Tusem Essen Blumensaatlauf

 

72. Wettkampf

 

Laufzeit 53:15

 

Platz 289 von 383 Teilnehmer

 

 Platz 11 in AK

Tusem Essen Blumensaatlauf / 28. November 2009 / 10 KM

 

Das war Mord!

 

Nach dem New York Marathon habe ich trainingstechnisch nicht so sehr viel machen können, da ich mit meiner Atemwegentzündung und Nasennebenhöhlenentzündung zuerst einmal 10 Tage pausieren durfte. Der Wiedereinstieg viel mir sehr schwer - was scheinbar aber mehr an den Medikamenten gelegen hat, als an der Laufpause. So ein blödes Antibiotikum haut einem doch ziemlich die Beine weg! Somit lief ich bis heute nur kurze Distanzen und alle schön locker, bis hin - zu einem Schnitt von 7 Minuten pro KM. Kaum zu glauben, aber selbst das fiel mir schwer :-) Meine längste Einheit nach dem Marathon und der Laufpause lag ein einziges Mal bei 16 KM. Das ich nicht viel reißen konnte, war mir klar, aber ich dachte mir, dass sei ein schöner Tempolauf, den ich mir im Training allein zur Zeit nicht antun würde :-)

Ich wollte dabei sein. Bei absolut fiesem Wetter, ging es ab in Richtung Essen. Zum zweiten Mal wollte ich hier auf die 10 KM-Distanz an den Start gehen. Immer wieder starke Regengüsse und starker Wind luden zwar nicht unbedingt ein, einen WK zu rennen, aber manchmal muss man auch ein wenig verrückt sein :-) Die Temperatur lag bei ca. 7 Grad und war somit relativ gut! Es fühlte sich allerdings durch den Wind irgendwie ziemlich frostig an. Da vor Ort eine riesige Baustelle war, waren die Parkplätze in diesem Jahr nur begrenzt. Da wir früh vor Ort waren, hatten wir Glück und konnten uns direkt an der Turnhalle, einen Parkplatz ergattern. Die Nachmeldung verlief, wie gewohnt - schnell und unkompliziert. In der Turnhalle bereiteten wir uns dann gemütlich auf den Lauf vor. Wegen dem Wetter, entschied ich mich für eine 7/8 Hose, kurzes Unterhemd und ein dünnes Laufshirt mit langem Arm sowie dünne Handschuhe. Nicht wirklich so meine Lieblingsbekleidung für einen WK, aber Regen auf der nackten Haut - noch dazu den kalten Wind, musste ich auch nicht haben :-) Der obligatorische Ablauf war schnell erledigt und zum warmlaufen hieß es auch direkt, ab durch einen schönen Regenguss. Als ich über die Brücke ( direkt am Start ) ausweichen wollte, da es mir unten auf der Strecke zu voll war, dachte ich - ich fliege weg. Der Wind haute mir oben auf der Brücke, fast die Beine weg. Na prima - das kann ja witzig werden - ging es mir durch den Kopf. Noch fand ich das witzig und ich machte noch meine Späße. Aber egal, jetzt war ich gemeldet, jetzt gab es kein Zurück mehr :-) Nach meinen 2 KM warm Laufen, ging es direkt zur Startaufstellung. Ich war ganz schön kribbelig. Es war komisch, am Start zu stehen und sich nicht einschätzen zu können. Dass ich viel zu weit hinten stand, nahm ich irgendwie gar nicht wahr. Der Startschuss fiel und es bewegte sich nur ziemlich zäh. Schon fast an der Startlinie angelangt, war ich immer noch im Gehschritt. Erst ab der Startmatte konnte ich mich in einem ganz lockeren Trabschritt nach vorn bewegen.  Das regte mich natürlich schon direkt auf. Wie kann man nur so einen dummen Fehler machen? Langsam starten kann " ich allein " ja nur sehr schlecht, von daher sollte es ja gut sein, ein wenig gebremst zu werden, aber Laufen wollte ich schon :-) Erst nach ca. 400 - 500 Meter ging es dann flott voran und ich rannte Slalom durch die Masse. Dass ich hier jetzt natürlich viel zu schnell war, bemerkte ich vor lauter Aufregung nicht. Erst als ich einen kurzen Blick auf die Uhr warf - sah ich, dass meine Pace bei 4:37 lag. KM 1 zeigte mir meine Uhr dann 4:56 Minuten an. Das lässt darauf schließen, wie schnell ich losgedüst sein muss, als ich endlich freie Bahn hatte! Und wie gewohnt finde ich natürlich auch bei KM 2 keine Geschwindigkeit, die ich halten konnte. Auch hier zeigte mir meine Uhr 4:57 Minuten an. Ich hasse es, dass ich im WK ( zumindest auf den kurzen Distanzen ) kein Gefühl für das Tempo habe. Es fühlt sich immer so locker und richtig an :-) Zumindest auf den ersten KM! Der Regen störte mich mittlerweile eigentlich wenig, doch der Wind war ziemlich nervig. Der kam teilweise so unkontrolliert von der