Rund um den Baldeneysee

 

89. Wettkampf

 

Laufzeit 4:19:35

 

Platz 1002 von 1250 Teilnehmer

 

Platz 33 von 45 in AK

 

Frauenwertung: Platz 130 von 203



10. Oktober 2010 / Rund um den Baldeneysee / 42,2 KM


Manchmal muss man verrückt sein - aber vielleicht ist das ansteckend :-)


Die Enttäuschung über den Berlin Marathon habe
ich immer noch nicht weggesteckt. Man trainiert so viele Wochen auf ein
bestimmtes Ziel und hat dann so ein doofes Marathonerlebnis. Mein Ziel, am
Anfang des Jahres war, zwei Marathonläufe zu bestreiten. Davon sollte die sub 4
Std. im Vordergrund stehen und Berlin evtl. als Partylauf zu genießen. Durch
den starken Regen - hatte man natürlich auf Party laufen keine
Lust..........aber nun genug gejammert.

Nur 14 Tage nach Berlin hieß es " Rund um den Baldeneysee "!
Eigentlich wollte ich nur als Groupie vor Ort sein, aber manchmal kommt es
anders, als man denkt. Nach Berlin kam mir der Gedanke, dass ich mich ja
evtl. nachmelden könnte? Doch irgendwie habe ich diesen Gedanken schnell wieder
von mir geschoben, denn irgendwie ist das ziemlich balla-balla?

Da ich nach jedem Marathon, vorerst ziemlich verhalten wieder in`s Training
einsteige, nachdem ich ein paar Tage komplett pausiert habe, bin ich meine
ersten lockeren KM, den Sonntag nach Berlin getrabt. Es fühlte sich erstaunlich
gut an und wieder waren diese doofe Gedanken, in meinem Kopf :-)

Auch die weiteren Tage saßen immer wieder so kleine Männchen auf meiner
Schulter, die am diskutieren waren - ja - oder nein - aber vielleicht - oder
nicht besser 10 KM ? - obwohl dieses Jahr hatte ich schon genug 10er - und was
ist wenn u.s.w.

Weiterhin trödelte ich nur Einheiten von 6 - 7 KM vor mir her, weil diese
Männchen mir keine Ruhe ließen. Die Gefahr, dass sich ein Männchen durchsetzte
war gegeben :-) Ich wollte irgendwie dabei sein !

Die Tage zogen schnell an mir und diesen Männchen vorbei und nachdem ich
gestern noch einmal 6 lockere KM durch Wittringen trabte - war nur noch ein
Männchen da. Dieses Männchen überzeugte mich - ich muss mich einfach nachmelden
und es riskieren.

Somit endete die Geschichte damit, dass ich es heute 09.10. einfach getan habe.
Ich habe nun meine Startnummer und freue mich.

Das wird mal wieder eine ganz neue Erfahrung....mal sehen, mit welchen
Ergebnis. Ich lasse mich einfach überraschen.

Der Wettkampftag

 

Morgens um 5:45 Uhr schallert mein Wecker mich
aus dem Schlaf. Die Nacht verlief so unruhig, wie lange nicht mehr, vor einem
Marathontag. Auch wenn ich mich freute, so saß die Angst doch auch sehr tief in
mir drin. Ich wollte meine Marathonsaison in diesem Jahr nicht so beenden, wie
in Berlin. Ich wollte Spaß und meine Entscheidung nicht bereuen. Doch wie
reagiert der Körper auf 42 KM - nur so wenige Tage nach einem Marathon ?

Der morgige Ablauf verlief in Ruhe - wie auch die ganzen letzten Tage - und
pünktlich um 7:00 Uhr verließen wir das Haus. Man war ich aufgeregt :-) Als wir
in Essen ankamen, waren kaum welche vor Ort und wir hatte freie Auswahl beim
parken. Wir entschieden uns, für denselben Parkplatz wie im letzten Jahr - nahe
am Start.- und Zielbereich. Noch eben schnell zum Dixi und ab zur S-Bahn
"Villa Hügel". Dort sollte Michi um kurz nach 8:00 Uhr eintreffen.
Ich freute mich darauf - sie mal wieder zu sehen. Sie trödelte auch pünktlich
ein und auch ihre Anspannung war deutlich zu spüren. Eigentlich können wir
beide quatschen, wie zwei Wasserfälle, doch irgendwie verhielt es sich ziemlich
ruhig zwischen uns. Klar unterhielten wir uns, aber eben doch verhaltener als
sonst. Was so eine innerliche Anspannung doch ausmacht :-)

