Der letzte lange Trainingslauf über 35 Kilometer klappte sehr gut. Nur 14 Stunden vorher hatte ich einen Lauf über 11 KM, fühlte mich aber trotzdem in guter Form. Die Durchschnittsgeschwindigkeit je KM betrug 5:30 Min. ! Ebenfalls o.k. !! Jetzt heißt es wieder zurückfahren, Kilometer reduzieren um Kräfte zu sammeln.  Paderborn zeigte das bei mir auch Grenzen sind. Innerhalb von 7 Wochen zwei Marathons plus einen Halbmarathon, geht nicht spürbar an einem vorbei. Bevor ich einen großen Absturz erleide, werde ich diesen Lauf ganz locker angehen. Nach den letzten Trainingseinheiten habe ich mein Ziel auf 3:36 Std. korrigert. Dies wäre schon eine Überraschung. Aber in den letzten Tagen lief es sehr gut und ich fühle mich fit.
Nach Durchsicht der Strecke muss ich sagen: Klasse ! Die Oberkassler Brücke wird als Alp d`Huez von Düsseldorf gepriesen und vom Brückenlauf 2005 kann ich mir das gut vorstellen. Schön finde ich auch das der Streckenverlauf so ist, das Angelika mich an mehreren Punkten sehen kann . Nach dem Start kann sie mich bei KM 8, KM 20, KM 29, KM 39 und im Ziel erwarten. Aufgrund meiner Zeit von Steinfurt werde ich im 2. Startblock starten (von 5). Somit werde ich wohl nicht die Probleme beim Start haben wie in Paderborn, das mich langsame Läufer bremsen. Am Start ist in Düsseldorf die absolute deutsche Marathonelite von Martin Beckmann, Luminata Zaituc und Melanie Kraus. Hinzu kommen die Topfavoriten Alan Bomfin Silva aus Brasilien, der Chinese Han Gang (immerhin Olympiateilnehmer 2004 in Athen) und mit der 26-jährigen Zhang Shujing eine Weltklasseathletin mit einer Bestzeit von 2:23:17 Std.! Für die deutschen Läufer und Läuferinnen heißt es die Qualifikationszeit für die Europameisterschaften zu erreichen.
Dieses Mal werde ich es ausprobieren an drei Punkten "Eigenverpflegung" zu platzieren. Sollte dies gut funktionieren, möchte ich nämlich im kommenden Jahr beim Marathon ohne Laufgürtel starten.
Interessant wird sicherlich der Tanzunterricht am Nachmittag. Ob ich da noch die Beine bewegen kann? Das wird sicherlich lustig !!!
Toll !! Genau die letzten Trainingseinheiten sind eine Katastrophe !! Habe ich zu spät das Training reduziert ? Schlapp ohne Ende, dabei lief es letzte Woche so gut!

METRO-GROUP Düsseldorf-Marathon

Samstagnachmittag fuhren wir in Richtung Düsseldorf um die Startunterlagen zu holen sowie die Eigenverpflegung aufzugeben. Innerlich hoffte ich das zumindest für Sonntag ein paar Wolken aufziehen und die Temperaturen sinken würden. Nichts !!! Wolkenlos und die Sonne knallte schon am frühen Morgen. Letzten Sonntag noch 9 Grad, jetzt 25 Grad !! Das kann kein Körper verkraften.
Nachdem wir um 6.00 Uhr frühstückten ging es in Richtung Kaiserswerth. Mit der U-Bahn von dort wollten wir den Stress in der Düsseldorfer Innenstadt umgehen. Ganz erstaunt waren wir dann als wir Arbeitskollege Klaus am Straßenrand sahen. Früh morgens hat er sich mit dem Fahrrad auf dem Weg gemacht um uns einen Parkplatz zu reservieren! Einfach Super !!!


In Düsseldorf angekommen gaben wir zunächst den gepackten Kleiderbeutel auf. Alles topp organisiert. Auch an den vielen Dixi-Toiletten kamen keine großartigen Schlangen auf. Punkt 9:30 Uhr wurden wir auf die Reise geschickt. Schon nach den ersten 2 Kilometern wurde jedem klar: Hier wird man heute keine Top-Zeit erreichen. Die Sonne knallte gnadenlos und Schatten bot die Strecke wenig. Ein Läufer neben mir meinte: Wenn wir jetzt das Tempo nicht drosseln bekommen wir es doppelt zurück. Auch meine Vorgaben waren langsamer als bei dem letzten Marathon, trotzdem scheinbar immer noch zu schnell. Alle 2,5 Kilometer hatte der Veranstalter Versorgungsstationen erstellt. Trotz 4 Trinkpullen nahm ich mir an den allen (!!) Verpflegungsstellen mindestens 2 Becher zu mir. Schon nach der 3. Verpflegungsstation bei Kilometer 10 war mir klar das es hier heute nicht um die Zeit geht, sondern um das gesund ankommen. Die Stimmung an der Strecke war mittlerweile "absolute Spitze". Wie viele Leute so früh morgens die Athleten anfeuerten, das war gewaltig. Die ersten Abstürze, die ich mit bekam, waren schon bei Kilometer 15. Hier wunderte ich mich noch, das die ersten gingen. Bei Kilometer 20 wo Angelika auf mich wartete ging es mir selber nicht mehr so gut. Hatte aber nach der Halbmarathon-Distanz noch eine Zeit von 1:45 Std.! Ich hatte so gedrosselt das ich zu diesem Zeitpunkt schon 6 Minuten langsamer war als in Steinfurt. An jeder Versorgungsstation ließ ich mir Zeit, nur nicht ganz abstürzen! In den Gedanken hatte ich den Spruch von Mockenhaupt, die in der letzten Ausgabe "aktiv Laufen" schrieb, das sie schon oft Läufe abbrach weil sie ihre Vorgaben nicht einhielt. Man sollte einen Lauf zu Ende bringen, auch wenn es ein schlechter ist und man die Zeiten nicht erreicht, die man sich vorgenommen. Genauso dachte ich: "Aufgeben gilt nicht, bring Dich ins Ziel auch wenn die Distanz noch sehr lang ist"!


