Hermannslauf
115. Wettkampf
Laufzeit 3:10:34
Platz 3010 von 5663 Teilnehmer
Platz 74 von 213 in der AK
Frauenwertung: Platz 342 von 1109
Wetter: 20 Grad, bedeckt, sehr schwül
29. April 2012 / Hermannslauf – von Detmold nach Bielefeld / 31,1 KM
Schwer aber wieder schön
!
Wenn am Sonntag Morgen
um 4:30 Uhr der Wecker
klingelt, stellt man sich die Frage, wie man nur so verrückt sein kann - aber
spätestens wenn man die Ziellinie überquert weiß man warum :-)
Eigentlich war geplant
um 5:45 Uhr im Auto zu sitzen,
doch irgendwie raste die Zeit einfach viel zu schnell und somit fuhren wir erst
um nach 6:00 Uhr los. Als wir in Höhe bei Dortmund in einem Stau fuhren und
später die Autos dort lagen sahen, dachten wir - es war doch gut später
gefahren zu sein. Das war kein schöner Anblick. Es lief mir eiskalt den Rücken
hinunter. Nach diesem Schock verlief die restliche Anfahrt aber problemlos. Als
wir vor Ort ankamen, trafen wir auf Franz (ein Bekannter von unserer
Maltareise). Noch ein kleines Quätschchen und dann ab zur
Startunterlagenausgabe. Die Halle war bereits total voll. Hier merkte man, dass
wir deutlich später als letztes Jahr vor Ort waren. Schnell die Unterlagen und
das Shirt geholt und noch schneller wieder aus diese Halle. Ne - das war nix
für uns. So ein gewusel brauchten wir nicht. Bevor wir uns dann mit einem der
Shuttle-Busse zum Denkmal fahren ließen, ging es zuerst noch einmal zum
Parkhaus, da mein lieber Schatzi mal wieder Angst hatte, dass eine Laufhose nicht
ausreicht und 4 in seiner Tasche hatte. So auch mit Schuhe..... leider passte
nicht alles in seinem Kleiderbeutel und wohl oder übel musste er sich nun doch
auf eine Laufgarnitur beschränken :-)
Obwohl wir deutlich
später vor Ort waren, saßen wir
dann um 8:35 Uhr in einem der Shuttle-Busse. Nach ca. 45 Minuten waren wir dann
auch schon oben am Denkmal. Heute wurde mir aber nicht beim Anblick der
Anstiege übel :-) Nun hatten wir genug Zeit, um uns vorzubereiten, bevor es
dann ab in den jeweiligen Startblock ging.
In diesem Jahr durfte
ich in Startblock B starten.
Zuerst freute ich mich, denn ich glaubte, dass es hier nicht so voll sei - wie
in C. Als wir allerdings zur Startaufstellung ging, bekam ich einen Schock.
Eigentlich wollte ich mich ganz weit vorne aufstellen, doch das war mal nix. Es
waren noch gut 20 Minuten bis zum Start, aber der Startblock war bereits so
voll, dass ich mich ca. in die Mitte einreihen musste. Im letzten Jahr war es
kaum bis gar nicht möglich, sich in einen falschen Block zu mogeln, doch heute
wurde ich eines besseren belehrt. Etliche standen hier in Startblock B obwohl
sie ein C auf ihre Startnummer stehen hatten. Als ich nun so mein Fleckchen
fand und so auf einer Stelle stand, wurde mir eisig kalt in meinem Singlet. Vor
mir ein Pärchen - ihr ging es wie mir - auch sie schnatterte und so kamen wir
in ein Gespräch. Die zwei kamen aus Dortmund - liefen heute zum ersten Mal den
Hermann. Wirklich ein nettes Pärchen! So verging die Zeit dann schnell und
schon wurde auch Party gemacht, weil Startblock A auf die Strecke geschickt
wurde. Hier ist schon das erste Mal Gänsehaut angesagt :-)
Nur 5 Minuten später
wird auch für uns runter gezählt
und alle machten Party. Voll cool diese Stimmung, bevor man überhaupt losrennt.