Gemeinsam holten wir auch ihre Unterlagen ab. Da wir noch auf Manfred warteten
und es draussen doch noch sehr kühl (fast kalt) war, entschieden wir uns, im
warmen die Zeit zu vertrödeln. Irgendwann waren wir eine große Runde. Nach und
nach trafen viele bekannte Gesichter aus dem Forum ein. Es war schön und
gesellig, wie eben immer :-) Gemein fand ich, dass ein Forummitglied (Thorsten
ich spreche ja niemanden an*grins*) vor unsere Augen - selbst gebackene
Nussecken - futterte. Klar wollte er als Groupie es gut meinen und eine Runde
schmeissen, doch so kurz vor dem Start - verzichteten dann doch alle :-)
Booooooh - aber angelacht haben die Teile mich schon :-) Ich bin doch ein
Leckermäulchen :-)

Irgendwann löste die Runde sich auf und wir trödelten zum Auto um die letzten
Vorbereitungen zu treffen. Durch die gesellige Runde war man abgelenkt und
nicht mehr ganz so zappelig. Viel Zeit zum zappeln bliebe dann aber auch nicht.
Rucki Zucki verging die Zeit und schon reihten wir uns im Startefeld ein,
nachdem man sich noch viel Glück wünschte.

Übrigens spielte meine Garmin mir noch einen Streich (wie im letzten Training)
und ging mal wieder direkt nach wenigen Minuten aus. Schnell noch einmal zum
Auto und spontan wieder die Polar angelegt.

Ich reihte mich zwischen den Pace Makern 4:15 - 4:30 ein. Der Startschuss fiel
pünktlich und die Anspannung in mir, war irgendwie gelöst. Es ging los und ich
schüttete viele Glückshormone aus. Ich war froh - dabei zu sein. Nur langsam
bewegte sich das Feld nach vorn - doch das war mir egal. Ich machte mir keinen
Stress und hielt mich ganz locker zurück. Klar hätte ich durch Slalom rennen,
schneller davon kommen können - wenn ich gewollt hätte, aber ich wollte gar
nicht. Locker rannte ich, mit der Masse mit. Da ich durch meine Polar - nun nur
mit Stoppuhrfunktion - unterwegs war, konnte ich die Pace zwischendurch nicht
kontrollieren. Ich lief somit einfach voll nach Gefühl.

Bei KM 1 checkte ich das Tempo - 6:06 Minuten. Das lag 6 Sekunden über mein
Vorhaben, denn ich hatte im Kopf - solange die Pace 6 Minuten zu laufen - solange
es sich locker und gut anfühlt. Sollte es zu schwer sein - sollte es auch ohne
negative Gedanken, langsamer weiter gehen. Somit störten diese Sekunden mich
überhaupt nicht. Ob nun 6 Minuten oder 6:06 - es sollte schön sein und das war
es :-) Weiterhin renne ich locker weiter - das Feld hat sich gut gelöst. Wenn
ich vorgehabt hätte - schneller zu laufen, wäre es bereits bei KM 2 möglich
gewesen. Ich war von vielen Teilnehmern umgeben, konnte aber frei mein Tempo
laufen. Kein Slalom - kein Regen - strahlend blauer Himmel - Sonne - aber
trotzdem angenehm kühl. Alles perfekt - so stellte ich es mir vor :-) Das
Laufen am Baldeneysee ist eben " Laufen für die Seele " - es ist eben
einfach toll dort. Wenn wir dort schon mal trainieren gehen, genieße ich auch
jeden KM! Die Strecke führt uns über einen Hügel - über Werden - wieder zurück
in Richtung See. Hier lief man direkt in der Sonne, doch weder der Hügel noch
die Sonne störte mich.

