161. Wettkampf

 

Laufzeit: 3:00:29

 

Platz 2594 von 5813 Finishern

 

Platz 45 von 206 in AK W40

 

Frauenwertung: 266 von 1272 

 

 

 

Wetter: bedeckt, überwiegend Regen, ca. 11 Grad

 

27.04.2014 / Hermannslauf / 31,1 KM / Aufstieg ca. 568 m / Abstieg ca. 774 m

 

 

 

Wie im letzten Jahr, wurden wir auch dieses Mal ganz brutal um 5:45 Uhr aus dem Schlaf geholt. Schnell stand ich unter der Dusche, während mein Schatz Kaffee machte. Als ich fertig geduscht am Waschbecken stand, freute ich mich, dass ich auf unserem Dachfenster keinen Regen hörte J Meine Euphorie, dass es doch trocken ist draußen, zerplatzte als mein Schatz neben mir stand und mir sagte „boah das regnet“! Zuerst konnte ich es nicht glauben, doch ein Blick nach draußen, nahm mir jede Vorfreude. Ganz feiner Nieselregen – der so schön direkt durch alle Klamotten geht. Aber so ist das nun mal. Das Wetter am Wettkampftag kann man leider nicht bestimmen. Man kann gut oder schlecht trainieren, aber da muss man nehmen was kommt. Der Gedanke, dass wir 7000 Teilnehmer sein sollten und es bei Regen durch den Teutoburger Wald geht, ließ böses erahnen J

 

Alles super vorbereitet, machte es einfach, dass wir wie geplant im Auto saßen. Der Regen begleitete uns und auch wenn ich mir kein tolles Bild von der wohl matschigen Strecke machte, kam doch langsam Vorfreude auf. Pünktlich waren wir vor Ort. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört *freu*. Nachdem wir unsere Unterlagen hatten, trafen wir noch auf unsere 2 Lauffreunde aus Malta und Mallorca „Conny und Franz“. Noch ein wenig geplaudert, bevor es zurück zum Parkhaus ging. Alles nötige vorbereitet und schon ging es pünktlich um 8:30 Uhr mit eines der Shuttle-Busse hoch zum Denkmal. Immer noch kein Regen – wie schön. Um so näher man zum Denkmal heran kommt, um so größer wird bei mir immer die Anspannung. Nun hatte ich richtig Puls – vor Vorfreude und vor Anspannung. Der Hermann ist immer eine Herausforderung. Und auch meinen Sturz, stecke ich scheinbar nie ganz weg J

 

Außerdem hatte ich heute ein großes Ziel. Ich wollte heute den Versuch starten, den Lauf unter 3 Stunden zu meistern. Meine Marschtabelle war auf eine Zielzeit von 2:59:55 ausgerichtet. Ich habe super trainiert – insbesondere auch Berg bzw. Hügeltraining. Ich wollte das hier und heute und das ohne Abstriche – trotz des Wetters oder der wohl matschigen Strecke.

 

Als wir am Denkmal ankamen, malte ich mir zuerst einmal einen Platz aus, den ich zur Startaufstellung wählen wollte, um gut weg zu kommen. Ich starte nämlich in Block B und wenn man da falsch steht, kommt man schlecht bis gar nicht weg. Anschließend suchten wir uns an den Treppen beim Hermann ein Plätzchen, wo wir wie gewohnt alles ganz in Ruhe vorbereiten konnten. Wieder einmal verging die Zeit rasend schnell und schon konnten wir unseren Kleiderbeutel aufgeben. Sagte ich eigentlich schon, dass wir immer noch keinen Regen hatten? *super freu*

 

Als wir zu den Startblöcken gingen, trafen wir noch auf eine Lauffreundin „Jutta“. Schnell noch begrüßt – ganz kurz geplaudert und ganz schnell meinen ausgespickten Startplatz eingenommen. Um einen super Startplatz zu bekommen, heißt es rund 30 Minuten vor dem Start im Startblock zu sein. Als man nun hier stand, kam der ein oder andere Tropfen von oben und uns war nun klar, trocken kommen wir hier nicht durch. Aber egal, mir war es wichtig, dass bis zum Start kein Regen gab. Alles andere war mir mittlerweile egal. Ich wollte nun einfach nur noch los. Ich wollte auf - in meinen Plan.