Der Startschuss war gefallen, bei mir tat sich rein gar nichts. Hier sah ich,
wie weit hinten ich stand. Es dauerte rund 3 Minuten, bis auch ich los laufen
konnte. Wenn man das ganze mal laufen nennen konnte. Es war eher ein lockeres
antraben. Als es nach dem kleinen Hügel in die Rechtskurve ging, gab es direkt
Stau und man stand. Also hier muss ich sagen, das lief letztes Jahr aus Block C
echt entspannter. Heute war es mir hier echt zu voll. Selbst als man dann auf
die breite asphaltierte Straße kam, musste man höllisch aufpassen. Eigentlich
glaubte ich, dass es sich hier legt und man ab hier besser laufen konnte, doch
das war mal wieder nix. Das Feld war voll und blieb voll. Das war kein schönes
laufen. Das war einfach nur anstrengend. Man ist ja direkt konzentriert, weil
man steil abwärts rennt und noch dazu diese Masse, das stimmte mich total
negativ. KM 1 passierte ich somit mit weit über 6 Minuten. So sehr ich mich auf
diesen Lauf freute, so sehr angenervt war ich bereits bei KM 2. Die Pace lag
nun zwar immer leicht unter 6 Minuten, doch trotzdem war ich froh, dass ich
aufgrund der schwülen Luft eh kein großes Vorhaben mehr geplant hatte. Somit
konnte ich mir den Stres ersparen, irgendwie an alle vorbei zu kommen und
entschied mich dafür, mich einfach mit der Masse mittreiben zu lassen.
Die zwei Dortmunder aus
dem Startbereich sind auch
immer wieder auf meiner Höhe. Es ging immer im Wechsel, mal waren sie vor mir -
mal hinter mir. Aufgrund des ganzen Regens, sollte die Strecke an manchen
Stellen sehr matschig sein und somit hatte ich die ganze Zeit in meinem Kopf,
mich links zu halten, um von KM 4 nach 5 nicht wieder in dem Trampelpfad für
die Reiter zu stecken. Heute wollte ich dann doch lieber den schmalen
Trampelpfad für Läufer nutzen :-) Das klappte dann auch. Hier war es dann zwar
total chaotisch, weil es so voll war, doch wie man sehen konnte, doch besser
als der Reiterweg. Manche, die in dem Reiterweg steckten, wechselten sogar
rüber zu uns. Bereits hier spürte ich, dass mir höllisch warm war und das
obwohl mir am Start so kalt war :-) Als der schmale Trampelpfad auf die normale
Straße überwechselt war mal wieder Stau und erneut stand man für einen Moment.
Ich war also gerade mal bei KM 5 (der mal wieder weit über 6 Minuten lag)
und bereits voll genervt. Immer wieder dachte ich mir, dass sich das Feld doch
irgendwann einmal auseinander ziehen muss, doch Fehlalarm - es blieb voll.
Nun ging es Richtung
Ehberg, was mir die nächsten 2
KM-Splits auch deutlich zeigten. Hier gingen die Splits auf über 7 Minuten. Im
letzten Jahr brauchte ich am Ehberg noch keine Gehpause, doch heute ließ das
Läuferfeld es nicht zu, dass ich hier komplett hoch traben konnte. Es kostete
mir zu viel Kraft, mich trabend durch diese Masse zu wühlen und ich entschied
mich kurzerhand, mich auch hier einzureihen. Irgendwie ärgerte mich das total -
wofür nur habe ich das Berge laufen in diesem Jahr intensiver trainiert? Als es
den Ehberg wieder abwärts ging, machte sich ein ziemliches Gerummel in meinem
Bauch breit und schnell war klar - ich muss mal austreten. Bis hier waren die
zwei Dortmunder immer noch auf meiner Höhe, doch das änderte sich hier. Hier
verlor ich sie zunächst. Jetzt lagen bereits 8 KM hinter mir - es ging Richtung
Panzerstraße und meine Stimmung war so ziemlich am Nullpunkt. Wenn man mir hier
angeboten hätte, dass ich aussteigen könnte und zurück gebracht werde - ich
glaube, ich hätte das angenommen. Noch ahnte ich nicht, dass in 2 KM alles
anders aussehen sollte. Ich nähert mich der Panzerstraße - bekannt für eine
Partymeile - im letzten Jahr aber nichts davon gemerkt - doch heute? Was war
heute? Bereits von weitem hörte ich eine Mega-Party. Als ich endlich die Straße
passierte, bekam ich Gänsehaut pur. Erstens hatte ich zum ersten Mal heute
richtig Platz zum Laufen und zweitens wurde den Läufern hier wirklich super
Party gemacht. Das war echt der Wahnsinn heute!!!! Zum ersten Mal am heutigen
Tag, rannte ich meinen Lauf - mein Tempo und es fühlte sich zum ersten Mal
super an heute. Ich rannte wie wild - genoss die wahnsinns Stimmung und hatte
vor - hier so viele wie möglich zu überholen und das gelang mir auch :-) KM 10
zeigte mir die Uhr 1:00:45 - bis auf 1 Sekunde Differenz exakt wie in 2011 :-)
Ab hier war ich in meinem Rennen - endlich!!
