Grenzpfade im Moor...oder "Im Land der E-Biker"

Eine spontane Wanderung führt uns wieder mal an die holländische Grenze. Aus dem Buch "Wanderungen für die Seele", haben wir uns eine rund 10 km-Route ausgesucht, die auf Grund meiner Gürtelrosen-Erkrankung in der letzten Woche nicht zu anstrengend ist, aber wie das Buch schon sagt "...für die Seele". Wir fahren mit dem Auto zunächst in Richtung Ahaus / Alstätte über die B 70 vorbei an Vreden. Den Weg kennen wir bereits von unserer Wanderung im "Haaksberger Veen". Start und Ziel ist der Wanderparkplatz an der Haarmühle. Als wir angekommen sind wir echt überrascht. Es ist morgens und die Parkplätze sind schon gut gefüllt. Auch der Bereich um den Biergarten ist umsäht mit E-Bikern. Diese werden uns noch irgendwann auf diese Tour, insbesondere gegen Ende, noch nerven. Hier an der Haarmühle ist es einfach traumhaft schön.Da kann man die Leute verstehen, dass sie hier gerne "einkehren". Eine tolle Atmosphäre. Die Mühle, welche in Betrieb ist, kann man von Innen besichtigen. Ein Stand mit selbstgebackene Brote sowie selbstgemachte Marmeladen laden einen ein. Wir holen uns auch sofort ein Brot und verstauen es im Auto. Wir machen einen kleinen Rundgang um die Haarmühle und entdecken eine kleine Pferde-Weide. Neugierig kommt der Hengst zu uns angelaufen und ist neugierig......Neugierig nicht auf uns, sondern auf das lecker duftende Brot. Nix da ! Ist alles unser :-) Am Ende der Pferdekoppel entdecken wir ein Storchennest, woe die kleinen Jungen gerade gefüttert werden. Einfach schön! Hier kann man schon eine gewisse Zeit verweilen, aber so langsam wollen wir los. Wir folgen zunächst die "blaue Wegmarkierung", überqueren die Ahauser Aa und kommen nach 400 m zu einer T-Kreuzung. Links sieht man den andeutungsweise nachgebauten Galgen am Galgenbülten. Im Mittelalter wurden genau an dieser Stelle Straffällige gehängt. Die Lage zur nahegelegenden Grenze hatte seinen Grund, denn die erhängten Sträflinge sollten für Durchreisende als Abschreckung gelten. Die blaue Markierung führt eigentlich entgegengesetzt der Buchbeschreibung, wo von einem Wirtschaftsweg auf der rechten Seite von gesprochen wird. Zumal der linke Weg ein Schotterweg ist und kein Wirtschaftsweg. Also folgen wir dem "Buch", was letztlich auch richtig ist. Auf den asphaltierten Wegen ist es angenehm zu wandern, zumal zunächst auch keiner diese Strecke wandert oder mit seinem "E-Moped" abfährt. Es ist ein schöner Abschnitt, aber nicht so toll wie der Anfang. Erst ab dem kommenden Aussichtspunkt wird es nahezu bis zum Ende einfach traumhaft schön. Auf dem Weg dorthin viele blühende Büsche, wo das eine oder andere Foto geschossen wird. An der Aussichtsplattform haben einen schönen Ausblick über das Witte Venn. An einem kleinen Tümpel sieht man die verschiedensten Vögel von der Schnepfe, den Austernfischer, den Fischreiher bis hin zu Kiebietze. Ein tolles Schauspiel sie zu beobachten. In Ferne sehen wir die Hochland-Rinder, die gemütlich auf der Weide liegen und sich nicht stressen lassen. Mittlerweile kreuzen uns immer E-Biker, teilweise klingelnd in einen Wahnsinns-Tempo. Ist das Strecke machen ? Sightseeing an diesem schönen Fleck kann es auf jeden Fall nicht sein. Teilweise rücksichtslos in Dreier- oder Viererreihen und es werden immer mehr. Als wir nun auf einen kleinen Pfad sind, nun auf holländischer Seite, wird es recht eng und man muss auf die E-Mopeds aufpassen.

