Küsten-Wanderung von Melenara nach La Garita

Mit dem Bus Linie 90 ging es in Richtung Las Palmas. Ausstieg an der Haltestelle "Cruz de Melenara". Das Wetter war heute trüb und stürmisch. Es sollte eine weitere Küstenwanderung werden, diesmal hinter dem Flughafen. Uns war bewusst, dass wir von der Haltestelle noch ca. 1,5 km in Richtung Melenara zu gehen hatten. Doch zunächst war es wichtig, die Haltestelle für den Rückweg zu finden bzw. den Übergang über die Autobahn. Dieser Vorort von Melenara gehörte schon zu der Provinz Telde. Viel Gewerbe, große Supermärkte wie Lidl, Aldi und Mercadona reihten sich direkt an der Autobahn. Ideale Voraussetzungen für die Einheimischen.

Eine relativ neu ausgebaute Straße mit Fussgänger- und Radwegen führte uns geradeaus in Richtung Küste. Wir hatten eine ungefähre Route bei Koomot herausgesucht, wollten uns an dieser aber nicht so genau halten sondern wie gewohnt erweitern. So ging der urspürngliche Weg an der Straße eigentlich links ab, für schnurgerade in Richtung Meer. Unten angekommen war ich zunächst ein wenig irritiert, denn von der Route Richtung El Bufadero waren wir in gutes Stück entfernt. Die Neptun-Statur im Meer und der nahegelegende Hafen zeigte uns laut Karte aber den richtigen Weg in nördlicher Richtung.Der Bildhauer Luis Arencibia trägt das Meer in seinem Blick, genau wie der Dichter Rafael Alberti. Das dunkelblaue Glitzern seiner Augen hat einen Ursprung und dafür gibt es eine Erklärung. Als Kind schwamm der Künstler bis zur Spitze des Vulkangesteins, das in Telde (Gran Canaria) am Südhang des Melenara-Strandes aus der Flut ragte. Viele Jahre später schuf Arencibia eine mehr als vier Meter hohe Bronzeskulptur von Neptun, die derzeit das Gebiet beherrscht und den Herrscher der Meere sein blaues Königreich vom Wachturm aus überblicken lässt. Melenara ist ein feiner, sechshundert Meter langer Sandstreifen, der von Steinwächtern begleitet wird, das heißt von zwei basaltischen Armen, die einen Strand umschließen und abgrenzen. Es ist schon imposant diesen Küstenabschnitt zu sehen. Selbst kann man einige Zeit verweilen. Es ist ein kleiner Ort, wo Touris eine Ausnahme sind. Ein Ort weit weg vom Tourismus. Urspürnglich, so wie man es sich wünscht - das wahre Gran Canaria, ohne Betten-Burgen und Ramba-Zamba. An der Promenade reihen sich einige Fischrestaurants, große Parkbereiche, Fitnessgeräte und ein Spielplatz. Wir gehen vom Strand aus die Treppen steil hoch zur Promenade, wunderschön alles ausgebaut. Man könnte direkt Lust bekommen hier zu laufen, aber der Küstenabschnitt ist sehr rau und stürmisch. Hinter Ecke lauert ein Highlight: Oberhalb des kleinen Fischerhafens ist der Leuchtturm. Wir bleiben weiter direkt an der Küste, umrunden den Leuchtturm und sehen schon, wie die Promenade wunderschön weitergeht. Hier wurde sich richtig Mühe gegeben! Immer wieder gibt es Abschnitte, wo man über Treppen direkt an kleine Strände kommt. An Hinweisschilder wird auf diese Strände hingewiesen, aber nicht zum El Bufadero. Seltsam, obwohl dies ja eigentlich eine Attraktion ist. Wir überqueren den schwarzen vulkanischen Sandstrand "Playa del Hombre". Diese Küstenwanderung ist jetzt schon ein richtiges Urlaubshighlight! Das Meer schlägt sehr große Wellen an die basaltischen Felsen. Wir können das Handy gar nicht weglegen, es ist einfach eindrucksvoll zu sehen, welche Kraft das Meer hat. Wir marschieren weiter und plötzlich steht ein Hinweisschild "El Bufadero"....."Naja" - sagen wir beide uns mit Blicken, das haben wir uns aber eindrucksvoller vorgestellt. Was wir bis zu diesem Punkt gesehen hatten, war zig Mal schöner, als El Bufadero. Wenn mehrere große Wellen heranrollen, kannst du es entdecken. Dann zischt und faucht es hier bzw. kommen zwei Wasserfontänen mit lautem Getöse aus dem Boden geschossen, je nach Jahreszeit und Stärke des Wellengangs. 

Bufadero ist die spanische Bezeichnung für ein Blowhole oder auch Blasloch. In der Geologie wird so eine enge Öffnung am Ende einer Meereshöhle bezeichnet, die von der Höhlendecke hinauf ins Freie reicht.

