29.09.2008:
Jetzt ist es nicht mehr lang bis zu meinem 11. Marathon. Nach Hamburg ist dies der 2. Marathon zusammen mit meinem Schatz. In den letzten Wochen haben wir viel gemeinsam trainiert. Vor allen
Dingen bestritten wir fast alle langen Läufe gemeinsam. Auch die eine oder andere Tempoeinheit (Intervalle) war dabei und ich muss sagen: Es war die schönste Vorbereitung auf einem Marathon, die
ich bisher hatte. Gemeinsam fuhren wir für die "Long Runs" zum Baldeneysee nach Essen und liefen schon früh morgens um eine der schönsten Strecken im Ruhrgebiet. War es am letzten Wochenende der
Nebel, der über dem See hing oder die andere Veranstaltung an der Regatta-Strecke. Immer wieder ein Erlebnis.
Interessant auch ein Lauf, bei dem Angelika nach Gefühl lief, ich ihr leicht das Tempo vorgab ohne das sie auf die Uhr schauen musste. Es klappte prima - wir ergänzten uns - wie so oft.
Auch wenn wir demnächst nicht für einen Marathon trainieren werden, aber diese "gemeinsame" Vorbereitung hat so viel Spaß gemacht, dass wir dies sicher für einen HM-Event von Angelika zukünftig
wiederholen werden.
09.10.2008:
Saisonfinale steht an !!
Noch knapp über 2 Wochen, dann steht das Saisonfinale an. Bis auf dem Silvesterlauf ist nichts mehr geplant. Jahres-Kilometer werden es 2008 ein bisschen weniger, aber egal: Es kann nicht immer
nur das Maximum erreicht werden.
In den letzten Tagen nach Köln war ich nur im regenerativen Tempo unterwegs.
Warum haben Türken keine Hunde ?
Mein Lieblingswetter: Ganz leichter Nieselregen, Laub auf den Wegen, den die wenig verbliebenen Nordic-Walkern mit ihren Stöckern aufpieksen. Von nun an sieht man regelmäßig die gleichen
Läufer-/innen. Die Schönwetterläufer gehen in den Winterschlaf und nur die "richtigen" Läufer zieht es in die Natur. Zu dieser Jahreszeit ist die Ostermannrunde, die schönste Strecke hier in der
Nähe. Oft tief versunken in mich selbst ziehe ich hier Kilometer für Kilometer ab. Lediglich die vielen Hundehaltern gehen "teilweise" einen auf die Nerven. Sicherlich sind die meisten
wohlerzogen (ich meine die Hunde :-) ), trotzdem ist es zum Teil nervig wenn diese Vierbeiniger einen anspringen oder kläffend auf einen zu laufen. Die Erfahrung mache ich sehr oft. So wurde ich
am letzten Mittwoch immer wieder voller Freude von diesen Hunden begrüßt. Gemäß dem Motto: Sind ja keine Walker da - dann spiel Du mit uns !!
Bei manchen Hundehaltern ist die Tierliebe so groß, die werden im Buggy oder Kinderwagen herumgefahren. Ehrlich !! Nicht weil sie krank sind, nein zum einem ist es bequemer, zum anderen könnten
ihre Lieblinge nass werden. Eine Dame hat in ihrem Buggy sogar teilweise 2 bis 3 Hunde sitzen und zusätzlich noch 2 an der Leine. Naja, jedenfalls war der Mittwoch-Lauf überwiegend ein
"Hunde-Ausweich-Lauf". Auf dem Rückweg über die Uhland-Straße, wo sehr viele ausländische Mitbürger wohnen, kam mir der Gedanke:
Warum haben Türken eigentlich keine Hunde ? Warum sieht man die nicht mit einem Kläffer durch die Parks laufen ? Ich wüsste nicht, dass ich einen Türke je mit einem Hund an der Leine gesehen
habe. Das ließ mir keine Ruhe: Also recherchieren und tatsächlich.... Die Begründung ist religiöser Natur: Im Islam gilt das Gebot der Reinheit für das Beten. Darunter auch die Reinheit der
Kleidung. Wenn nun ein Hund die Kleidung berührt kann diese Person damit nicht mehr Beten. Ist halt umständlich, sich ständig umzuziehen nur weil ein Hund mit seiner feuchten Nase daran gekommen
ist.. Ich zum Beispiel müsste, wenn ich dieser Kirche angehören würde, einen ganzen Rucksack voller Laufwäsche mit nach Wittringen schleppen. Die Hundenase soll sehr viele Bakterien beinhalten.