Die Strecke geht
ständig aufwärts und abwärts weiter,
ich habe endlich Spaß an diesem Lauf. Bei ca. KM 12 traf ich dann auch wieder
auf die zwei Dortmunder und von nun an blieben wir bis im Ziel zusammen. Das
heißt nicht wirklich zusammen. Sie liefen ihr Lauf - ich lief mein Lauf, aber
immer wieder traf man aufeinander. Als es in Richtung KM 13 aufwärts ging - ich
eh Tempo rausnehmen musste, nutzte ich die Zeit hier ein Gel zu mir zu nehmen,
um für den anstehenden Tönsberg Kraft zu tanken :-) Am Tönsberg zeichnete sich
dann erneut das dichte Feld ab. Auch hier war eine Gehpause angesagt und die
deutlich früher, als letztes Jahr. Wie beim Ehberg merkte ich schnell, dass ich
hier in einem Schritt gezwungen werde, der mir einfach zu schwer war. Das war
nicht mein trainierter Laufschritt und das kostete zu viel Kraft. Also besser
gehen. Lieber Zeit verlieren, als abschießen. Obwohl man hier hoch geht, man
ist trotzdem am schnaufen und obwohl man am schnaufen ist, freut man sich
bereits auf den nächsten Streckenabschnitt - nämlich Oerlinghausen :-) Das ist
das nächste riesige Stimmungsnest! Darauf freute ich mich vor dem Lauf am
meisten *grins* Wobei ich heute sagen muss, dass heute insgesamt viel mehr
Stimmung an der Strecke gemacht wurde. Auch hier war es wie an der
Panzerstraße. Bereits von weitem hörte man, wie die Leute Party gemacht habe.
Als es noch zu Beginn leichter abwärts ging, säumten sich bereits unzählige
Menschen, die die Läufer anheizten - einfach Wahnsinn! Als es dann auch schnell
extrem steil abwärts ging, wählte ich erneut die Regenrinne. Da ich heute aber
immer wieder welche vor mir hatte - war überholen angesagt und somit wechselte
ich ständig von der Regenrinne auf`s Kopfsteinpflaster und zurück. Obwohl es
wahnsinnig schwierig war, so war es auch voll cool - wegen der Party. Man wurde
hier so gepuscht - da war alles andere Nebensache. Unten angekommen - genoss
ich das ganze dann noch kurz an der Verpflegungsstelle, bevor es weiter
ging.