Wieder zurück am See, war viel Schatten geboten und es war angenehm zu laufen.
Am Wehr sah ich noch im letzten Augenblick unser Groupie Thorsten - vielen Dank
an Thorsten. Meine Pace lag mittlerweile bei knapp unter 6 Minuten - es
lief absolut locker und total gleichmäßig. Das Tempo fühlte sich gut an -
genau so, wie ich es mir erhofft habe *freu* Bei ca. KM 5 überhole ich die Pace
Maker 4:15. Hier traf ich auf einen Mitläufer aus Köln. Wir kamen ins Gespräch
und plauderten über andere Marathonveranstaltungen. Sein Vorhaben, war
ebenfalls - mit einer Pace von um die 6 Minuten zu laufen - solange es eben
geht. Gleichmäßig liefen wir also die nächsten KM gemeinsam. Auch wenn ich ihm
mitteilte, dass ich mich mit dem Reden zurückhalten muss, weil ich keine Lust
hatte, dass sich das irgendwo rächt, so liefen wir trotzdem gemeinsam weiter.
Zwischendurch wechselten wir zwar immer wieder ein paar Worte, aber er
akzeptierte es auch, dass ich nicht quatschen kann - ohne Ende :-)

Regelmäßig versorgte ich mich mit Getränken an den Verpflegungspunkten mit
Getränke, obwohl ich meinen Trinkgürtel dabei hatte. Dieser jedoch sollte für
schlechte Zeiten bleiben :-) Auch wenn sich mein Mitläufer immer leicht von mir
entfernte - an den Getränkestationen, so waren wir nach kurzer Zeit schnell wieder
zusammen. Er hatte einen Strohhalm dabei, um beim Trinken - das Tempo nicht
rausnehmen zu müssen. Das wollte ich eigentlich auch immer mal ausprobieren,
doch bisher habe ich das immer vergessen. Jetzt muss ich das echt mal in meinem
Kopf verankern - das sah nämlich richtig gut aus. Als es über die Wendeschleife
ging, war man nicht mehr durch die Bäume - vor der Sonne geschützt. Man merkte
nun, dass sie schon richtig Kraft hatte. Mir persönlich war es in der Sonne
schon fast zu warm. Hier traf ich noch auf Manfred und meinem Schatz, sowie auf
Michi, als es wieder in Richtung See zurück ging. Immer noch lief ich mit dem
Kölner an meiner Seite. Vor uns lief bereits eine Gruppe aus (keine Ahnung - 6
bis 7 Personen?) Es war eine angenehme Truppe! Weiterhin lagen wir bei einer
gleichmäßigen Pace - von knapp unter 6 Minuten. Irgendwo zwischen KM 16 und 17
verspüre ich ein starkes gerummel in meinem Magen. Na toll - nicht schon wieder
! Das hatte ich doch sonst nie - bei meinen Wettkämpfen. Es half nichts - ich musste
die Truppe davon ziehen lassen und ab in die Büsche. Witziger Weise riefen sie
mir noch hinterher - falscher Weg! Fand das aber gar nicht witzig, denn es
gefiel mir in dieser Truppe. Ich verlor hier über eine Minute. Unüberlegt hatte
ich Hoffnungen, mich nach und nach - an diese Truppe ranzuarbeiten und legte
einen Zacken zu. Die nächsten KM lagen somit bei 5:42 - 5:49. Schnell merkte
ich aber, dass dieses Tempo zu viel Kraft kostet und ich schraube spontan
wieder zurück. Die HM-Marke überlaufe ich mit einer Zeit von 2:05:?? Mir geht
es weiterhin richtig gut und ich genoss jeden KM. Zwischendurch standen immer
wieder Samba Bands oder Zuschauer, die für Stimmung sorgten. Aber auch die
ruhigen Streckenabschnitte gefielen mir richtig gut!

Als es zum zweiten Mal die Hauptstraße hoch in Richtung Werden ging, war die
Strecke nicht mehr so schattig und angenehm kühl, wie in der ersten Runde. Hier
spürte ich zum ersten Mal, dass ich doch schon einige KM hinter mir hatte, denn
es fiel mir doch ziemlich schwer - hier hoch zu kommen. Meine Pace lag auch
direkt über 6 Minuten. Auch der kleine Hügel, als es nach Werden - am Wehr hoch
geht - war für mich irgendwie ein gefühlter " richtiger Berg " :-)
Dieser Streckenabschnitt hat mir sehr viel Kraft gekostet, obwohl ich direkt
auch langsamer wurde. Als es am See wieder schattiger wurde, konnte ich
trotzdem meine Pace nicht wieder auf knapp unter 6 Minuten bringen. Die Pace
lag weiter - immer wieder leicht darüber. Nach Haus Scheppen überholen mich die
Pace Maker 4:15. Zuerst dachte ich - hänge Dich daran - in der Gruppe läuft es
sich leichter, doch das wäre mir zu schwer gewesen. Das war hier und heute
nicht mein Ziel. Ich wollte Spaß und den Marathon genießen. Also entschied ich
mich - sie davon ziehen zu lassen und nach Gefühl weiter zu laufen. Bei der 30
KM Marke lag meine Pace übrigens schon bei knapp über 6 Minuten. Das machte
deutlich, wie viel langsamer ich allein zwischen KM 21,1 und 30 bereits wurde.
Aber egal, es sollte Spaß machen. Auch wenn es zwischen KM 30 und KM 35
schwieriger wurde, so genoss ich diesen Lauf weiterhin, da ich ja bereits das
Tempo drosselte. Auch an den Verpflegunspunkten ließ ich mir mehr Zeit, als bis
hier her.