In einem Hadith des Propheten Mohammed (Hadith = die Worte und Taten des Propheten) sagt er, wenn ein Teller von einer Hundenase/-maul berührt wird, soll man diesen Teller 7 mal mit Erde, das 8 mal mit Wasser reinigen
oder so ähnlich. Und tatsächlich, Erde hat desinfizierende Mineralien in sich. Komisch nur, dass es ein “Analphabet” vor 1400 Jahren gewusst hat. Der hatte ja kein Mikroskop oder was ähnliches.
Dies heisst aber nicht, dass der Islam gegen Hunde ist. Nein im Gegenteil, die Religion ist von einem Gleichgewicht der Tiere überzeugt.
Wieder ein bisschen schlauer geworden :-)
Stress pur die letzten Wochen
Der Frust der letzten Tage hat ganz schön gezehrt, an so einen Tiefpunkt waren wir sicherlich schon Ewigkeiten nicht mehr und dies hat ausschließlich private Gründe und hat mit dem Laufen rein
gar nichts zu tun. Wie ist mein Lieblingssatz: Unser größter Ruhm ist nicht, niemals zu fallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen. Im Moment sind wir sehr oft gefallen, krabbeln auf
und fallen wieder runter. Sicherlich wird dies auch "Laufen bezogen" für das kommende Jahr einige Auswirkungen haben. Das ich zunächst keine oder kaum Wettkämpfe laufen wollte, hat ebenfalls mit
der momentanen Situation zu tun. Eine kleine Motivation für mich kam durch die "Laufliga Nebenwerte" von Manfred aus dem Laufen-aktuell-Forum. Ich finde die Idee klasse und da dort einige
Laufbekannte vertreten sind, hat mich das noch mehr motiviert dort zu starten. Einige zunächst geplante Läufe fallen jedoch auf jeden Fall aus. Eine weite Fahrt zum Hamburg-Marathon, was man
zunächst sogar im "Hinterstübchen" hatte, wird es nicht geben und auch der Herbst-Marathon, wird in der unmittelbaren Nähe absolviert. Somit bliebe noch die Frage des Frühjahrs-Marathon ??
Eigentlich hatte ich vor meine Pb aus 2007 zu verbessern, aber wo ? Steinfurt fällt auf das Wochenende des Venlo-HM, Rotterdam ist ebenfalls viel zu weit, Enschede wegen der späten Startzeit kein
Thema, Duisburg zu weit in den Sommer - was blieb mal wieder ? Düsseldorf ! Es kann zwar wieder sein das wir auch Anfang Mai "gegrillt" werden, aber ich fand dies als beste Alternative. Dieser
Marathon wird zudem das Geburtstagsgeschenk meiner Eltern sein (wie es zu einem Geschenk üblich ist - müsst Ihr natürlich jetzt auch zu diesem Tag dann dort sein *grins, grins*).
Was es dieses Jahr noch an Wettkämpfen geben wird ist noch ungewiss. Angelika und ich werden das spontan entscheiden.
Dresdner-Kleinwort Frankfurt-Marathon
Hase ist im richtigen Moment da!
Sicherlich eine weite Anreise, aber die
ist es wert. Die Strecke wurde kaum abgeändert und so erwartet uns wieder Stimmung pur. Durch ihre letztjährige Marathon-Zeit rückt Angelika einen weiteren Block nach vorne. Starten werden wir
somit aus dem Maritim-Block (Zielzeit 4:00-4:30 Std.).