Unter den Felsen am „El Bufadero“ befindet sich eine Höhle, die zum Meer hin offen ist. Wenn hier Brandungswellen auftreffen, wird sowohl das einströmende Wasser, als auch die in der Höhle vorhandene Luft die Wände hochgepresst. Dadurch wird die Luft komprimiert und Druck baut sich auf.

Einziger Ausweg: Das Loch an der Höhlendecke, über das die Luft mit einem Zischen, Fauchen oder Schnauben nach draußen strömt. Bei hohem Wasserstand und besonders kräftigem Wellengang wird sogar Wasser durch das Loch gepresst und schießt als Fontäne in die Luft.

Am eindrucksvollsten „büffelt“ das Blowhole bei hohem Wasserstand, also zum Höhepunkt der täglichen Flut. Wir machen hier auf einer Bank Rast und essen ein wenig. Nah ran an dem Bufadero kommt man nicht. Der Zugang ist versperrt und man kann diese Wasserfontänen nur von der Promenade aus sehen. Wir finden es schön, aber wie geschrieben - haut es uns nicht um ! Nach der Pause reizt es uns weiter an der Küste entlang zu gehen und nicht Kehrtwende zu machen. Dafür ist es auch noch zu früh! Ziel ist es nun "Playa de la Garita". Zunächst passieren wir ein Haus direkt an der Felsenküste. Hier hat sich ein Einheimischer sein Lebensdomiziel eingerichtet. Malereien an den Hauswänden und viel Selbstgebasteltes steht rundherum. Ich fotografiere dieses originelle Haus aus vom nahen, möchte aber den Einheimischen in seiner Privatsphäre nicht stören - das gehört sich einfach nicht. Mich faszieniert einfach, wie originell die Malerei an den Wänden - einfach aber schön.

Immer geschlängelt an der Küste entlang erreichen wir nun den Playa de la Garita. Kurz vorher noch übrig geblieben, ein kleiner alter Bunker. Der sichelförmige Strand besitzt feinen, dunklen Sand und ist etwa 260 m lang und im Mittel 25 m breit. Ruhig und famileinfreundlich mit einigen Bewirtungslokalen. Ein paar Einwohner weilen hier, trotz des stürmischen Wetters, aber scheinbar sind sie es gewohnt, dass die Küste hier eben ein wenig rauer ist. Einen kleinen Bogen an der Küste möchten wir noch mitnehmen, denn bei Komoot entdecke ich, das um die Ecke "Die Höhle der tausend Farben" ist. Die Cueva de los Mil Colores, auch als Reina Mora Höhle bekannt, ist ein Geheimtipp. Eine magische Höhle mit einem Naturschwimmbecken mit kristallklarem türkisfarbenem Wasser. Hier sollen die umgebenden Felsen sich in eine Leinwand aus unendlichen Farben und Schattierungen verwandeln Diese Höhle taucht jedoch bei Flut unter, so dass sie nur bei Ebbe sichtbar und zugänglich ist. Leider haben wir zur Zeit Flut. Wir krabbeln zwar an diesem Küstenabschnitt drumherum, aber bei dem stürmischen Wellengang ist es zu gefährlich näher zu dieser Höhle zu gelangen. Wir erahnen nur, wie es bei Ebbe sein könnte! Ich weiß auch nicht, ob wir es uns bei Ebbe trauen würden dorthin runter zu klettern, weil es sehr rutschig ist. Wir filmen weiterhin die meterhohen Wellen und sind noch immer "geflasht".

Noch ein paar hundert Meter, dann wollen wir Kehrtwende machen. Es reizt einen immer weiter zu gehen, aber irgendwann muss Schluss sein. Der Mirador Playa de Palos ist unser Endziel (siehe oben das Vorschaubild). Einfach wunderschön den Naturstrand mit den oberhalb stehenden alten Häusern anzuschauen.

Jetzt heißt es nun Rückweg! Das geht alles viel schneller, auch wenn die Sichtweise doch eine andere ist. Am Bunker vorbei wo nun ein Einheimischer mit einer Kerbe seine Initalien in die Mauer einritzt.

Es geht nun flott, aber es wird auch langsam Zeit, denn der Bus fährt stündlich und wir wollen uns in Melenara im Discounter mit ein paar Lebensmittel versorgen. Dies tun wir auch und haben trotzdem noch viel Zeit an der Haltestelle, diese Wanderung Revue zu passieren und schauen uns die "geschossenen Bilder". Die Linie 90 lässt sich Zeit, dessen muss man sich bewusst sein. Wenn man hier ist, muss man Zeit einplanen, denn es kann passieren das der Bus mit einer großen Verspätung kommt oder - weil er voll ist - gar nicht anhält. Erstgenanntes passiert uns auch! 25 Minuten Verspätung, da denkt man schon an einen Ausfall und hat im Kopf, welche Alternativen als nächstes in Frage kommen würden. Diese wäre mit dem 1er über El Doctoral, was aber viel länger dauern würde. Letztlich ist es wirklich nur eine große Verspätung und es geht zurück in unser Urlaubshotel. Eine wahnsinnig und erlebnisreiche Wanderung geht zu Ende.