte. Letztlich fanden wir ein Fersenhalter, den ich mir zurecht schnitt und unter der normalen Einlage klebte. Freitag der erste Testlauf über 14 km klappte relativ gut. Trotzdem war ich zunächst skeptisch. Am Samstag ging es nicht wie sonst in den Vorbereitungen auf 35 sondern lediglich auf 30. Zur Zeit muss das einfach reichen, ich will kein Risiko eingehen und letztlich den Marathon ausfallen lassen. Die selbst gebastelte "Unterfütterung" rutscht nicht und sitzt genau an der richtigen Stelle. Klar, die Probleme sind jetzt nicht weggeblasen, doch beim Laufen habe ich nunmehr weniger Probleme. Vielleicht trägt ja so eine simple Lösung da zu bei, das die Schmerzen nachlassen. Nicht zu euphorisch werden - mal schauen wie die nächsten Einheiten werden.
Venloop-Halbmarathon (NL)
"Hammer" ! Diese Stimmung ist nicht zu toppen !
Vor etlichen Jahren war Venlo unsere
Einkaufsstadt. Jetzt ging es das erste Mal dort hin zu einer Laufveranstaltung. Noch vor einigen Tagen war ich überzeugt hier eine Zeit um die 1:30 zu erzielen. Nach dem die Probleme in den Zehen
doch heftiger sind, war man sehr verunsichert. Der lange Lauf in der Vorwoche mit meiner gebastelten Einlage klappte zwar gut, erhöhte ich jedoch jedes Mal das Tempo machten sich meine Zehen
bemerkbar.
Auf diesen Lauf hatte ich mich lange gefreut und wurde in keinster Weise enttäuscht. In den letzten Tagen vor dem Wettkampf hieß es Voltaren mit Reizstrom an den schmerzenden Fuß und viel
Fußgymnastik. Das tat teilweise sehr gut. Es ist aber so wie bei den meisten: So was macht man nur dummerweise, wenn man Probleme hat. Geht es einen danach irgendwann besser, wird es wieder
vernachlässigt. Manche Übungen sind so simpel, ob es das Kugelschreiber aufheben mit den Zehen ist oder das Abrollen des Fußes auf einer Prit-Klebestift-Rolle (!!) .
Das Vorhaben "knack die 1:30" hatte ich innerlich aufgegeben, wollte aber diesen Lauf trotzdem bestreiten. Die ganze Woche über hatte man den Wettkampf im Kopf - aber eher als Angstgefühl, das
man erste Mal einen Lauf abbrechen müsste. Ich redete mir immer wieder ein: Wenn es nicht mehr funktionieren sollte, gehe ich einfach ins Ziel. Sind die stechenden Schmerzen in den Zehen zu
heftig steigst Du einfach aus. Auch wenn in den letzten Wochen das Training nicht so klappte wie ich es mir vorgestellt hatte, so war ich mir sicher: Die Ausdauer und das Tempo kannst hinbekommen
- doch für wie lange ?
Nachdem das Wetter Samstag in Duisburg richtig prima war, entschloss ich mich auch ein wenig "luftiger" anzuziehen. Regen konnte ich mir eigentlich für Sonntag nicht vorstellen. Kurzerhand
entschloss ich mich auch dafür meinen ersten Halbmarathon ohne Trinkgürtel zu laufen. Zumeist hatte ich die Pullen so oder so nicht benutzt. Wie immer bekam man auch Samstagabend
"Heißhunger" auf alles was man vor einem Wettkampf nicht essen sollte. Dieses Mal waren es Bounty oder Snickers. Ist schon verwunderlich: Nach dem Wettkampf hat man wieder keinen Appetit
darauf.