Samstagmittag ging es in Richtung Frankfurt, ohne Stress und ohne Stau waren wir schnell an unseren Hotel in Frankfurt-Ost. "Trolleys" schnell ausgepackt, machten wir uns sofort auf den Weg in
Richtung Startnummernausgabe und Pasta Party. Wie im Vorjahr gab es auch dieses Mal ein prall gefüllter Kleiderbeutel mit vielen nützlichen Läuferutensilien. In der Frankfurter Festhalle eine
sehr schöne Atmosphäre bei der Pasta Party. Obwohl auf uns im Hotelzimmer schon die vorbereiteten Nudeln warteten, gönnten wir uns einen dicken Teller hier. Ein wenig scharf, aber sehr
schmackhaft. Frankfurt hat alles perfekt organisiert, hier gibt es wirklich nichts zu bemängeln, nicht umsonst starteten dieses Jahr allein 12.000 Marathon-Läufer auf der Strecke durch die
Finanzmetropole. Die diesjährige Teilnehmerzahl war gleichzeitig Rekord für diese Veranstaltung, die zu den ältesten in Deutschlands zählt. Im Hotel angekommen, gab es anschließend weitere
Nudeln, doch irgendwie wurde ich einfach nicht satt. Der 3. Teller war verschlungen und machten sich erste Bedenken breit: "Uiih, hoffentlich war das nicht ein wenig zu viel des Guten und ich
muss unterwegs auf der Strecke ein Dixi aufsuchen!". Am frühen Sonntagmorgen dann erstmal der Gang zum Empfang des Hotels und einen Kaffee genossen. Vielleicht würde das ja den vorzeitigen Gang
zur Toilette ein wenig beschleunigen. Fehlanzeige - mit diesen "vollgefressenen" Bauch stand ich schließlich an der Startlinie. Die Schuhfrage war letztlich auch beantwortet: Ich lief mit "alten
Tretern" und ohne Einlagen. Diesmal eine richtige Entscheidung. Nach den vergangenen Wochen war der Stress und die Probleme beiseite gestellt: Jetzt und hier wollten wir den gemeinsamen Marathon
genießen. Im Kopf hatten wir eine persönliche Bestzeit, was evtl. mehr möglich ist, wollten wir unterwegs entscheiden.
Trotz der großen Teilnehmerzahl löste sich das Feld sehr schnell auf. Was sehr störend war während des gesamten Marathons waren viele Staffelläufer, die den Marathonis regelrecht im Weg standen. Standen - genau, einige standen bereits nach 2 Kilometer mitten auf der Strecke. Ich frage mich, selbst als Staffelläufer, wo ich nun mal nicht so viele Kilometer laufe - wie haben sich manche vorbereitet ? Blauäugig und teilweise sehr rücksichtslos. Wie ein Uhrwerk liefen wir die ersten Kilometer - absolut gleichmäßig. Spontan entschieden wir uns, dieses Tempo bei zu behalten um evtl. eine 4:12 zu erreichen. Es lief prima, jeder 5 Kilometer-Split sehr gleichmäßig und evtl. schien sogar mehr drin zu sein. Zwischendurch versorgte ich Angelika mit Getränken und konzentrierte mich voll und ganz auf sie. Kein Vorweglaufen, keine Tempovorgabe - bei einem Marathon kommt die Aufgabe des Hasens vielmehr evtl. ab Kilometer 30. Kurz vor Kilometer 20 in Schwanheim machte sich Hunger bei mir bemerkbar (wo waren die 3 Teller Nudeln geblieben ? :-) : Was gibt hier eigentlich zu Futtern ? Bananen - nein, nicht unbedingt - aber Nüsse wären jetzt genau das Richtige. Also versorgte ich mich an den Ständen mit Hasel- und Cashewnüssen und Mandeln. Einfach mal ausprobieren! Der Hunger war schnell weg und vertragen habe ich sie ebenfalls sehr gut. Bei Kilometer 23 steht am Rand ein Läufer mit Krämpfen, ich bleibe stehen und gebe ihn ein paar von meinen Salztabletten - arme Socke, so früh schon Probleme. Er nimmt sie dankbar an und wir düsen weiter. Bei Kilometer 25 wird mir bald mein Fotografieren zum Verhängnis, beim Einstecken der Kamera im Gürtel, stolpere ich über meine eigenen Füsse und lege mich voll auf den Asphalt lang. Arm, Finger und Knie - überall alles leicht abgeschürft, aber mein einziger Gedanke ist, schließ bloß zu Angelika auf, sie macht sich sonst Sorgen wenn ich nicht mehr bei ihr auftauche. Alles schmerzt in den Moment, aber ich lasse es mir nicht anmerken - dies ist ihr Lauf, den versaue ich ihr nicht mit meiner Dusseligkeit.