Wo ist meine Eigenverpflegung ?

Bei Kilometer 23 sollte meine erste Eigenverpflegung bereitstehen: Fehlanzeige!! Ich suchte und suchte und fand nichts. Bis ich schaltete und mir sagte: "Das kann es jetzt nicht sein, hier eine Minute zu suchen, nimm Dir die normalen Becher der Verpflegungsstation!". Bei Kilometer 28,5 begann der Brückenanstieg Oberkasseler Brücke und hier musste ich das erste Mal zu nächst traben und dann gehen. Angelika reichte mir eine Cola und nach zirka 200 Metern begann ich wieder locker an zu laufen. Es klappte auch teilweise wieder sehr gut. Kilometer 30 in 5:32 Minuten, Kilometer 31 in 5:14 Minuten. Danach musste ich jedoch wieder kurze Gehpausen einlegen. Die Stimmung in den Strassen war gewaltig und immer wieder munterten mich die Zuschauer auf. Auch wenn man sich fühlte als ob eine Walze über einen gefahren ist, man rappelte sich immer wieder auf. Es ging vielen so! Läufer die einen gerade noch vor 50 Metern locker überholten, standen auf einmal am Strassenrand erschöpft und schmerzverzehrt. Keine Fehler das ich zu wenig getrunken hatte, kein Fehler das ich zu wenig Power-Gels zu mir genommen hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits 4 Gels verbraucht. Bei Kilometer 33 bekam ich einen ersten Wadenkrampf im rechten Bein, drosselte sofort die Geschwindigkeit um nicht aufzugeben! Kilometer 35 "Hammermann", wo die meisten aufgeben! Hammermann klopfte, doch an aufgeben dachte ich zu keinem Zeitpunkt. Auch nicht als ich dort einen Wadenkrampf im linken Bein bekam. Natürlich fand ich auch hier nicht meine Eigenverpflegung! Dieser Versuch scheiterte also absolut.

 

Alp d`Huez in Düsseldorf
Bei Kilometer 37 fand die Stimmung ihren Höhepunkt und immer wieder wurde man animiert das Laufen wieder aufzunehmen. Es klappte sogar und als ich bei Kilometer 39 Angelika traf war wieder richtiges Laufen angesagt. Letzter Versorgungspunkt, wo ich diesmal meine Eigenverpflegung in Form einer Cola fand. Leider stand sie in der Sonne und war überhitzt. Wieder ein Trabpause und auf ging es zum letzten Kilometer. Als ich gerade wieder stoppen wollte, rief mir ein anderer Läufer zu: "Los komm, häng Dich an mich ran - das schaffen wir!" Es klappte, doch keine 200 Meter weiter fiel er zurück. Diesmal rief ich ihm zu: "Komm es ist nicht mehr weit!" Er meinte: "Du bist ja noch gut drauf! .... noch so ein Tempo zu machen!". "Von Wegen, das täuscht!" erwiderte ich. Gemeinsam hielten wir uns aufrecht und überschritten gemeinsam die Ziellinie. Im Zielbereich wurde man vorbildlich versorgt: Ob es ein leckeres Erdinger Weissbier war oder ein Berliner. Es ging flott, denn im Nachzielbereich kam keiner außer die Läufer! Auch beim Duschen ging es flott. Hier merkte ich erstmal, nach dem ich die Laufsocken auszog, was ich meinen Füssen antat (Siehe Foto). Meinen Beinen ging es richtig gut, aber die Füsse passten nicht mehr in den Schuhen.
Es ist schon richtig pervers, das man nur 2 Stunden später in der Tanzschule zum Unterricht war. Eigentlich nur um zu gucken und nicht etwas zu verpassen. Doch es kribbelte in den Beinen, so schwoften wir auch dort noch über das Parket.
Es war der schwerste Marathon bisher, aber auch der Schönste! Ein Marathon ist schon hart, aber bei solchen Temperaturen mehr als eine Herausforderung.
Auch die deutschen Spitzenläufer zollten diesen Temperaturen Tribut: Zwei gaben auf, die anderen blieben weit hinter ihrer Quali-Zeit und sogar Deutschlands beste Läuferin Luminata Zaituc wollte bei Kilometer 31 zunächst aufgeben, biss sich jedoch durch. Die WAZ schrieb am Montag in ihrem Kommentar: "Wer gestern das Ziel erreicht hat, ist ein Gewinner. Unabhängig von der Zeit."

39. Wettkampf Datum Distanz Zeit Geamtplatz AK-Platz
  07.05.2006 Marathon 3:48:16 Std.  867. von 3.203