Angelika und Daniel entschlossen sich kurzfristig ebenfalls mit mir und Rainer los zu fahren in Richtung Holland. Ein Blick morgens aus dem Fenster: "Toll traumhaftes Läuferwetter, so muss es
bleiben". In Venlo angekommen waren wir erstmal erstaunt: Nichts ausgeschildert, nichts wo man parkten konnte oder sich traute zu parken. Start und den eingegrenzten Laufbereicht sah man zwar,
aber wo parkten ? Galten die Parkautomaten auch für Sonntag ? Letztlich parkten wir in einer Seitenstraße - noch nicht einmal weit vom Start entfernt. So konnten wir zunächst unsere
Laufklamotten im Wagen lassen und suchten nun die Startnummerausgabe. Diese suchten wir nicht als einzige, auch viele Holländer irrten umher und wussten nicht so Recht wo lang. Zwischendurch
merkten Rainer und ich, dass wir genügend getrunken hatten - denn alle paar Minuten suchten wir die Toiletten auf. Bei den holländischen Laufveranstaltungen werden für die Herren viereckige
offene Pinkelhäuschen aufgestellt. Ideal, keine lange Warteschlangen und man nimmt den weiblichen Teilnehmern nicht die Dixi-Klos weg. Sollte bei den deutschen Veranstaltungen ebenfalls sein.
Nicht weit entfernt - ausgeschildert - die Startnummernausgabe. Alles sehr gut organisiert und professionell gemacht. Für die ausländischen Teilnehmer gab es einen Extra-Schalter. Neben einen
schönen Schweißband gab es noch ein weiteres Gratis-Funktionsshirt :-) Prima, die Holländer sind doch wirklich nett :-)
Eine weitere Besonderheit bei dieser Laufveranstaltung war, das ein großer Teil der Strecke eingezäunt ist. Die Holländer kennen wohl "ihre Fahrradfahrer", die teilweise egoistisch jeden am
liebsten vom Fußgängerweg (!!) schieben wollen. Demonstrativ fahren einige rücksichtslos durch stehenden Zuschauer, obwohl sie eigentlich sehen das hier eine Laufveranstaltung ist und sie
eigentlich dort nicht durchkommen. Ansonsten scheint hier jeder diesen Lauf abgöttisch zu lieben: In fast jeden privaten Fenster hängt ein Plakat und überall hängen Fahnen raus.
Das Wetter zu diesem Zeitpunkt - weiterhin genial! "Rainer Du hast von einer 80prozentigen Regenwahrscheinlichkeit gesprochen ?" - "Wir haben Traumwetter!". Kaum zu Ende gesprochen zogen
auch schon dunkle Wolken auf. Die ersten Tropfen kamen und auch der Wind nahm merklich zu. Auf dem Marktplatz bot ein scheinbar bekannter, sonnengebräunter, ein wenig älterer "Schönling" ein
Showprogramm an. Nach seinen Auftritt lief der kleine pummelige Showstar mit einem schweißdurchnässtes Handtuch um den Hals umher und "versuchte" mit einem Edding Autogramme zu
geben.
Jetzt wurde der Regen heftiger und Rainer und ich glaubten immer wieder irgendwo hellere Wolken zu sehen, die aber leider keine waren. Bis zum Start hörte es nicht wirklich richtig auf zu regnen
und so wurde es in der Startbox so leicht bekleidet richtig frisch. Ich schaute um mich: In meiner Box war keiner mit einen Trinkgürtel. Ich kam mir vor wie ein Baby welches sich von seinen
Schnuller verabschiedete. Auf und davon - nie wieder bei einem Halbmarathon mit einen Trinkgürtel. Pünktlich wurden wir auf die Reise geschickt, die wirklich von vorne bis hinten stimmungsvoll
enden sollte. Die ersten Kilometer waren gleichmäßig und ich fühlte mich relativ gut. Die Zehen merkte ich zwar, aber die Endorphine setzten sich immer mehr durch.