 

Das Feeling, wenn Block A (5 Minuten vorher) auf Reise geschickt wird, ist einfach Hammer. Das heißt schon, das erste Mal Gänsehaut pur. Schnell noch in Gedanken meinen Schatz einen tollen Lauf geschickt – Jacke und Cappy aus und los ging es auch für Block B.

 

Ich hatte einen super Platz. Sofort konnte ich los, ohne ausgebremst zu werden oder Slalom zu laufen. Der Start lief einfach perfekt. Mit dem Start kam auch der Regen. Schnell kam es mir vor als sei ich deutlich zu langsam. Ich wurde so überrannt, als liefe ich gerade mal eine 7 Minuten Pace, doch Tatsache war, dass ich deutlich zu schnell war. Die ersten 10 KM plante ich eine Pace von 5:36/KM, aber die hielt ich mal gar nicht ein. Ich ermahnte mich und drosselte das Tempo. Es geht nämlich schnell ein Gefälle von 20% ab und hier kann man sich direkt auch schnell für den Lauf abschießen. Mein Respekt vor dem was kommt, machte es mir einfach, alle an mir vorbei sausen zu lassen und mein Tempo zu finden. KM 1 lag dann bei perfekte 5:35 J Ich versuchte mich komplett auf mein Rennen zu konzentrieren, doch es mir echt nicht leicht – es waren Massen, die mich richtig überrannten, solange es abwärts ging. Gut, dass ich auch das abwärtsrennen auf Tempo trainierte, denn mein Tempo wurde ich ein wenig schneller. Ich versuchte mich aber nicht davon verrückt zu machen und konzentrierte mich einfach auf mein Körpergefühl, anstatt ständig die Pace im Visier zu haben. Meine Marschtabelle hatte ich eh auf 5 KM-Splits ausgerichtet, weil man den Hermann eh nicht gleichmäßig rennen kann. Die Auf.- und Abstiege sind einfach zu hoch. Ich rannte mit einem mega starken Willen, es heute zu schaffen von KM zu KM und es lief einfach nur super. KM 5 lag ich bei 27:45 – mein Plan hieß 28:00 Minuten. Einfach perfekt. Zwar ein wenig zu flott, aber ja nicht wirklich super viel. Ich war zufrieden und so rannte ich einfach nach Körpergefühl weiter. Die Strecke verlief bis jetzt noch überraschend unauffällig – außer der Reiterweg (KM4). Hier war es schon ein wenig matschig. Auch den Ehberg kam ich ohne Gehpause hoch. Wurde ich an Bergabpassagen überrannt, so kassierte ich einige immer wieder ein, wenn es gerade oder aufwärts ging. An der Panzerstraße herrschte wieder Party pur. Wer hier keine Gänsehaut bekommt, macht was falsch J Es regnet und regnet und unzählige Leute feuern einen hier trotzdem an. Einfach Hammer. Ich ließ mich hier tragen und leider war dieser Streckenabschnitt viel zu schnell an mir vorbei. Hier nahm ich dann auch mein erstes Gel.

 

KM 10 sagte meine schlaue Liste, dass ich eine Zeit von 56:00 Minuten haben dürfte – doch meine Uhr sagte mir, dass ich bei 54:55 lag. Auch wenn es nun schon ein größerer Puffer war, mir war das egal. Ich fühlte mich super und wieder dachte ich mir immer wieder „renne – ich will das heute“.