 

Das erste beschriebene Wildgatter kommt. Wir öffnen es und stellen fest - Wir öffnen es eigentlich für die ganze Masse E-Biker, die gerade vor und hinter uns ankommen. Dankend nehmen sie die "Türhalter" entgegen. Nichtsdestotrotz ist es auch ein schöner Abschnitt. Die Strecke ist nun mit der am Anfang erwähnten blauen Markierung versehen. Wir biegen nach dem erwähnten Wildgatter am nächsten Abzweig rechts ab und genießen die schöne weite Heidelandschaft. Am nächsten Wildgatter geht ebenfalls "die Post" ab. Die E-Biker sind nun scheinbar alle auf ihre Rallye unterwegs. Selbst als wir nun links abbiegen auf einen "schmalen" Pfad in Richtung dichten Rhododendrongebüsche, der für Radfahrer eigentlich verboten ist, kennt die eine oder andere Gruppe nichts dagegen und fährt dort durch - sogar mit Anhänger. Sorry, dafür habe ich kein Verständnis. Auch wenn es ärgerlich ist, lassen wir uns nicht die Stimmung vermiesen und genießen den Rhododendronwald, der an manchen Stellen schon am blühen ist. Wahnsinn - das muss man erlebt haben. Ein echtes Highlight ! Man kann es erahnen, wie es aussieht, wenn alles hier blüht. Der Textilfabrikant van Heek hatte sie als Besitzer der Flächen Ende des 19. Jahrhunderts für seine gartenarchtitektonischen Ideen pflanzen lassen. Geschlängelt geht es diesen schmalen Pfad weiter - atemberaubend. Wir kommen auf einem breiten Weg an und kreuzen die "ärmelosen Westen tragenden E-Biker" von rechts und links. Manche müssen wir regelrecht ausweichen. Wir kommen wieder an einem Rinter-Gatter an. Von Rindern ist hier aber leider nichts zu sehen, die haben scheinbar keine Lust auf die Gesellschaft dieser vielen Leute. Wir biegen rechts ab, gehen links einen kleinen Pfad entlang, damit wir nicht überfahren werden und machen eine Rast an eine Seenlandschaft. Übrig gebliebene Waffeln sind unsere Verpflegung als wir auf einem Holzstamm sitzen und dabei den Kaffee aus unserer Thermosflasche trinken. Richtig idyllisch hier das Frosch-Gequake zuzulauschen. Wir verlassen nun das letzte Rindergatter und der blau markierte Weg führt uns in einem Bogen zum "Het Markslag", ein typischer Bauernhof aus dem 17. Jahrhundert, der ebenfalls von dem Textilfabrikanten van Heek gekauft wurde. Das "Bakhuis" und die "Heerenkammer" wurden nach historischen Vorgaben restauriert. Man soll hier auch für Natururlaube übernachten können, im Eingang sehen wir zwei gemütliche Liegen. Aber Ausruhen gibt es nicht für uns. Es sind noch einige Meter zu absolvieren. Die Markierung führt uns wieder über einen schmalen Pfad in einem Wald, leicht rauf und runter. Man meint, es wäre hier richtig profiliert, wenn man nach rechts schaut.....ist es wohl auch. Der weg führt uns zu einer Lichtung mit Heidebewuchs. Gelber Ginster ist auf der rechten Seite am blühen ohne Ende. Zu einer anderen Jahreszeit ist sicherlich die blühende Heide ein Highligt. Wir überqueren die Ahauser Aaa und überschreiten die Landesgrenze in Richtung Haarmühle. Es ist brechend voll hier! Da es fürs Abendessen noch zu früh, für Kuchen zu spät ist, verweilen wir noch einige Minuten am Gewässer der Haarmühle bevor es für uns nach Hause geht.

Eine tolle Wanderung, die mit ein paar weniger "E-Bike-Helmis" noch schöner gewesen wäre. Aber das lag sicher an dem Feiertag, wo alle "einkehren" wollten...