Zunächst ging es direkt durch die Innenstadt und an jeder Ecke tausende säumten tausende von Zuschauern die Barrieren. Toll, so kann es weitergehen: Ging es auch. Kurz vor Kilometer 5 ließ ich meine Freude über das tolle Gefühl unter diesem Publikum zu laufen freien Lauf und feierte mit. Danach lief ich freudig an meinen beiden "Groupies" vorbei! Es lief alles prima, nur der Regen wurde immer heftiger. Bei Kilometer 6 ein Anstieg: Es ging zum ersten Mal die Brücke hoch über die "Maas". Von Anfang an hatte ich eine Gruppe mit rosa Luftballons im Schlepptau: Die Zugläufer 1:30 Std. !! Vom ersten bis zum letzten Kilometer begleiteten sie mich in ca. 50 Metern Entfernung. Die erste Brücke war gemeistert. Was einen manchmal ein wenig störte waren lediglich die Bodenwellen der verkehrsberuhigten Straßen, aber perfekt kann man nunmal nicht alles haben! Immer wieder tausende von Zuschauer an der Strecke, Blaskapellen und das trotz dieses Schmuddelwetters. Wo gibts so was ? Eigentlich hätte man gerechnet, dass sich die Leute bei Regen verdrücken. Ganz im Gegenteil: Überall Partystimmung. Die Kilometermatte 10 kam: 42:01 Min. !! Wow, mein 3. schnellster Zehner und ich fühlte mich immer noch sehr gut. Der 2. Brückenanstieg zurück auf die andere Seite war minimal, bei Kilometer 12 ging es jedoch kurz hoch auf einen Deich. Die Zugläufer im Nacken lief ich vorne weg und das alleine Laufen tat hier weh, denn der Regen prasselte runter und von der Seite kam noch heftiger Wind. Bloß schnell hier runter, bei Kilometer 13 der Wendepunkt und direkt da sah ich auch die Gruppe der Zugläufer beim Wenden. Die Gruppe hatte sich ganz schön gelichtet. Ich kam mir vor wie ein gejagter Hase: Machte ich mal ein wenig mehr Tempo - entfernte ich mich, doch schon kurze Zeit später hörte ich die Gruppe hinter mir durch die Pfützen stampfen. Kilometer 14,8 Getränkestation: Was machst Du jetzt ? Bleibst Du stehen, dann hast Du die sicher vor Dir oder läufst Du einfach die letzten Kilometer durch ? Kein Gürtel ist eine Sache, aber ohne Trinken eine andere ! Naja von oben kam genügend Flüssigkeit. Also durch! Die Zwischenzeiten waren immer noch relativ gleichmäßig, auch wenn ich nicht mehr so schnell war wie zu Beginn. Getränkestation nach Kilometer 18 (ja so was gibts hier auch). Die beiden Zugläufer John und Martien sind neben mir und rufen mir etwas zu, was ich nicht verstehe - aber so deutet wie: "Los hefte Dich an uns ran!" Die beiden sind echt Spitze, die motivieren mich so - kurze Zeit später bin ich wieder vor ihnen. Es geht wieder in die City und hier ist wirklich der "Bär los". Wieder sind die beiden neben mir: Jetzt schreien sie mich sogar an !! "Komm, komm!". Die Gruppe besteht nur noch aus ca. 5 bis 6 Läufern und auf der Zielgeraden bin ich gleichauf mit John und Martien. Immer wieder schauen sie zu meiner Seite rüber, motivieren mich - schauen sich um zu den anderen und peitschen uns nach vorne !! Das nenne ich Zugläufer!! Ich bin völlig aus dem "Häuschen" jubelnd geht es mit beiden über die Zielmatte. Leider habe ich sie im Zielbereich verloren und so konnte ich mich bei beiden nicht bedanken ! Wahnsinn !! Sicherlich wäre ich auch so im Bereich 1:29 geblieben, aber 10 bis 15 Sekunden haben diese beiden Teufelskerle bestimmt bei mir bewirkt. SUPER !! 1:29:13, ich habe die dusselige 3 da vorne weg und ich kann es einfach nicht fassen. Die letzten 1,1 Kilometer absolvierte ich wahrhaftig in 3:59 Min. ! Der Regen prasselt im Verpflegungsbereich herunter, doch das kann mir jetzt nichts mehr ausmachen. Auch mein jetzt schmerzender Fuß ist mir in dem Moment sch...egal !! Keine Frage, diese Veranstaltung ist die beste, die ich je erlebt habe. Das trübt auch nicht das schlechte Wetter.
77. Wettkampf | Datum | Distanz | Zeit | Geamtplatz | AK-Platz |
30.03.2008 | Halbmarathon | 1:29:13 Std. | 199. von 2.570 |
Kilometer |
Splits |
KM 0 - 5 |
20:59 Min. |
KM 5 - 10 |
21:02 Min. |
KM 10 - 15 |
21:24 Min. |
KM 15 - 20 |
21:49 Min. |
KM 20 - 21,095 |
3:59 Min. |