 

Meine nächste Pace für die nächsten 10 KM plante ich mit einer Pace 5:50/KM. Also leicht langsamer, weil ich ja weiß, dass die ersten 10 KM die einfachsten beim Hermann sind. Obwohl es nach der Panzerstraße stets leicht aufwärts geht, renne ich aber auch hier immer leicht unter meiner Vorgabe. Es strengte mich zwar an, aber nie so, dass ich Angst hatte, ich riskiere zu viel. Auch bei KM 15 liege ich immer noch knapp über eine Minute unter meiner Vorgabe. Die Strecke war mittlerweile auch nicht mehr so matschfrei bis hier her und an einigen Abschnitten doch schon schwer zu laufen.

 

Weiterhin machte ich mich aber nicht verrückt, viel eher bereitete ich mich auf den Tönsberg vor, der nun nämlich zu bewältigen war. Hier muss ich sagen, lief ich noch nie in einem so guten Feld wie heute. Die letzten drei Jahre schaffte ich nur wenige Laufschritte, bevor ich hoch ging. Heute kam ich deutlich höher und nach einer kleinen Gehpause, ließ ich mich von meinen Mitläufern wieder mitreißen. Fiel man in den letzten drei Jahren auf, wenn man lief, so fiel man heute auf, wenn man ging. Drei Mal machte ich eine Mini-Gehpause und kam wieder super schnell in einem leichten Trabschritt. Wenn ich hier auch Zeit verlor, so wenig wie heute verlor ich hier noch nie. Einfach super. Wenn mir oben angekommen auch die Lunge aus dem Rachen kam, für mich stand weiterhin fest „ich will das heute rocken“ J

 

Nach dem Tönsberg geht es zur Belohnung dann wieder gut abwärts – ab ins Stimmungsnest Oerlinghausen. Hier tanzt der Bär. Bis man unten angekommen ist, hat man sich vom Tönsberg erholt und man kann sich hier super vom Publikum tragen lassen. Normalerweise! Ich konnte das heute nur bedingt genießen, denn als ich hier abwärts rannte, meckerte mein Darm und ich erahnte Böses. Ich ließ es zwar rollen, aber nicht so frei, wie ich es ohne dieses dumme Darmgefühl hätte machen können. Auch die Party genoss ich leider nur bedingt. Viel zu sehr war ich darauf bedacht, hier durchzukommen und austreten zu können. Als ich unten am Ende an der Getränkestation kurz Halt machte, ging es mir leicht besser und ich schaffte es dann Gott sei Dank bis zum nächsten Busch, als ich das Schopketal erreichte. Leider mache ich damit öfter meine Erfahrungen, doch bisher selten im Wettkampf. Dass ich das nun zum 3. Mal im Wettkampf habe, ärgerte mich mächtig, weil ich einfach nicht weiß, warum das so ist. Ich sprang in den Busch und wie die Gewohnheit es so will, stoppe ich meine Uhr – natürlich ganz automatisch und ohne nachzudenken. Natürlich durfte ich nicht zu viel Zeit verlieren und so hieß es nur Buxe hoch und ordentlich anziehen, konnte ich dann auch während des Rennens J Doof, aber was will man machen.

 

Der Abgleich mit meiner Zeitvorgabe ließ mich dann bei KM 20 erschrecken. Hier hätte ich 1:54:00 haben dürfen, doch meine Uhr zeigte mir 1:49:XX Ich kam ins grübeln, wo diese riesige Differenz her kam. Niemals konnte ich plötzlich so viel Puffer haben. Dass ich aber so dumm war und meine Uhr abgestoppt hatte, bemerkte ich zuerst nicht und rannte einfach schön weiter, bis ich es irgendwann merkte. Ich kam spontan ein wenig raus, war total verärgert, weil ich nun gar nicht mehr wusste, wie ich in meinem Plan lag. Meine Motivation war spontan irgendwie nicht mehr so hoch. Immer wieder versuchte ich mir zu errechnen, wieviel Puffer ich nun noch hatte, oder auch nicht. Aber wie immer – rechnen und laufen – geht bei mir nicht. Irgendwann stellte ich dann  meine Uhr so um, dass ich nur noch die aktuelle Uhrzeit sah – so wollte ich mich dann zumindest ein wenig orientieren, doch so wirklich gut klappte das nicht.