Wir nähern uns Kilometer 30 und so langsam glaube ich auch, dass heute ein großer Tag für sie wird. Wird es wirklich eine Zeit
unter 4:10 Std. ?? Es sieht danach aus, alles weiterhin absolut gleichmäßig und wir überholen und überholen. Wir nähern uns der Innenstadt und bis Kilometer 35 sind wir sogar ein wenig schneller
geworden: Die Euphorie treibt uns nach vorne, auch wenn Angelika andeutet das jetzt für ihr der Marathon beginnt. Ich klopfe ihr zwischendurch auf der Schulter, ich bin wahnsinnig stolz auf sie.
Bis jetzt merke ich nicht, dass sie Probleme bekommen könnte. Ich rechne ihr die Zeit hoch, die sie erreichen kann. In unserer unmittelbaren Nähe ein "Spinner" in Jeanshose und Samtjacke, der
kreuz und quer um seine Frau herumläuft und uns ständig vor den Beinen läuft. Irgendwann reicht es uns und Angelika stutzt ihn mit einen kurzen Kommentar. Kurz vor Km 38 kommt der Mann mit dem
Hammer mit einem Schlag, Angelika bleibt am Verpflegungsstand stehen und es passiert nichts mehr: Sie geht und kommt nicht mehr im Trott. Ich versuche sie aufzubauen und meine "noch ist alles
drin", doch es passiert nichts, sie nimmt sich einen weiteren Becher zu trinken und kommt nicht mehr ins Laufen. Ich warte auf ein Zeichen von ihr und das bekomme ich von ihr: "Schieb mich
irgendwie an!". Ich ziehe sie an der Hand und der "Motor" beginnt wieder zu rollen. Fortan laufe ich leicht vor ihr, jetzt versuche ich sie ins Ziel zu ziehen - jetzt beginnt meine
eigentliche Aufgabe. Sie hängt sich an mir und fällt in keiner weiteren Gehpause, sondern beginnt sogar wieder zu überholen. Immer wieder ein Blick nach hinten: Ist sie noch an meinen Fersen ?
Irgendwann kommt die Einbiegung in Richtung Festhalle, Hand in Hand genießen wir den Einlauf über den roten Teppich ins Ziel und lassen unsere Tränen freien Lauf. Ein Wahnsinnslauf, der
unvergesslich ist. Auch denjenigen, den ich unterwegs mit Salztabletten versorgte, erblickten wir schließlich im Ziel. Prima - er scheint auch wieder in die Gänge gekommen zu sein.
Ein grandioses Wochenende liegt hinter uns, die Sorgen vorübergehend vergessen. Ich bin wahnsinnig stolz auf meinen
Schatz !!
Heute am Montag, merke ich meinen Sturz in vollen Zügen - die Endorphine hatten ihn gestern zunächst
vergessen gemacht.
Schmerzen gehen - Stolz bleibt !!