Seite, dass man echt meinte, gleich fliegen die Beine weg. Richtig fies, wurde es natürlich, wenn er frontal von vorne kam, doch das war ja " Gott sei Dank " nicht über die gesamte Strecke. Doch viel Kraft kostete mir das Wetter und die 2 Anfangskilometer schon. Bei KM 5 lag ich unter 26 Minuten - was eigentlich auf eine Zielzeit unter 53 Minuten heißen sollte. Mir war allerdings bereits hier ziemlich klar, dass ich für die nächsten 5 KM mehr Zeit benötige. Ich war schon ziemlich platt. Meine Lust lag schon ganz unten bei null - aber irgendwie musste ich ja wieder zurück :-) Ich gönne mir an der Verpflegungsstelle einen Becher Iso und stellte gleichzeitig fest, dass ich vor dem Start völlig vergessen hatte, noch etwas zu trinken. Noch ein schöner - dicker - dummer Fehler ! Während ich diesen Becher Iso zu mir nahm, legte ich ganz gepflegt eine ruhige Geh-Pause ein. Ich war KO und mein Kopf sagte mir: " Ich habe keine Lust mehr "! Schon übel, wenn man so böse Geister, mit auf die Strecke nimmt. Eine Geh-Pause bei einem 10 KM-WK - passiert mir auch nicht alle Tage :-) Nach meiner gepflegten Pause, komme ich nur noch schwer im Laufschritt und das Tempo ist auch ziemlich bescheiden. Ich versuche mich irgendwie zu motivieren, doch mein Kopf spielte nicht mit. Und wenn der Kopf mal so gar nicht mitspielt, sieht man erst einmal, wie wichtig er in solchen Momenten ist. Ein WK fängt tatsächlich im Kopf an. Mein Kopf wollte nicht und von Meter zu Meter glaubte ich - die Luft wird immer dünner. Immer wieder gingen mir total doof Gedanken durch meinen Kopf: "Ich habe keine Lust mehr - das ist mir viel zu schwer"! "Nehme doch einfach noch mehr Tempo raus"! "Soll ich vielleicht einfach locker bis zum Ziel traben"? Und so weiter...... Unglaublich - das ganze auf einer 10KM-Strecke. Bei KM 7 kamen mir sogar ganz kurz die Gedanken, ob ich nicht aussteigen soll. Ab hier, rüttelte ich mich aber doch ein wenig wach. Ich sagte mir selbst, wie doof ich gerade bin, dass es gar nicht mehr weit sei ..... Nicht mehr weit ? Na ja – selbst wenige Meter können sogar noch ganz schön weit sein, wenn man platt ist und man so böse Geister auf den Schultern hat :-) Die restlichen KM zogen aber so weiter - indem ich mich immer wieder selbst aufmunterte - doch wirklich flott voran ging es nicht mehr. Mir war das aber irgendwann egal. Ich wollte diesen Lauf einfach nur zu Ende bringen und nicht aufgeben. Als ich irgendwann von weitem die Brücke sah, fixierte ich meinen Blick daran, denn da wusste ich - da ist Ziel :-) Als Roland kurz vor dem Ziel noch rief, ich solle noch einmal anziehen, wäre ich am liebsten stehen geblieben und hätte meine Wut gerne an ihm ausgelassen. Doch das kniff ich mir natürlich, er konnte ja nichts dafür :-) So einen Satz konnte ich in diesem Moment aber nicht wirklich gebrauchen, aber mein Schatz hat es ja nur gut gemeint und wollte mich noch einmal anheizen. Klar, dass das gar nichts brachte. Mit einer Zielzeit von 53:15 Minuten lag dieser Lauf dann endlich hinter mir. Eigentlich war mir vor dem Lauf klar, dass ich heute nichts reißen konnte, doch dass es so endet, hätte ich nicht geglaubt :-)

Bis vor dem Start hatte ich im Hinterkopf, morgen in Bertlich an den Start zu gehen, doch diese Lust wurde mir hier genommen. Die ersten Worte, die ich zu Roland sagte, waren: " Das war Mord - ich laufe morgen nicht in Bertlich "!  Ich war bedient von WK-laufen :-)

Als ich später wieder ein wenig runter kam, alles noch einmal Revue passieren ließ, musste ich feststellen, dass ich trotzdem richtig zufrieden bin, mit diesem Ergebnis. So tief meine Lust den Nullpunkt erreicht hatte und so KO wie ich war, hätte ich auch locker eine Zeit von über 55 Minuten ablegen können. Es freut mich, dass ich es trotzdem irgendwie geschafft habe, mich ans Laufen zu halten und um das bestmögliche Ziel gekämpft habe. 

Mein diesjähriges Ziel für die 10 KM war eigentlich die sub 50 Minuten. Da das Jahr aber so gut wie vorbei ist, muss ich feststellen, dass ich von diesem Ziel wohl sehr weit entfernt bin. Wenn ich die Unterdistanz 5 KM als Grundlage nehme müsste das drin sein, aber weiß der Geier, warum ich nicht einmal annähernd daran komme.