Als ich die KM 35 überlief, wurde mir irgendwie immer wärmer und die KM fielen mir
nun doch ziemlich schwer. Ich greife immer wieder zu meinen Getränken aus
meinem Gürtel - gut, dass ich diesen dabei  hatte :-) - und trotzdem
machte ich ausgiebige Pausen an den letzten Verpflegungspunkten. Immer wieder
tankte ich Kraft, welche allerdings nicht wirklich anhielt, als ich wieder im
Laufschritt kam. Kurz vor KM 39 helfe ich noch einen Mitläufer mit
Salztabletten aus, weil er starke Krämpfe im Oberschenkel hatte. Gerne hätte
ich ihm auch noch was zu trinken angeboten, doch mein Gürtel war bereits leer
gesüppelt. Doch er freute sich, dass ich ihm mit dem Salz ausgeholfen habe. Ich
hoffe nur, dass es ihm auch geholfen hat - ich habe ihn danach nämlich nicht
wieder gesehen.

Als ich KM 40 passierte, war ich trotz des verhaltenen Tempos ziemlich platt
und freute mich gleich durch`s Ziel zu laufen. Hier stand noch ein Sprecher und
Musik schallerte aus Lautsprecherboxen. Ich bekam Gänsehaut und war ziemlich
nahe - meinen Tränen freien Lauf zu lassen. Doch noch hatte ich 2 KM zu laufen
:-) Irgendwie überkamen mich hier aber ziemlich viele Glückshormone :-) Ich
denke daran, dass Roland mir bestimmt entgegen kommen wird. Versorge mich noch
einmal mit Iso und Cola - kühle mich noch einmal gut ab, bevor es locker weiter
ging. Was auch immer locker hieß :-) Meine Pace lag mittlerweile weit über 6
Minuten, weil ich a) deutlich langsamer unterwegs war - b) mir ausgiebig Zeit
an den Getränkestationen ließ.

Als es kurz vor der Zielgeraden links abgeht, sehe ich von weitem meinen Schatz
winken. Kurz machte ich noch bei ihm halt, frage ihm, wie es gelaufen ist -
nehme mir noch ein leckeres Küsschen mit und ziehe weiter. Auf der Zielgerade
stand die Sonne, welche mittlerweile 23 Grad frei setzte. Ich empfand das schon
ziemlich grenzwertig. An Tempo machen, dachte ich hier nicht mehr. Lieber nahm
ich noch das Publikum richtig gut mit - genoss es gefeiert zu werden,
obwohl meine meine Puste doch ziemlich am Ende war. Die letzten 200 Meter
lagen vor mir, ich erhaschte mit einem Blick auf der Uhr, dass ich die 2 nach
der 4 noch davonlaufen könnte und schaffte tatsächlich doch noch mal
anzuziehen. Ich hatte es geschafft. 4:19:35 :-) und das mit so viel Genuss
*freu*

Im Nachhinein muss ich sagen -klar wurde es am Ende schwer - es ist eben
Marathon - aber ich bereue nicht eine einzige Sekunde, mich so entschieden zu
haben. Mich hier nachzumelden war riskant und bestimmt auch unvernünftig, aber
es war trotzdem richtig. Nun kann ich mit Freude und einem toll gelaufenen
Marathon - das Thema Marathon für dieses Jahr abschließen :-)

Jetzt heißt es ganz eisern - drei Wochen eine stramme Pause einzulegen. Die
erste Woche komplett runter geschraubt - einige Tage 0 KM - die nächsten
zwei Wochen - nur wenige und lockere KM und evtl. nur drei Trainingseinheiten
anstelle von 4. Eine Regenrationszeit muss jetzt sein, bevor es in die
Grundlage, für das Jahr 2011 geht.

Ich bin nun so glücklich und stolz zugleich :-)