 

Ich weiß nicht, ob es nun daran lag oder ob nun wirklich die Kraft ein wenig aus meinem Körper wich. Nach dem Schoppketal geht es weiterhin leicht aufwärts und immer wieder komme ich dazu – doch eine kleine Gehpause einzulegen, wenn mich der ein oder andere Hügel zu sehr anstrengt. Hatte ich bis hier her im Kopf „ich will das – ich schaffe das“ so kamen nun so Gedanken“boh schwer“.

 

An den Treppen bin ich positiv überrascht. Hier war es heute zwar sehr voll, aber es herrschte kein Stau, wie sonst. Es hieß zwar hoch gehen, aber niemals stehen bleiben. Das war toll, denn damit verlor ich hier heute weniger Zeit, als die letzten 3 Jahre. Als es einen steileren Anstieg hoch ging, gönnte ich mir eine etwas längere Gehpause, weil ich glaubte, es sei der Anstieg zum Eisernen Anton, doch das war Fehlalarm, der kam nämlich erst danach J Hier waren die Beine dann so müde, dass ich laufend nicht mehr bis nach oben kam. Auch meine Mitläufer konnten mich hier nicht mehr mitreißen.

 

Erst ab KM 25 / 26 schaffte ich es dann meine evtl. Zielzeit zu errechnen. Und obwohl mir klar war, dass ich von KM 20 nach 30 einiges an Zeit auf der Strecke gelassen hatte, stellte ich fest, dass ich gar nicht so weit weg von einer sub 3 Stunden lag. Der Plan von KM 20 nach 30 hieß Pace 6 Minuten. Mir war klar, dass wenn ich es noch packen wollte, muss ich das unterbieten. Ich war zwar mittlerweile müde, aber es ging mir hier auch schon schlechter und bisher lief ich am Ende immer schneller. Also wieder in den Kopf geholt „ich will das – ich packe das“ und Gas gegeben. Leider ist die Strecke hier an manchen Stellen enger als mir gerade lieb war. Immer wieder wurde ich ein wenig ausgebremst. Mittlerweile waren alle KO – super viele standen und dehnten und etliche machten Gehpause, obwohl es abwärts ging. Ich dagegen hatte plötzlich wieder Kraft und einen starken Willen. Es ärgerte mich, dass ich nicht überall so durch kam, wie meine Beine es zugelassen hätten. Erst die letzten 2,5 konnte ich dann volle Pulle Gas geben, denn da wurde die Strecke schön breit. Ich rannte wie eine wilde, versuchte mein Vorhaben, trotz matschiger Strecke und Buschpause zu erreichen. Meine Pace lag am Ende bei 4:38 – doch leider verfehlte ich mein Ziel um 29 Sekunden.

 

Mit einer stolzen Zielzeit von 3:00:29 überrannte ich die Ziellinie. Klar war ich stolz wie Bolle, doch schnell kam auch ein wenig Wut auf…… diese duseligen Sekunden J Aber egal – die Zeit ist der Hammer – es ist Bestzeit um über 9 Minuten – was will ich mehr.

 

Als ich mich durch die Zielverpflegung kämpfte erblickte ich dann irgendwann Friedhelm „unser Cheffe von der Mallorca-Reise“ Die Freude war natürlich auf beiden Seiten riesig J

 

Kurz danach traf ich auch meinen Schatz. Auch er hatte ein geniales Rennen durch die Matsche und war stolz!

 

Nun habe ich wohl doch noch eine Rechnung offen mit dem Hermann, obwohl wir im nächsten Jahr eigentlich mal Pause machen wollten, um auch noch andere Veranstaltungen kennen zu lernen J