Als nun die 20 KM-Marke
passiert war, überkamen mich
ganz böse Gedanken, denn ich näherte mich dem Abschnitt, an dem ich letztes
Jahr den Flieger gemacht habe. Bei diesen Gedanken und beim Zusteuern dieses
Abschnittes hatte ich voll den Trauma in meinem Kopf :-) Richtig unwohl fühlte
ich mich hier, aber auch das verging dann schnell. Heute passierte ich diesen
Punkt dann ohne Landung *grins* Meine Beine wurden mittlerweile auch ganz schön
schwer, obwohl ich im Grunde genau im selben Tempo unterwegs war, wie letztes
Jahr. Keine Ahnung, ob es daran lag, dass es heute deutlich wärmer / schwüler
war, oder an dem ständig angestrengtem Laufen oder woran auch immer. Jeder
kleinste Hügel kostete mir aber mittlerweile sehr viel Kraft. Doch an Pace raus
nehmen dachte ich zu keiner Zeit - ganz im Gegenteil - mir war klar, ich kann
trotz des wärmeren Wetters an meine Zeit ran kommen und das wollte ich nun
auch. Ob das klappen sollte, musste ich abwarten, denn noch lagen die Treppen
und der Eiserne Anton vor mir. Doch auch diese beiden harten Streckenabschnitte
ließ ich hinter mir und kam nach meinen Gehpause dort hoch - immer wieder in
meinem Laufschritt. Nach dem Eisernen Anton überschlug ich meine Zeit, welche
ich erreichen könnte. Mir war klar - ich könnte sogar eine neue PB laufen, wenn
ich es schaffe das Tempo zu erhöhen. Zuerst klappte es nicht wirklich schneller
zu werden, doch um so weniger KM noch vor mir lagen, um so schneller wurde ich
dann doch.
Bei ca. KM 26 hörte ich
ganz lautes schnaufen hinter
mir. Es kämpfte sich eine Läuferin an mich, die ziemlich KO war. Sie heftete
sich an mich. Schnell war ihr klar, dass auch ich KO war und ohne uns
abzusprechen puschten wir uns von nun an gegenseitig. Gemeinsam rannten wir in
Richtung Prommenade. Beide legten wir immer einen Ticken an Tempo drauf.
Irgendwann fragte sie ganz leise, ob es nun der letzte Hügel war :-) Das fand
ich voll süß. Sie war total platt, aber kämpfte so wahnsinnig um an mir zu
bleiben - gleichzeitig hatte sie Angst, dass uns noch ein Hügel überrascht. Und
das war auch so - ein Hügel wartete noch auf uns. Das sagte ich ihr und sie
sagte nur, ach egal - ich renne Dir einfach hinterher *voll cool* Das war voll
schön. Es lagen nun nur noch drei KM vor uns - die Strecke war bereits hier
gefüllt mit Zuschauer. Man wurde so sehr angefeuert - das war echt richtig
geil. Ich wurde immer schneller und schneller - keine Ahnung wo ich diese Kraft
plötzlich her holte. Nur noch knapp über einen KM hatte ich vor mir als ich ein
Blick auf die Uhr mir zeigte, dass evtl. sogar eine sub 3:10 drin sei. Noch
einmal Turbogang und weiter ging es mit dieser Läuferin in Richtung Ziel. Mit
einer Zielzeit von 3:10:34 habe ich es tatsächlich geschafft - eine neuen PB
aufzustellen. Rechts neben mir die Läuferin - auch sie hat es geschafft Kräfte
in sich hoch zu holen, an denen sie nicht mehr geglaubt hat. Wir freuen uns
gemeinsam weg - lachen und quatschen so sehr, dass ich meinen Schatz am
Streckenrand überhörte. Das war ein wahnsinnig cooles Gefühl. Stolz nehme ich
meine Medaille entgegen und freue mich über meinen Lauf über meinen
Zieleinlauf! Und das obwohl ich bei KM 8 oder 9 auch gerne ausgestiegen wäre
:-) Kurz nach mir trafen dann auch die zwei aus Dortmund ein!
Fazit: Danach
hatte ich wahnsinnige
Muskelkater. Bis Mittwoch hieß es Laufpause. Jetzt ist Donnerstag - ich bin
körperlich immer noch ziemlich müde - mein Muskelkater aber ist weg und darum
heißt es gleich "Laufschuhe an und raus"!
Und nun überlege ich "Hermann 2013???"! Ja - Nein - Vielleicht??? Die
Tendenz geht wohl eher in Richtung "JA *GR